Beim Heimrennen am Sonntag bleibt dem Rekordchampion wohl nur eine Statistenrolle. Dennoch gibt er seine Ziele mit Mercedes nicht auf.
Nürburgring. Für Michael Schumacher läuft es auch im zweiten Jahr nach seinem Comeback mit Mercedes GP alles andere als zufriedenstellend. Siege sind mit dem Silberpfeil außer Reichweite, vom Titel ganz zu schweigen. Aber der Rekord-Weltmeister lässt sich dadurch nicht entmutigen. Im Gegenteil: Die aktuell aussichtslose Lage spornt Schumacher an. „Ich spüre keine Enttäuschung, ich spüre Kampfgeist“, versicherte er vor dem Großen Preis von Deutschland. Von Frustration keine Spur, dafür Kampfgeist pur.
Es erstaunt, wie gelassen der mit Abstand erfolgreichste Rennfahrer der Grand-Prix-Geschichte mit seiner eigentlich deprimierenden Situation umgeht. Vor seinem Heimspiel auf dem Nürburgring am Sonntag (Start: 14.00 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) dümpelt der 42-Jährige mit mageren 28 Punkten auf WM-Position zehn. Der Rückstand auf seinen Kumpel und WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel (204) beträgt beinahe unfassbare 176 Zähler. Nur fünfmal schaffte es der Routinier in die Punkteränge, wobei ein vierter Platz beim Chaosrennen in Montreal sein bestes Resultat war.
Trotz dieser Bilanz beteuerte der fast alle wichtigen Formel-1-Statistiken meist klar anführende Schumacher glaubhaft: „Ich spüre keine Enttäuschung, ich spüre Kampfgeist. Dass zum Kämpfen auch Rückschläge gehören und dass es keine Garantien gibt, weiß ich seit vielen Jahren. Auch dass man immer wieder aufstehen muss.“
Teilweise lässt sich Schumachers jetzige Situation mit seinen Anfangsjahren bei Ferrari vergleichen. Als der Champion aus Kerpen nach zwei WM-Titeln mit Benetton 1996 zur Scuderia wechselte, herrschte dort Chaos. Das Team war nicht konkurrenzfähig. Mit unbändigem Siegeswillen, Disziplin und Zähigkeit brachten Teamchef Jean Todt, Technik-Direktor Ross Brawn, der auch jetzt bei Mercedes GP das Sagen hat, Schumacher sowie ihre Helfer den damals lahmenden Ferrari-Hengst wieder auf Trab.
Schumacher geht fest davon aus, dass er und das Mercedes-Team auch die Silberpfeile wieder zum Fliegen bringen. Nachdem es in dieser Saison nicht wie erhofft klappt, nimmt er eben 2012 – seinem nach derzeitigem Stand finalen Formel-1-Jahr – einen erneuten Anlauf.
Der siebenmalige Weltmeister räumte ein, dass er vor dem Saisonstart 2010 zu forsche Ankündigungen gemacht habe. „Ich würde wahrscheinlich das Timing anders ansetzen, aber mein Ziel bleibt noch immer genau das: Siege und Titel“, sagte er. „Daran arbeiten wir, und wir arbeiten hart. Wir nähern uns unserem Ziel Schritt für Schritt.“ Auch wenn er mit seinem „Kenntnisstand von heute wohl etwas weniger optimistisch gewesen“ wäre, ändere das „nichts daran, dass ich überzeugt bin, dass wir es schaffen“.
Auf dem Nürburgring, wo Schumacher fünfmal und damit so oft wie kein anderer triumphiert hat, wird es bei normalem Rennverlauf nichts mit seinem ersten Sieg mit Mercedes. Als „Motorsport-Fan“ freue er sich aber trotzdem auf den Deutschland-Grand-Prix. Es gebe „nichts Besseres als ein Heimspiel, denn die Atmosphäre trägt dich zusätzlich“. (dpa)