Bislang schied der Rekord-Weltmeister in vier von sechs WM-Läufen aus. Doch sein Mercedes-Team glaubt weiter an den Erfolg des 43-Jährigen.
Montréal. Noch kann sich Michael Schumacher ausschließlich auf den so ersehnten ersten Sieg nach seiner Formel-1-Rückkehr konzentrieren. Von einer Teamorder zugunsten des Titel-Mitkandidaten Nico Rosberg will Mercedes-Teamchef Ross Brawn nichts wissen. „Es ist nicht die richtige Zeit, um eine solche Diskussion zu starten“, sagte der Brite vor dem siebten WM-Lauf an diesen Sonntag in Montréal (20.00 Uhr MESZ/RTL und Sky). Brawn setzt beim WM-Rennen von Mercedes generell auf die Vernunft seiner beiden Piloten. Schumacher und Rosberg wüssten, „dass die Formel 1 ein Mannschaftssport ist. Sie wissen und verstehen, wann und wie sie im Interesse des Teams handeln müssen.“
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Schumachers Problem ist, dass Rosberg derzeit kaum Probleme hat. Der Wiesbadener holte in China den ersten Mercedes-Sieg, wurde zuletzt in Monaco Zweiter und liegt im Klassement mit 59 Punkten aussichtsreich auf dem fünften Platz. Rechnerisch könnte er sogar mit einem zweiten Rang beim Großen Preis von Kanada die Führung übernehmen. Bei Schumacher sitzt hingegen das Pech mit im Auto. In vier von sechs Rennen schied er aus – unter anderem durch den Auffahrunfall in Barcelona. Nach der Pole-Zeit in Monte Carlo folgte die neuerliche Ernüchterung durch einen weiteren Ausfall im Rennen.
Das Team will sich von Gefühlslagen aber nicht lenken lassen. „Ich empfinde weder Freude noch Traurigkeit“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Man dürfe nicht emotional reagieren, forderte Brawn: „Egal, ob man gute Resultate erzielt oder diese aufgrund von Schwierigkeiten verpasst, die einzige Reaktion darauf ist logisches Denken und harte Arbeit.“ Er muss es wissen: Brawn war maßgeblich an Schumachers sieben WM-Titeln beteiligt.
Der letzte Sieg des 43-Jährigen liegt nun aber schon einige Jahre zurück. Im Oktober 2006 hatte er in China seinen 91. Grand-Prix-Erfolg gefeiert. Dennoch hat die Konkurrenz ihn weiter auf der Rechnung. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Michael in diesem Jahr noch ein Rennen gewinnen wird“, sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh jüngst in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Schumacher habe es noch einmal allen und vor allem seinen Kritikern gezeigt, „dass er noch lange nicht zu alt ist“, meinte der Brite und befürwortete gleichzeitig eine Verlängerung der Schumacher-Karriere.
Davon geht auch Schumachers Teamkollege aus. „Ich sehe keinen Grund, warum er aufhören sollte“, wurde Rosberg am Donnerstag von der „Bild“ zitiert. Er lobte den Altmeister – trotz dessen Pechsträhne: „Michael wird diese Situation bewältigen. Er fährt auf einem sehr hohen Niveau.“
In dieser Saison könnte der Rekordchampion allerdings in die Helferrolle gedrängt werden – ausgerechnet der stets als Alpha-Tier eingeschätzte Schumacher. Eine klare Aussage zu einer Teamorder scheuen die Mercedes-Verantwortlichen. Ein Sieg von Schumacher am Sonntag, sein achter in Montréal, wäre ohne Zweifel im Interesse der Silberpfeile. Der Pilot selbst hatte schon in Monaco erklärt, dass Kanada eine Strecke sei, die ihm und seinem Auto sehr liege. Heißt es also am Sonntag endlich: Alles auf Silber?