Für Sebastian Vettel läuft es gar nicht gut: Das frühe Aus in Australien, nun die Hitzeschlacht in Malaysia – und noch ist unklar, ob Renault die Probleme gelöst hat. Hinzu kommt Vettels Motoren-Ärger.
Sepang. Beim Reizwort Turbo-Triebwerk kam Sebastian Vettel richtig auf Touren. Er sei nicht für das Reglement verantwortlich, aber „wenn es nach mir ginge, hätten wir einen schönen V 12 im Heck und würden den ganzen Batteriekram im Handy lassen“, kritisierte der viermalige Weltmeister vor dem Großen Preis von Malaysia zum wiederholten Mal lautstark die neue Formel Leise. „Es wäre schön, wenn man wieder mehr den Motor hört und nicht das Reifenquietschen. Wir sind doch nicht auf dem ADAC-Übungsplatz.“
Schon beim für ihn katastrophalen Saisonstart in Australien hatte Vettel den Sound der 1,6-Liter-Hybridmotoren mit sechs Zylindern mit einem „Staubsauger“ verglichen. Am Donnerstag legte der erboste Red-Bull-Pilot im Fahrerlager des Sepang International Ciruit verbal nach und sprach von „Shit.“ Die Formel 1 müsse laut sein, forderte er und erinnerte wehmütig an die guten alten Zeiten. Als er mit fünf oder sechs erstmals an der Strecke gewesen sei, habe die Erde regelrecht gebebt. „Der Sound ist etwas vom Wichtigsten.“
Erstaunlich gelassen ging Vettel hingegen mit seinem Fehlstart um: Wegen eines Software-Problems hatte er in Melbourne seinen RB10 bereits in der fünften Runde abstellen müssen. „Die Mütze, die ich aufhatte, hab ich im Zimmer auf den Boden geworfen“, räumte er im Rückblick ein. „Aber der Frust war relativ schnell vorbei.“ Schließlich habe es sich bei den mäßigen Test angedeutet, dass das Weltmeisterteam in dieser Saison Schwierigkeiten bekommen dürfte.
Im Hinblick auf die Probleme der Konkurrenz, meinte Vettel lapidar: „Keiner ist davor gefeit, dass etwas in die Hose geht. Es kann jeden treffen.“ Nico Rosberg feierte in Melbourne im Mercedes zwar einen souveränen Sieg, aber dessen Teamkollege Lewis Hamilton musste wegen eines Zylinder-Problems noch früher aufgeben als Vettel. „Lewis hat sein Auto nicht freiwillig abgestellt“, frotzelte der Titelverteidiger.
Vor der Hitzeschlacht am Sonntag (Start: 10 Uhr MESZ/Liveticker auf abendblatt.de) hat Vettel keinen Grund zu Optimismus. Er muss schauen, dass seine „Suzie“ erst mal richtig ans Laufen kommt. „Jeder Kilometer ist wichtig“, wies Vettel auf die mangelnde Fahrpraxis mit dem neuen RB10 hin. Die Zuverlässigkeit sei das „größte Puzzleteil“.
„Generell versucht man, voll anzugreifen“
Abstriche an seine Ansprüche will Vettel trotz der Widrigkeiten keine machen. „Zu gewinnen steht ganz oben“, gab sich der 26-Jährige aus Heppenheim kämpferisch. Attacke ist auch auf dem 5,543 Kilometer langen Sepang International Circuit angesagt. „Ob die Kiste dann hält oder nicht, wird sich zeigen“, urteilte er lakonisch. „Generell versucht man, voll anzugreifen.“ Im Rennen könne sich natürlich eine Situation ergeben, in der man das Auto schonen müsse, um ins Ziel zu kommen. Bei der heiklen Sensor-Thematik wich Vettel etwas aus. „Wir werden uns immer dafür entscheiden, wovon wir überzeugt sind“, sagte er. „Einerseits wollen wir das Maximum für uns, andererseits muss es legal sein. Aber es wäre ziemlich dumm, wissentlich etwas zu machen, was nicht legal ist.“
Teamkollege Daniel Ricciardo verlor nachträglich seinen zweiten Platz von Melbourne, weil mehr als die erlaubten 100 Kilogramm Benzin pro Stunde in den Motor geflossen sein sollen. Red Bull vertritt die Meinung, die eigenen Messungen seien korrekt gewesen und hat Berufung gegen die Disqualifikation eingelegt. Die Rennkommissare hatten Red Bull während des Australien-Grand-Prix auf den Regelverstoß hingewiesen.