In Monza gewann der Red-Bull-Pilot vor drei Jahren als Neuling sensationell sein erstes Rennen. In den letzten Jahren lief es dort schlecht.
Monza. Gänsehaut - das ist Sebastian Vettels Erinnerung an Monza. Mit der ersten Pole Position und dem ersten Sieg nahm Vettels Karriere im königlichen Park von Monza vor gerade einmal drei Jahren richtig Fahrt auf. Mit insgesamt 17 GP-Siegen auf dem Konto und einer Hand am zweiten Titel kehrt der Red-Bull-Pilot am Wochenende auf den Traditionskurs zurück.
„Das werde ich nie vergessen. Es war ein Gänsehautgefühl, als ich zusammen mit Gerhard Berger, der damals Mitbesitzer von Toro Rosso war, oben auf dem Podium stand, unter uns Tausende von Fans“, erinnert sich Vettel vor dem Großen Preis von Italien am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Sky) an den 14. September 2008, als er im Regen von Monza zum jüngsten GP-Sieger der Formel-1-Geschichte geworden war.
Als Red-Bull-Pilot stand er in Monza dagegen noch nicht auf der Kanzel hoch über der Zielgeraden, auf der die Siegerehrungen förmlich zelebriert werden. Nach einem achten Rang 2009 und Platz vier 2010, den er sich mit einem gewagten Boxenstopp in der letzten Runde erkämpfte, würde er am Sonntag liebend gerne an den Ort seiner ersten Champagner-Dusche zurückkehren, obwohl Monza von der Streckencharakteristik mit vielen langen Geraden den „Bullen“ eher nicht liegt. Das war aber in Spa auch so, und dort holte Vettel vor knapp zwei Wochen seinen siebten Saisonsieg im zwölften Rennen.
Sebastian Vettel fährt in Spa zu Saisonsieg Nr. 7
92 Punkte beträgt Vettels Vorsprung vor seinem australischen Teamkollegen Mark Webber (259:167). Ferrari-Pilot Fernando Alonso (Spanien/157 Punkte) und das britische McLaren-Duo Jenson Button (149) und Lewis Hamilton (146) liegt noch weiter zurück. Dennoch will Vettel die erfolgreiche Titelverteidigung noch nicht als perfekt abhaken, was an seiner Stelle sein früherer Förderer Berger übernimmt. „Ich will jetzt nichts verschreien, aber es müsste wirklich ein Unglück passieren, dass sich da noch was ändert“, sagte der Österreicher zuletzt dem Fachmagazin Speedweek.
Dass Vettel in diesem Jahr der Konkurrenz und auch dem mit gleichem Auto ausgestatteten Webber so weit voraus ist, führt Berger auf den WM-Triumph 2010 zurück. „Ich glaube, das liegt daran, dass Sebastian viel stärker geworden ist. Er hat jetzt nicht mehr den Erfolgsdruck aus dem Vorjahr, er fährt jetzt mit der Leichtigkeit eines Champions“, sagte der Österreicher. Dieses Phänomen hätte man vorher auch schon bei anderen Fahrern beobachten können. „Mit dem ersten Sieg, für andere mit dem ersten Titel ist ein großer Teil des Drucks weg, der Pilot hat sich selber nun bewiesen, dass er das kann“, erklärte Berger: „Das macht ihn lockerer, und damit wird er noch schneller.“
Das nochmals gewachsene Selbstvertrauen nützt Vettel auch in Monza, wo die Fahrer sehr gefordert werden. „Der Kurs ist körperlich zwar nicht besonders anstrengend - aber trotzdem ist er nicht einfach zu fahren. Wir fahren wegen der langen Geraden mit wenig Flügeln, deshalb ist das Auto sehr labil im Heck und droht besonders in den Lesmo-Kurven ständig hinten auszubrechen“, erklärte Vettel: „Das Rausbeschleunigen aus der Parabolica ist eine Gratwanderung, weil sie hinten aufmacht. Beim kleinsten Fehler rutscht das Auto ins Kiesbett.“
Neben Vettel ist Monza natürlich vor allem für Fernando Alonso ein besonderes Rennen. Im Vorjahr hatte er bei seinem ersten Ferrari-Heimspiel den Sieg erkämpft und damit die Aufholjagd gestartet, die ihn fast noch zum WM-Titel geführt hatte, den ihm erst Vettel beim Finale in Abu Dhabi wegschnappte. Damals betrug Alonsos Rückstand vor Monza auf WM-Spitzenreiter Hamilton aber nur 41 Punkte, jetzt sind es 102 auf Vettel. (sid)