Hamburg. Verbände von Hamburg und Schleswig-Holstein wollen gemeinsam für Unterstützung kämpfen. Erste Vereine überlegen mit Jugend abzuwandern.
Die Verschlickung in den Yachthäfen rund um die Hansestadt entwickelt sich zunehmend zu einer echten Gefahr für den Hamburger Segelsport. Viele Häfen können mittlerweile nur noch schwer von den Seglern angesteuert werden, weil der Tiefgang nicht ausreicht. „Die Zeitfenster, in denen Elmshorn, Uetersen, Haseldorf, Glückstadt oder Brunsbüttel angelaufen werden können, sind minimal. Das macht die Orte zunehmend unattraktiv für die Segler hier aus der Gegend“, sagt Oliver Kosanke, Vorsitzender des Hamburger Segel-Verbandes.
Immer mehr Wassersportler entlang der Elbe würden unter anderem deshalb Richtung Ostsee abwandern, berichtet Kosanke. „Wir haben grundsätzlich natürlich kein Problem damit, wenn unsere Segler auch dort die Reviere erkunden, aber so langsam leeren sich hier die Häfen, und das ist traurig.“ Außerdem entspräche es ja schlicht nicht dem Gedanken des Natursports, wenn man mehr als 100 Kilometer über die Autobahn zu seinem Segelboot fahren müsse, wenn es doch direkt vor der Haustür so ein schönes Revier gebe.
Wassersport: Verschlickung – Gefahr für Hamburgs Segelrevier und Nachwuchs
Kosanke verweist auf die erschwerte Jugendarbeit der Vereine durch die Verschlickung. „Auch das Mühlenberger Loch ist betroffen. Hier trainieren die Kinder und Jugendlichen des Mühlenberger Segel-Clubs.“ Der traditionsreiche Verein überlege nun, seine Trainings nach Kiel zu verlegen. „Das müssen wir unbedingt verhindern.“ Andere Vereine würden sogar überlegen, ihre Jugendarbeit einzustellen. „Das darf doch nicht sein, schließlich ist Segeln hier im Norden eine ganz wichtige Sportart.“
Das Problem: Die dringend notwendigen Baggerarbeiten um der Verschlickung entgegenzuwirken, können die Vereine nicht alleine stemmen. Eine Erleichterung sollte ein Kompromiss mit den Ländern Schleswig-Holstein und Hamburg bringen. 1,5 Millionen Euro stehen aus der Ausgleichszahlung der Hansestadt zur Verfügung.
Ausgleichzahlung soll den Häfen zugute kommen – aber Richtlinie dafür ist „zu kompliziert“
Das Geld hat Hamburg an Schleswig-Holstein gezahlt, damit die Stadt den Schlick aus dem Hamburger Hafen an einer Tonne in der Elbe verklappen kann. Eine Einigung sieht nun vor, dass 1,5 Millionen Euro aus der Ausgleichszahlung an die Häfen für notwendige Baggerarbeiten gehen sollen.
Das Problem: Das Land Schleswig-Holstein hat für das Abrufen dieses Geldes eine Richtlinie erarbeitet. Entlang dieser Vorgaben können sich die Häfen nun um eine finanzielle Unterstützung bewerben. „Aber die Richtlinie hat so viele Haken, sodass wahrscheinlich daraus gar kein Geld abfließen wird“, sagt Kosanke.
Seglerverbände fordern, die entsprechende Richtlinie für Zahlung zu korrigieren
Die Landesseglerverbände von Hamburger und Schleswig-Holstein fordern jetzt, die Richtlinie zu korrigieren. Außerdem haben die beiden Verbände vereinbart, künftig enger zusammenzuarbeiten, um gemeinsam gegen die Verschlickung zu kämpfen. „Wir müssen erreichen, dass Stück für Stück die Häfen ausgebaggert werden. Außerdem bedarf es einer Lösung für das Mühlenberger Loch.“
Gemeinsam sollen nun Aktionen geplant werden. „Neben unserer Lobbyarbeit für alle Wassersportlerinnen und Sportler ist es immens wichtig, dass auch die Betroffenen mit kreativen, medienwirksamen Aktionen auf die Bedrohung ihres Segelreviers aufmerksam machen“, sagt auch Jan-Dirk Tenge, Vorsitzender des Segel-Verbandes Schleswig-Holstein. „Wir haben bei den Protestaktionen gegen den Nationalpark Ostsee gesehen, was gut gemachte Protestaktionen bewirken können.“ Und Kosanke ergänzt: „In den kommenden Monaten werden wir dazu ein Spitzentreffen mit den Hamburger Politikerinnen und Politikern ansetzen und für unsere Interessen den Wahlkampf und das Buhlen um die Gunst der Wähler ausnutzen.“
Landesverbände bekommen breite Unterstützung beim Kampf gegen Verschlickung
Unterstützung bekommen die beiden Landesverbände bei ihrem Kampf gegen den Schlick vom Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) und dem Hamburger Sportbund (HSB). „Breitensport muss vor der eigenen Haustür stattfinden, nur wer in der Breite ausbilden kann, kann eine leistungsstarke Spitze hervorbringen“, betonte Barbara Ostmeier, Vorsitzende des Ausschuss Breitensport des LSV. „Auf der Elbe ist es ‚fünf vor zwölf‘, wenn jetzt nicht gehandelt wird, verlieren wir das Segelrevier Niederelbe.“
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Und Maarten Malczak, Referatsleiter Kommunikation und Marketing beim HSB, ergänzt: „Wenn das Mühlenberger Loch weiter versandet, werden die seglerischen Erfolgsgeschichten der vergangenen Jahre nicht wiederholbar sein, und der leistungsstarke Hamburger Segelnachwuchs wird zum Training nach Kiel abwandern.“