Hamburg. ETV spielt in sieben Sportarten in Deutschland oben mit. Sportler verdienen nichts. So viel Leidenschaft nervt sogar einen Verband.
Knapp 30 Termine für Spiele der 1. und 2. Bundesliga befinden sich pro Saison im Terminkalender von Frank Fechner. „Jedes unserer Leistungssportteams schaue ich mir zwei- bis dreimal an“, sagt der Vorsitzende des Eimsbütteler TV.
Vielfalt auf sportlich höchstem Niveau
Die Vielfalt seines über 20.000 Mitglieder starken ETV kann Fechner im eigenen Verein auf sportlich höchstem Niveau bewundern: Zehn Teams in sieben Sportarten spielen in der Spitze Deutschlands mit. „Es sind so viele wie noch nie. Darauf sind wir stolz“, sagt Fechner.
Vereinsseitig unterstützt der ETV seine Topteams mit einem Leistungssportfonds. Diesen hat der Hauptverein, dessen Gesamtetat zehn Millionen Euro beträgt, mit 120.000 Euro pro Saison gefüllt. Jedes Topteam kann für seine Spielzeit aus diesem Topf Gelder beantragen.
Vier Förderkriterien für den ETV-Leistungssportfonds
„Gefördert wird bei uns nach vier Kriterien: überregionaler Auftritt des Teams, eigene Jugendarbeit der Abteilung und Fehlbedarfsfinanzierung. Letzteres bedeutet, dass die Abteilung nicht in der Lage ist, die Kosten selbst zu tragen. Und wir fördern keine Seniorenteams auf Topsportniveau aus diesem Topf“, erläutert Fechner.
Das Credo des ETV, im Rahmen seines Profils als leistungsorientierter Breitensportverein Topleistungen zu ermöglichen, ist in dieser Philosophie deutlich sichtbar.
Basketballerinnen mit Crowdfunding erfolgreich
Dennoch reicht der Leistungssportfonds naturgemäß nicht aus, um alle anfallenden Kosten zu decken. Geld erhalten die ETV-Spielerinnen und -Spieler zwar nicht, aber Reise- und Schiedsrichterkosten sowie Hallenmieten sind oftmals respektable Posten.
Daher überlegten auch die Basketballerinnen der ETV-Frauen nach zwei Aufstiegen in Folge wochenlang, ob sie sich die 2. Bundesliga wirklich zutrauen würden. Die Lösung: Ein Crowdfunding mit dem Titel „Road to 2. Bundesliga“. Ein einprägsamer, 22-sekündiger Spot pries das Spendenziel von 10.000 Euro an. Mit 11.347 Euro wurde es sogar übertroffen.
Wasserball-Frauen des ETV spielen international
An diesem Sonnabend startet die Saison der künftigen Zweitligistinnen, die ihre Heimspiele in der Sporthalle Hohe Weide austragen, mit einem Pokalspiel bei den BG 89 Avides Hurricanes aus Rotenburg. „Langsam steigen die Vorfreude und die Aufregung gleichermaßen“, gibt ETV-Headcoach Fredrick Kleemichen zu.
Ein Crowdfunding in Vorbereitung befindet sich bei den Wasserball-Frauen des ETV. Das Gründungsmitglied der 1. Bundesliga (seit 1997) benötigt einen Etat von circa 25.000 Euro. Auch, weil das Team in der Nordic League in dieser Saison sogar international in Holland, Rumänien und Malta aktiv sein wird.
1300 Euro Miete für einen Doppelspieltag
Die Tore werden bei Heimspielen im Landesleistungszentrum Wasserball in der Wilhelmsburger Schwimmhalle am Inselpark geworfen. 200 Zuschauer kommen pro Spiel. Eintritt wird aber aus einem kuriosen Grund keiner genommen.
„Wir zahlen an einem Doppelspieltag an zwei Tagen daheim insgesamt 1300 Euro Miete für die Schwimmhalle. Die Summe würde sich erhöhen, würden wir Eintritt nehmen. Das rechnet sich nicht“, sagt die Vorsitzende des Fachbereichs Wasserball in der Schwimmabteilung Paula Riehn. Die Nachwuchsarbeit – 400 Frauen und Mädchen spielen beim ETV Wasserball – ist gleichwohl vorbildlich.
Kleiner Etat der ETV-Volleyballerinnen ein Politikum
Ähnlich wie in der Volleyballabteilung. Die Frauen (2. Bundesliga Pro) und Männer (2. Bundesliga) zeigen in der Sporthalle Hoheluft hochklassigen Sport. Die Abteilung hat 525 Mitglieder und die Topteams haben sogar Spieler wie die früher sehr erfolgreiche und international aktive Beachvolleyballerin Leonie Körtzinger und Ex-Bundesligaspieler Stefan Köhler in ihren Reihen.
Durch den Leistungssportfonds und fleißige Sponsorensuche beträgt der Saisonetat pro Team 75.000 Euro. Für ETV-Verhältnisse ist das viel Geld. Für Repräsentanten der Volleyball-Bundesliga offenbar nicht. „Uns wurde schon öfter von VBL-Leuten vorgehalten, warum wir mit einem so kleinen Etat so hoch spielen“, sagt ETV-Volleyball-Koordinator Ulrich Kahl.
ETV im Floorball sehr erfolgreich
„Ich frage dann immer, was die anderen Teams denn so ausgeben. Und außerdem bewundere ich unsere Spielerinnen und Spieler, die für ihren Sport und unseren Verein einfach nur aus Leidenschaft quer durch die Republik selbst bis zu Spielen nach München fahren.“
Neben Faustball (Männer, 2. Bundesliga Halle und Feld) sowie Softball (Frauen, 1. Bundesliga) und Baseball (Männer, 2. Bundesliga) sticht auch noch Floorball beim ETV heraus. Ein Frauen- und ein Männerteam in der 1. Bundesliga und ein Männerteam in der 2. Bundesliga sorgen für reichlich Furore in einer der schnellsten Hallensportarten überhaupt.
ETV-Frauen im Floorball wollen das Double
Die Erstligateams spielen regelmäßig ganz oben mit. Die Frauen mit dem schönen Namen ETV Lady Piranhhas sind amtierender Pokalsieger. „Wir wollen diese Saison wieder in die Play-offs. Aber eigentlich wollen wir das Double aus Pokal und Meisterschaft“, sagt Randi Kleerbaum, Torjägerin ihres Teams.
Der Saisonstart ist jedenfalls schon wieder geglückt. Die Männer revanchierten sich in der Sporthalle Hoheluft gleich mit einem Sieg für das verlorene Pokalfinale gegen Chemnitz. Die Frauen schlugen den amtierenden Meister aus Dümpten sofort mit 6:3.
Floorballer tragen Teile der Übrnachtungskosten selbst
„Der Etat für alle drei Teams liegt bei knapp 70.000 Euro“, sagt Floorball-Abteilungsleiter Johan Nilsson. Eintrittsgelder können zwar im Gegensatz zu den Wasserballerinnen genommen werden, aber trotzdem reicht es bei der Finanzierung nicht ganz.
„Einen Teil der Übernachtungskosten bei Auswärtsspielen müssen unsere Spielerinnen und Spieler selbst tragen“, erklärt Nilsson. Er hofft, dass sich auch das noch ändert. Denn die Motivation sei bei allen sehr hoch. „Unser Hunger nach Gold“, so Nilsson, „ist und bleibt enorm groß.“