Beim Großen Preis von Italien gewinnt Hamilton. Sebastian Vettel ist ausgeschieden und verliert so wichtigen Boden in dem Kampf um die WM.
Monza. Drakonische Rennrichter und eine streikende Lichtmaschine haben Sebastian Vettel im Kampf um den Formel-1-Titelhattrick ausgebremst. Schon von einer überharten Durchfahrtstrafe zurückgeworfen, musste der Doppel-Weltmeister seinen Red Bull am Sonntag in Monza fünf Runden vor Schluss abstellen. Damit verlor der Titelverteidiger auch WM-Platz zwei an McLaren-Pilot Lewis Hamilton, der den Großen Preis von Italien souverän vor Überraschungsmann Sergio Perez im Sauber gewann. Als Dritter baute Ferrari-Star Fernando Alonso unter dem Jubel der Tifosi seine Gesamtführung aus.
Missmutig war Vettel da längst zurück zur Box gestapft. Mit 140 Zählern ist er nach dem Ende der Europa-Saison nun nur noch WM-Vierter, satte 39 Punkte hinter Alonso. Hamilton hat als Zweiter 142 Zähler, der Monza-Fünfte Kimi Räikkönen schob sich mit 141 Punkten auf Rang drei. Für Vettel war es der zweite Ausfall der Saison wegen eines technischen Defekts. Auch sein Teamgefährte Mark Webber, zuvor WM-Dritter, kam nicht ins Ziel.
Rekordchampion Michael Schumacher fuhr in dem packenden Rennen auf Rang sechs. Sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg kam als Siebter ins Ziel. Timo Glock steuerte seinen Marussia auf Rang 17. Der von ganz hinten gestartete Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg musste kurz vor Schluss aufgeben.
Vettel erwischte keinen guten Start und konnte Platz fünf nur mit Mühe behaupten. Dagegen legte WM-Rivale Alonso mit Wut im Bauch gleich richtig los und preschte in den ersten zwei Runden von zehn auf sechs vor. So hatte der Spanier seinen deutschen Kontrahenten schon nach wenigen Kilometern vor sich. Beide schnappten sich danach mit geschickten Manövern den als Vierter gestarteten Schumacher.
Noch weiter durchgereicht wurde Schumachers Mercedes-Teamgefährte Rosberg. Nach einem verunglückten Start und einem Rempler von William-Pilot Bruno Senna fand sich der als sechster losgefahrene Wiesbadener auf Rang 13 wieder. Vorn verteidigte Hamilton souverän seine Führung, Ferrari-Pilot Felipe Massa eroberte Platz zwei von Spa-Sieger Jenson Button im zweiten McLaren.
In Runde neun sorgte eine Woche nach dem Horror-Crash von Spa diesmal Toro-Rosso-Fahrer Jean-Eric Vergne für eine kurze Schrecksekunde. Der Bolide des Franzosen brach bei knapp 300 Stundenkilometern plötzlich aus, stieg in die Luft und krachte dann in eine Werbetafel. "Ich habe Rückenschmerzen“, meldete der ansonsten anscheinend unverletzte Vergne via Boxenfunk.
An der Spitze tat sich zunächst wenig, bis Button nach 18 Runden wieder zu Massa aufschloss und sich nach wenigen Kurven vorbeizwängte. Der Brasilianer steuerte seinen Ferrari kurz danach an die Box, kurz darauf folgten Vettel und Alonso. Haarscharf konnte der deutsche Red-Bull-Fahrer seine Position gegen den Gesamtführenden behaupten, dicht hintereinander kam das Duo zurück auf die Strecke - und das hinter einem Pulk anderer Autos.
Mit einiger Mühe schlängelten sich Vettel und Alonso durch das Feld, dann griff der Ferrari-Star an. Doch der Hesse fuhr Kampflinie, Alonso rauschte ins Gras. "Jetzt ist es genug“, funkte der Asturier wütend. Zwei Runden später konnte sich Vettel dann nicht mehr wehren und musste Alonso ziehen lassen. Damit nicht genug: Die Rennleitung verdonnerte Vettel für sein Manöver zu einer Durchfahrtstrafe – ein zumindest fragwürdiges Urteil.
Durch die Strafe rutschte Vettel auf Rang neun zurück. Vorn büßte derweil Button eine Woche nach seinem beeindruckenden Erfolg in Spa wohl endgültig alle Titelchancen ein, als sein McLaren in der 33. Runde mit technischen Problemen auf der Zielgeraden ausrollte. Das Ferrari-Duo Massa und Alonso rückte damit auf die Plätze zwei und drei vor.
Wenig später funkte Massas Renningenieur an den Südamerikaner: "Denk an deine Reifen, Fernando ist hinter dir.“ Nach ein paar weiteren Kilometern zog Alonso vorbei. Die Tifosi hofften nun sogar, dass ihr Liebling noch den führenden Hamilton angreifen könnte. Doch sie hatten nicht mit dem Mexikaner Perez gerechnet. Der Sauber-Pilot hatte dank einer perfekten Strategie am Ende das schnellste Auto und schnappte sich Alonso noch.
Doch für den Spanier war das nicht ganz so schlimm, weil kurz vor dem Ende sein ärgster Verfolger Vettel sein Auto abstellen musste. In die verbleibenden sieben Rennen geht er nun mit einem dicken Polster.