Der alte und neue Weltmeister gewinnt auch in Abu Dhabi und stellt dadurch einen weiteren Rekord ein. Räikkönen äußert sich nach Pannenserie fortan gar nicht mehr.
Abu Dhabi. Als Sebastian Vettel seinen siebten Grand-Prix-Erfolg hintereinander mit Rosenwasser begoss, war der Mann des Wochenendes längst in der Dunkelheit verschwunden. Ja, Vettel stellte den Rekord von Michael Schumacher ein – die längste Siegesserie seit neun Jahren. Ja, der Weltmeister hat auch nach dem Titelgewinn die Lust am Demontieren seiner Gegner nicht verloren. Ja, Ferrari büßte im Kampf um den lukrativen zweiten Platz in der Konstrukteurswertung weiter an Boden ein. Geprägt aber wurde das Formel-1-Rennen in Abu Dhabi jedoch von Kimi Räikkönen. Dabei erreichte der finnische Ex-Weltmeister noch nicht einmal das Ziel.
Viel mehr kann nicht schieflaufen im Leben eines Rennfahrers als bei der Dienstreise an den Persischen Golf. Erst schwänzte Räikkönen die Interviewrunden am Donnerstag. Niemand, wusste, wo der 34-Jährige abgeblieben war. Gerüchte von einer durchzechten Nacht und einem verpassten Flieger machten die Runde. Doch die Gründe waren weitaus ernster. Räikkönen war mit voller Absicht zu Hause geblieben. Ein politisches Statement.
Später erklärte er seine Haltung beim Lotus-Team: „Ich bin später gekommen, weil ich überlegt habe, nicht am Rennen teilzunehmen. Ich habe großen Spaß am Rennfahren. Aber ein wichtiger Teil ist das Business. Wenn das nicht so gehandhabt wird, wie es sollte, muss man eine Grenze ziehen.“ Keinen einzigen Euro hätte er bislang bekommen, fügte er hinzu, und löste damit Debatten über die Zahlungsmoral in der Formel 1 aus. Der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart stimmte zu: „Ich weiß von mindestens drei Teams, in denen aktuell kein Geld fließt.“ Vettels künftiger Teamkollege Daniel Ricciardo kündigte an, die Umstände beim nächsten Treffen der Fahrergewerkschaft GPDA zu thematisieren.
Vettel überholte Webber in der ersten Kurve und fuhr einsam zum Erfolg
Räikkönen äußerte sich fortan gar nicht mehr. Nach dem Training erklärten die Regelhüter des Automobil-Verbandes Fia den Unterboden seines Boliden für illegal; Räikkönen wurde disqualifiziert und rutschte vom fünften auf den letzten Platz. Und gleich in der ersten Kurve des Rennens fuhr ihm Giedo van der Garde mit seinem Caterham vor das Auto. Räikkönen rollte in der zweiten Kurve aus. Entnervt kletterte er aus seinem havarierten Fahrzeug und floh vom Ort des Grauens. Angeblich soll er bereits am Abend zurück nach Europa geflogen sein.
Dass Räikkönens unkonventioneller Abgang die aufregendste Geschichte des Rennens war, lag wieder einmal an Sebastian Vettel. Der 26-Jährige hatte seinen Stallgefährten Mark Webber in der ersten Kurve überholt und war dann einsam zu seinem elften Saisonsieg gefahren. Sein Vorsprung vor dem Australier, dem nur noch zwei Chancen bleiben, um zum Abschied aus der Formel1 noch einen Sieg zu feiern, betrug am Ende mehr als eine halbe Minute. „Es läuft einfach wie geschmiert im Moment. Vielen Dank an das Team, das mir wieder einmal ein sensationelles Auto hingestellt hat“, sagte der Hesse, der seinen Sieg wie in der Vorwoche mit durchdrehenden Reifen feierte und damit bewusst eine Verwarnung in Kauf nahm. Seine Eltern, die für die nachträgliche Titelfeier nach Abu Dhabi gekommen waren, feierten ihn trotzdem wie bei seinem ersten Erfolg.
Der zweite Gewinner des Tages war mit Nico Rosberg ebenfalls ein Deutscher. Der Mercedes-Pilot machte als Dritter weitere neun Punkte auf seinen Stallgefährten Lewis Hamilton gut, der nur auf Rang sieben ins Ziel kam. „Priorität hat aber das Teamergebnis“, sagte Rosberg, dem stallinterne Wertung allerdings „sehr viel bedeutet“.