Mit seiner Bestzeit im Qualifying zeigte Schumacher, dass er immer noch der Schnellste sein kann. Erneuter Ausfall deshalb kein Drama.
Monte Carlo. Lukas Podolski sprang begeistert vom Sofa auf, Jean Todt vergaß für kurze Zeit seine Überparteilichkeit als FIA-Präsident und Niki Lauda zog symbolisch sein „Kapperl“: Mit seiner sensationellen Qualifikations-Bestzeit in Monaco hat Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher alle Welt überrascht, beeindruckt und begeistert.
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Als viertältester Fahrer aller Zeiten und ältester seit 1970 war der 43-Jährige zur ersten Pole Position seit fast sechs Jahren gestürmt - dass er sie wegen der Rückversetzung als Folge des Unfalls mit Bruno Senna in Barcelona nicht behalten durfte und von Platz sechs ins Rennen gehen musste, störte weder ihn noch irgendwen sonst.
Dass er im Rennen wegen eines technischen Problems zum vierten Mal im sechsten Lauf ausschied, empfand Schumacher als „schade und enttäuschend“. Mercedes-Sportchert Norbert Haug erklärte: „Michael hatte hier den Speed, alle schlagen zu können.“
Doch auch so hatte er allen Kritikern bewiesen, dass er zumindest noch der Schnellste sein kann, wenn alle Umstände passen. „Es war ein guter Punkt, um den Leuten zu zeigen, dass ich noch da bin“, sagte er denn auch. Und Mercedes-Teamchef Ross Brawn antwortete auf die Frage, ob er sich eine Vertragsverlängerung Schumachers wünsche: „Nach Samstag ist das sicher der Wunsch aller.“
„Ich persönlich freue mich sehr, dass Michael so schnell war“, sagte auch Todt, heute Präsident des Automobil-Weltverbandes und lange Jahre Schumachers Teamchef: „Er war immer motiviert, deshalb ist er ja auch zurückgekommen. Deshalb wird er sicher auch wieder Rennen gewinnen können, vielleicht noch in diesem Jahr.“ Eddie Jordan, der Schumacher 1991 zum ersten Grand-Prix-Start verhalf, rang regelrecht nach Worten. „Das war wunderbar! Brillant! Einfach fantastisch“, sagte er dem SID.
Als Besucher beim gemeinsamen Sponsor Mercedes zogen auch die Fußball-Nationalspieler den Hut vor Schumacher. „Ich habe das Qualifying vor dem Fernseher verfolgt und als ich die grüne Zeit gesehen habe, habe ich nur gedacht: Echt, das ist der Michael?“, sagte der bisher für den 1. FC Köln spielende Podolski, der zum Rheinländer und FC-Fan Schumacher eine enge Bindung hat, dem SID: „Ich habe mich sehr für Michael gefreut. Aber er braucht niemandem mehr etwas zu beweisen, er hat genug gezeigt in seiner tollen Karriere.“ Auch Philipp Lahm war tief beeindruckt. „Was er leistet für Deutschland, ist sensationell“, sagte der Nationalmannschaftskapitän.
Weltmeister Sebastian Vettel, ebenfalls ein enger Vertrauter Schumachers, glaubt, „dass diese Bestzeit irgendwann fällig war. Vor seiner Leistung kann ich nur den Hut ziehen.“ Seine Mütze zog auch der dreimalige Champion Lauda. „Dass er diese Runde hingehauen hat, war einfach eine unglaubliche Leistung“, sagte er: „Dazu kann man nur gratulieren. Das war unglaublich, sensationell!“
Trotz des Verlusts der fünf Startplätze hätte es auch keinen besseren Zeitpunkt für dieses Highlight geben können. Denn die Kritik an und die Diskussionen über Schumacher hatten in den vergangenen Tagen merklich zugenommen. Mercedes-Geschäftsführer Nick Fry hatte mit unglücklichen Aussagen ohne Not die Diskussionen über ein mögliches Karriereende am Saisonende angeheizt. Manche Medien spotteten, ob Schumacher Probleme mit den Augen habe oder zu einer Nachprüfung müsse.
„Ich habe mich sehr gefreut. Besonders weil er es in Monaco geschafft, wo es vor allem auf den Fahrer ankommt, die Pole mehr bedeutet als irgendwo sonst“, erklärte RTL-Experte Christian Danner, der unter der Woche noch konstatiert hatte, dass „Schumacher im Moment etwas alt aussieht“. „Ich bin sicher, dass er trotz des Ausfalls hier zufrieden abgereist ist. Er hat gezeigt, dass er noch da ist, das wird ihm einen Motivationsschub geben.“
„Ich hatte nie den Eindruck, dass er frustriert war, down oder was auch immer“, sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug: „Er wusste immer, was er kann und dass er liefern wird, sobald er das Auto dafür hat. Jetzt hat er geliefert.“ Dass immer wieder Schumachers Silberpfeil den Geist aufgibt, während Teamkollege Nico Rosberg jede Runde der Saison absolvieren konnte, ist für Haug „natürlich einfach nur Pech“.
Formel-1-WM in Monaco in Zahlen
1. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 1:46:06,557 Stunden, 2. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 0,643 Sekunden zurück, 3. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 0,947, 4. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 1,343, 5. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 4,101, 6. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 6,195, 7. Paul di Resta (Großbritannien) Force-India-Mercedes 41,537, 8. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 42,562, 9. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus-Renault 44,036, 10. Bruno Senna (Brasilien) Williams-Renault 44,516, 11. Sergio Perez (Mexiko) Sauber-Ferrari 1 Runde, 12. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrari 1 Runde, 13. 13. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham-Renault 1 Runde, 14. Timo Glock (Wersau) Marussia-Cosworth 1 Runde, 15. Narain Karthikeyan (Indien) Hispania-Cosworth 2 Runden, 16. Jenson Button (Großbritannien) McLaren-Mercedes 8 Runden, ... ausgeschieden: Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes, Pastor Maldonado (Venezuela) Williams-Renault, Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Renault, Kamui Kobayashi (Japan) Sauber-Ferrari, Pedro de la Rosa (Spanien) Hispania-Cosworth, Witali Petrow (Russland) Caterham-Renault, Daniel Ricciardo (Australien) Toro-Rosso-Ferrari, Charles Pic (Frankreich) Marussia-Cosworth
Mit M a terial von sid und dpa