Beim Formel-1-Rennen in Valencia steht der Silberpfeil-Pilot erstmals auf dem Podest. Alonso siegt, Vettel scheidet aus. Hülkenberg Fünfter.

Valencia. Es war nicht die Gelassenheit des erfahrenen Altmeisters, der alles schon erlebt hat, die Michael Schumacher ohne sichtbares Zeichen von Emotion beim Großen Preis von Europa in Valencia über die Ziellinie fahren ließ. Der siebenmalige Weltmeister hatte in den turbulenten Schlussrunden des achten Saisonrennens der Formel 1 schlicht den Überblick verloren. Erst als ihm sein Renn-Ingenieur per Funk mitteilte, er habe den Grand Prix als Dritter beendet, entfuhr ihm ein "Wow".

Zum ersten Mal seit sechs Jahren, erstmals überhaupt nach seinem Comeback, durfte Schumacher nach einem Rennen auf das Podest klettern. Mit 43 Jahren ist er der älteste Fahrer, dem dies in der Formel 1 gelang, seit der Australier Jack Brabham 1970 in Brands Hatch als 44-Jähriger Platz zwei belegte. "Ich habe nicht an das Podium geglaubt", sagte Schumacher anschließend. "Ich war in den letzten Runden ziemlich beschäftigt."

Allerdings musste Schumacher bis zum Abend noch um seinen ersten Podestplatz seit dem 1. Oktober 2006 bangen. Konkurrenten hatten sich beklagt, dass er verbotenerweise unter gelber Flagge den verstellbaren Heckflügel, das sogenannte Drag-Reduction-System (DRS), benutzt haben soll. Die Rennkommissare sahen allerdings kein Vergehen. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug freute sich: "Das ist ein historischer Moment. Michael hat einen tollen Job gemacht und genau umgesetzt, was wir ihm gesagt haben." Das Erfolgserlebnis könnte Schumachers Entscheidung, ob er seine Karriere fortsetzt, entscheidend beeinflussen.

Titelverteidiger Sebastian Vettel, der das Rennen in Valencia vom besten Startplatz zunächst eindeutig dominiert hatte, ging leer aus. Zum ersten Mal seit Abu Dhabi 2011 streikte die Technik beim Weltmeisterauto von Red Bull. In der 34. von 57 Runden spielte die Lichtmaschine nicht mehr mit. "Bis dahin sind wir ungestört davongefahren", ärgerte sich Vettel. Er vermutete, dass der Einsatz des Safety-Cars eine Rolle gespielt haben könnte. Bernd Mayländer war mit dem Rennleitungs-Mercedes auf die Strecke geschickt worden, nachdem Jean-Eric Vergne im Toro Rosso und Heikki Kovalainen im Caterham kollidiert waren und Fahrzeugteile auf der Piste verstreut hatten. "Das hätte man sich sparen können. Eine Gefahr in dem Sinne bestand nicht. Das Safety-Car hat uns in gewisser Weise das Genick gebrochen." Die langsame Fahrt hinter dem soll seinem Auto nicht bekommen sein.

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Vettels Ausfall machte den Weg für Fernando Alonso frei. Der Spanier verfügt mit seinem Ferrari nicht über das schnellste Auto im Feld, ist aber immer da, wenn es etwas zu gewinnen gibt. Als Vettel parken musste und Alonso die Führung übernahm, rissen die spanischen Zuschauer die Arme nach oben und schwenkten die Nationalfahnen. Der spanische Lokalmatador, der nur von Startplatz elf ins Rennen gegangen war, behauptete die Spitze souverän vor Kimi Räikkönen im Lotus-Renault. Auf dem Podest kämpfte Alonso mit den Tränen. Denn der Asturier hatte zum ersten Mal überhaupt das Stadtrennen in Valencia gewonnen und erst zum zweiten Mal auf spanischem Asphalt triumphiert. "Es ist vielleicht der schönste Sieg, den ich erlebt habe", sagte Alonso. Der Ferrari-Chefpilot durchbrach nach sieben verschiedenen Saisonsiegern die Serie und feierte als erster Fahrer seinen zweiten Erfolg. In der WM-Wertung liegt er mit 111 Punkten komfortabel in Führung vor Mark Webber (91), weil seine schärfsten Konkurrenten Punkte ließen. Neben Vettel sah auch Lewis Hamilton nicht die Zielflagge, als er sich auf Platz drei liegend nicht mit dem Venezolaner Pastor Maldonado im Williams über die Vorfahrt einigen konnte. Maldonado erhielt später eine Zeitstrafe von 20 Sekunden und verlor den zehnten Platz.

Nico Hülkenberg (Emmerich) fuhr im Force India auf einen guten fünften Rang, während der Wiesbadener Nico Rosberg im Mercedes nach einem diskreten Rennen als Sechster immerhin noch ein paar Punkte sammelte. Timo Glock hatte wegen einer Darminfektion gar nicht erst starten können.