Der Weltmeister hat sich im vierten Rennen seine erste Pole Position in dieser Saison gesichert. Hamilton und Webber auf zwei und drei.

Sakhir/Manama. Sebastian Vettel hat sich mit einem Paukenschlag in der Wüste zurückgemeldet. Der Formel-1-Weltmeister sicherte sich im Qualifying für den vierten WM-Lauf des Jahres am Sonntag (14.00 Uhr MESZ/live bei RTL und Sky) in Bahrain etwas überraschend seine erste Pole Position in dieser Saison. Der Red-Bull-Pilot war rund eine Zehntelsekunde schneller als WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton, der im McLaren neben Vettel in der ersten Startreihe steht.

Drittschnellster war Vettels Teamkollege Mark Webber aus Australien vor dem Briten Jenson Button im zweiten McLaren. Nico Rosberg kam sechs Tage nach seinem ersten Formel-1-Sieg in Shanghai, wo er auch seine erste Pole Position in der Formel 1 erobert hatte, nicht über einen enttäuschenden fünften Startplatz hinaus. Der Mercedes-Pilot war dabei rund 0,4 Sekunden langsamer als Vettel.

Michael Schumacher wird derzeit immer mehr zum Pechvogel. Eine Woche nach dem Ausfall wegen eines nicht richtig befestigten Rads beim Rennen in Shanghai scheiterte er in Bahrain wegen eines defekten Heckflügels bereits an der ersten Qualifikations-Hürde. Am Ende blieb für den Rekordweltmeister nur ein enttäuschender 17. Startplatz.

Nico Hülkenberg musste sich im Force India mit dem 13. Rang zufriedengeben. Deutsches Schlusslicht war einmal mehr Timo Glock. Für den Hessen reichte es im technisch unterlegenen Marussia nur zur 23. Position.

GP Bahrain 2012 – die Startaufstellung

1. Startreihe: 1. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull 1:32,422 Min.; 2. Lewis Hamilton (England) McLaren Mercedes 1:32,530

2. Startreihe: 3. Mark Webber (Australien) Red Bull 1:32,637; 4. Jenson Button (England) McLaren Mercedes 1:32,711

3. Startreihe: 5. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:32,821; 6. Daniel Ricciardo (Australien) Toro Rosso 1:32,912

4. Startreihe: 7. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus 1:33,008; 8. Sergio Perez (Mexiko) Sauber 1:33,394

5. Startreihe: 9. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari -; 10. Paul di Resta (Schottland) Force India -

6. Startreihe: 11. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus 1:33,789; 12. Kamui Kobayashi (Japan) Sauber 1:33,806

7. Startreihe: 13. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force India 1:33,807; 14. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 1:33,912

8. Startreihe: 15. Bruno Senna (Brasilien) Williams 1:34,017; 16. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham 1:36,132

9. Startreihe: 17. Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes 1:34,865; 18. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro Rosso 1:35,014

10. Startreihe: 19. Witali Petrow (Russland) Caterham 1:35,823; 20. Charles Pic (Frankreich) Marussia 1:37,683

11. Startreihe: 21. Pedro de la Rosa (Spanien) HRT 1:37,883; 22. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams – (+ 5 Plätze/Getriebewechsel)

12. Startreihe: 23. Timo Glock (Wersau) Marussia 1:37,905; 24. Narain Karthikeyan (Indien)

Schock für Rosberg: Vogel knallt bei Tempo 200 gegen den Helm

Im frühen Freitagstraining ist Nico Rosberg unterdessen bei Tempo 200 ins Visier geknallt. „Ich dachte: Himmel, was ist das denn“, sagte Rosberg der "Bild"-Zeitung: „Das war schon ein heftiger Einschlag, es hat meinen Kopf richtig zurückgeworfen. Der Vogel ist regelrecht am Helm explodiert. Aber mir ist nichts passiert.“

Rosberg fuhr fünf Tage nach seinem erlösenden Premieren-Sieg von Shanghai dann im zweiten Training sogar schon wieder die Bestzeit. Das Visier war bis dahin von den Blutzspritzern gereinigt worden, die darin steckenden Federn waren entfernt worden.

Möglicherweise hat Rosbergs High-Tech-Helm eines deutschen Hersteller (Schuberth) auch Schlimmeres verhindert. 2009 hatte ein Helm dieser Firma dem Brasilianer Felipe Massa bei dessen Horror-Unfall in Ungarn wohl das Leben gerettet, als der Ferrari-Pilot von einer 800 Gramm schweren Stahlfeder aus dem Wagen seines Landsmanns Rubens Barrichello am Kopf getroffen worden war. 1960 war der Engländer Alan Stacey beim Rennen in Spa noch gestorben, als ein Vogel seinen Helm durchschlagen hatte.

Seit 2004 muss der Kopfschutz zwingend aus Kohlefasern bestehen. Diese werden genauso verarbeitet wie beim Bau von Formel-1-Cockpits oder hochwertigen Flugzeug- oder Autoteilen.

Formel-1-Fahrer wegen Bahrain-Haltung in der Kritik

In der Diskussion um das umstrittene Rennen in Bahrain stehen die Fahrer nun mehr und mehr in der Kritik. „Ich hoffe, dass die Fahrer, die nicht darüber sprechen wollen, was hier passiert, eines Tages ihre Meinung ändern werden“, sagte Zainab Al-Khawaja im Interview der englischen Tageszeitung „The Independent“. Die Tochter eines inhaftierten Oppositionsführers hofft, „dass dann vielleicht ihre Kinder sie fragen werden, warum sie in einem Land Rennen gefahren sind, wo die Regierung Menschen verhaftet und foltert“.

Ihr Vater war im vergangenen Jahr nach dem Ausbruch der Proteste verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Abdulhadi Al-Khawaja befindet sich seit mehr als zwei Monaten im Hungerstreik und hat es in den vergangenen 24 Stunden auch abgelehnt, etwas zu trinken.

Die Fahrer hatten sich vor allem in den vergangenen Tagen selbst einen Maulkorb verpasst und sich zu der brisanten Situation in dem Wüstenstaat nicht äußern wollen. Im Fahrerlager hieß es zumeist einhellig, dass der Sport nun im Mittelpunkt stehe.

Bahrain: Erster Toter gefunden

Am Sonnabendmorgen hat es in Bahrain offenbar den ersten Todesfall gegeben. Wie die schiitisch-islamische Gesellschaft Al-Wefaq mitteilte, sei nach Protesten in der Nacht zum Sonnabend in dem schiitischen Dorf Shakhura etwa acht Kilometer außerhalb der Hauptstadt Manama „der Körper des Märtyrers Salah Abbas Habib“ gefunden worden. Die gegen die Regierung um mehr Rechte kämpfende Organisation teilte mit, die Sicherheitskräfte hätten die Demonstranten „brutal angegriffen“, hieß es.

Mit Material von dpa, dapd und sid