Essen/San Marino. San Marino hat seinen ersten Pflichtspielsieg gefeiert. Was ist das für ein Land, in dem Amateurfußballer um die Champions-League-Quali spielen?

Vermutlich brauchte es genau so ein Tor, um das größte Fußballwunder in der Geschichte von San Marino zu schreiben. Nach zwei Liechtensteiner Abwehrfehlern stand der erst 19 Jahre alte Stürmer Nicko Sensoli unverhofft vor dem Tor und stocherte die Kugel zum 1:0 für den letzten der Fifa-Weltrangliste ins Netz. Geführt hatten die San-Marinesen in den vergangenen 20 Jahren schonmal, für einen Sieg hatte es aber nie gereicht. Das sollte sich an diesem historischen Abend des 5. September ändern.

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Denn es blieb beim 1:0 gegen Liechtenstein und damit dem ersten Pflichtspielsieg in der Geschichte San Marinos. Bisher stand überhaupt nur ein Erfolg in den Büchern: ein 1:0 in einem Freundschaftsspiel am 28. April 2004 - gegen Liechtenstein. Sensoli war da noch gar nicht geboren. „Nein, ich erinnere mich nicht“, sagte er lachend. „Aber jetzt haben wir es geschafft. Wir haben zu Hause gewonnen, vor unseren Familien und vor unseren Fans. Das ist unbezahlbar.“ Was ist das für eine Fußballnation, die da jetzt den ersten Pflichtspielsieg ihrer Geschichte gefeiert hat?

San Marino: Kein Flughafen, malerische Berge und eine Amateurliga

Wer San Marino bereisen will, der sucht zunächst vergeblich einen Flughafen. Der Weg führt stattdessen ins italienische Rimini, von wo aus Busse in den gerade einmal 60 Quadratkilometer großen Staat fahren. Wer den Weg auf sich nimmt, wird in der Regel in San Marinos gleichnamiger Hauptstadt landen und mit malerischem Bergpanorama entschädigt.

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Auch Fußball wird in dem Mikrostaat gespielt. San Marino hat eine eigene Liga - allerdings auf Amateurniveau. Der einzige Profiverein des Landes, San Marino Calcio, ist an den italienischen Profifußball angegliedert. Zu ungleich wäre das Kräftemessen mit den Freizeitkickern, die alle noch einem Hauptjob nachgehen. Die wiederum spielen in einer sechzehn Teams starken Liga den San-marinesischen Meister aus. Das Interesse? Mehr als überschaubar. Oft kommen nur eine zweistellige Anzahl Zuschauer zu den Spielen. Eintritt müssen Fans nur bei ausgewählten Partien zahlen, wie etwa beim Pokalfinale oder bei Länderspielen.

San Marino: X-Account sorgt für Furore, über 176.000 Follower

Wer die zwölf Euro für die Partie gegen Liechtenstein berappt hat, ist damit nicht enttäuscht worden. Aber auch, wer nicht im Stadion war und die Partie nicht im TV verfolgt hat, der konnte sich bei „X“ (vormals: Twitter) auf dem neusten Stand halten. Denn dort gibt es einen inoffiziellen Fan-Account San Marinos, der absoluten Kultstatus genießt.

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Über 176.000 Menschen folgen dem Account - das sind mehr als fünfmalsoviele, wie San Marino Einwohner hat. Am Donnerstagabend sind einige hinzugekommen. Die Betreiber des „San Marino fan account“ tickern jedes Spiel der „Titani“ live - mit vielen Emotionen und einem gewissen Augenzwinkern. Die Tweets werden teils zu Tausenden mit „Gefällt mir“ markiert und geteilt. Es ist die pure Begeisterung rund um ein Land, das auf der internationalen Fußballbühne so gut wie nie auftaucht.

San Marino: Meister spielt um die Champions League

Dabei darf der San-marinesische Meister sogar in der Qualifikation für die UEFA Champions League antreten. Dafür, wie aussichtsreich das in der Regel ist, standen in diesem Sommer stellvertretend die Spiele des amtierenden Champions AC Virtus. In zwei Vergleichen mit dem rumänischen Vertreter FCSB Bukarest ging der Fußballzwerg mit insgesamt 1:11 unter. In die Gruppenphase hat es noch nie ein Team aus dem Zwergstaat geschafft.

Sportliche Erfolge auf internationaler Bühne gibt es für die San-Marinesen also quasi nicht. Umso mehr bedeutet ihnen der Sieg in einem Nations-League-Spiel, ob dessen Ansetzung 90 Prozent der Spieler anderer Nationen wohl mit den Augen gerollt hätten. Das 1:0 im Zwergstaatenduell gegen Liechtenstein - es wird für immer ein historisches Ereignis in San Marinos Fußballgeschichte bleiben.

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