Der Formel-1-Zirkus bleibt vor dem Nachtrennen in Singapur im Europa-Rhytmus. Gefrühstückt wird um 15 Uhr, Schumacher fährt nachts Fahrrad.
Singapur. Frühstück nachmittags um drei, Joggen nachts um vier - für die Formel-1-Stars ist Singapur nicht nur durch das Fahren in der Nacht etwas ganz Besonderes. Der gesamte Zeitplan rund um den Grand Prix ist für Sebastian Vettel und Co. in dem Stadtstaat völlig anders. Wegen des späten Starts um 20.00 Uhr Ortszeit bleibt der komplette Formel-1-Tross im gewohnten europäischen Zeitrhythmus, um abends Höchstleistungen bringen zu können.
„Es ist ein sehr interessantes Leben hier. Irgendwann nach der Arbeit, wenn man von der Strecke weggeht, findet man kein Restaurant mehr. Ein gemütliches Abendessen gibt es nicht. Man versucht dann, irgendwie die Zeit totzuschlagen, damit man nicht zu früh ins Bett geht und halbwegs im Rhythmus bleibt“, beschrieb Rekordweltmeister Michael Schumacher den um sechs Stunden verschobenen Tagesablauf der Rennfahrer.
„Das ist sehr ungewöhnlich, aber auch sehr interessant. Ich bin zwischen zwei und vier Uhr nachts mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, habe mir die Strecke genau angeguckt und ein bisschen trainiert. Wer macht das sonst schon?“, fragte der 42 Jahre alte Mercedes-Pilot.
Einfache Antwort: 23 andere Fahrer, von denen jeder irgendwie versucht, so lange wie möglich wach zu bleiben. Weltmeister Sebastian Vettel, der am Sonntag (20.00 Uhr Ortszeit/14.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) bereits vorzeitig seinen zweiten Titel gewinnen kann, versucht sich darüber hinaus auch anders wach zu halten. „Ich gucke DVDs. Um fünf Uhr schlafe ich ein“, sagte Vettel, der wie seine Kollegen und die meisten Teammitglieder den Vormittag verschläft und erst gegen 14.00 Uhr aufsteht. Wohl kaum irgendwo anders auf der Welt hängen in den Hotels mittags noch die „Bitte nicht stören“-Schilder an den Zimmertüren.
„Es verändert sich im Vergleich zu den übrigen 18 Rennen im Jahr einfach die Routine“, sagt der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso. „Wir trainieren sonst immer um zehn Uhr und um zwei Uhr, am Samstag dann um elf Uhr vor dem Qualifying. Danach kommen Medien, Meetings, Autogrammstunden und Fahrerparade. Das ist einfach so ein Ablauf, der alle zwei Wochen gleich ist, auch wenn man immer woanders auf der Welt unterwegs ist“, sagte der Ferrari-Pilot.
„Nur in Singapur ist das eben anders. Man geht sehr spät ins Bett, steht erst zur Mittagszeit auf, fährt dann in der Nacht Rennen. Das ändert schon ein bisschen die Herangehensweise, gibt einem ein bisschen eine andere Sicht auf das Rennwochenende und sorgt für mehr Adrenalin“, erklärt Alonso.
Vettel mag das Rennen. „Es ist eines der besten der gesamten Saison“, sagt der Red-Bull-Pilot, der das Flutlicht liebt: „Es ist etwas Besonderes, auf das wir uns allesamt sehr freuen. Hier und auch in Abu Dhabi fahren wir los, wenn die Sonne untergeht. Für uns ist das sehr aufregend, und ich denke, das ist es auch für die Zuschauer.“
Viel mehr Nachtrennen wünscht sich Vettel aber nicht. „Dann wäre es ja nichts Besonderes mehr“, sagte er: „Wir haben da meiner Meinung nach einen guten Rhythmus mit ein oder zwei - in Zukunft vielleicht drei - Rennen pro Jahr. Wo, weiß ich aber nicht. Das könnte sehr nett sein.“