Paris. 427 Sportler starten bei Olympia 2024 Paris für Team D. Einige sind Medaillenkandidaten, manchen könnte gar der Gold-Coup gelingen.
Olympia 2024 in Paris ist eröffnet, das Mega-Event läuft und die ersten Medaillen werden vergeben. Deutschland hat einige Eisen im Feuer. Die Schwimmer um Tokio-Sieger Florian Wellbrock oder Lukas Märtens zum Beispiel. Letzterer bewies im umgebauten Rugbystadion Paris La Defense bereits seine Klasse und holte über 400 Meter Freistil die erste Goldmedaille für das deutsche Team.
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Minimalziel von „Team D“ ist ein ähnliches Abschneiden wie in Tokio 2021. In Japan gab es 37 Medaillen und zehnmal Gold, Platz neun im Nationen-Ranking. Auch in Frankreichs Hauptstadt sind wieder einige Medaillenkandidaten dabei, manchen ist sogar der große Coup zuzutrauen. Wir schätzen die Chancen der Deutschen ein.
Bahnrad
Auf dem Holzoval lief es vor allem für die schnellen Frauen in den vergangenen Jahren sehr gut. Mit Lea Sophie Friedrich, Emma Hinze und Pauline Grabosch verfügt der Bund Deutscher Radfahrer über ein Trio, an dem im Teamsprint kein Weg vorbeiführt. Gemeinsam besitzen die Frauen die wohl größte Chance auf den Spitzenplatz, wobei Friedrich und Hinze auch in Sprint und Keirin ebenso zu den Medaillenanwärterinnen zählen. Bei den Männern hoffen die Europameister und zweimaligen Weltmeister Roger Kluge/Theo Reinhardt, bei der Titelvergabe mitmischen zu können.
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Basketball-Weltmeister Deutschland hofft auf Olympia-Medaille
Basketball
Zugegeben, bis zum späten Montagabend waren die deutschen Basketballer eher aus Respekt vor dem Weltmeistertitel aus dem vergangenen Jahr anstatt als echter Goldkandidat aufgeführt. Dann brachte die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert das in diesem Jahr vor Legenden nur so gespickte USA-Dreamteam beim Test in London mit 88:92 an den Rand einer Niederlage, die einzig LeBron James, der vermutlich beste Basketballer der Historie, zu verhindern vermochte. Die USA haben die besten Individualisten, Deutschland das beste Team. Eindeutige Botschaft: Da geht richtig was in Paris!
Beachvolleyball
Ganz weit oben ist Nils Ehlers längst angekommen – allerdings keine Meisterleistung mit 2,10 Meter. Die möchte der Blockspieler stattdessen mit seinem Partner Clemens Wickler, einem der besten Abwehrspieler der Welt, im Sand von Paris vollbringen. Das für den Eimsbütteler TV startende Duo war nahezu konstant mindestens im Halbfinale der Elite-16-Turnierserie. Das mehr als 2,10 Meter große Problem: Die beinahe unbesiegbaren Schweden David Åhman und Jonatan Hellvig. Ehlers/Wickler zwangen die Topfavoriten aber zuletzt regelmäßig in den dritten Satz. Das nährt die Hoffnung, dass es am Fuße des Eiffelturms zwar nicht gleich 330 Meter nach oben geht, aber zumindest aufs Treppchen.
Boxen
Große Pranken, große Klappe? Kann schon sein, aber wenn Nelvie Tiafack sein Ziel für Paris formuliert, sitzt da auch was hinter: „Ich fahre ganz sicher nicht nur nach Paris, um dort Fähnchen zu schwenken. Ich fahre da hin, um abzuräumen.“ Sollte der 25-Jährige seine Daumen-Operation nach einem Kapselriss gut auskuriert haben, ist bei den Schwergewichten jenseits von 92 Kilogramm auf dem Treppchen alles möglich. Chancen auf Bronze hat auch Maxi Klötzer bei den Boxerinnen bis 50 Kilogramm.
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Hockey
Die Enttäuschung von Tokio, als die beiden Nationalteams erstmals seit 2000 medaillenlos den Heimweg antraten, sollte sich bei Deutschlands erfolgreichster Ballsportart nicht wiederholen. Allerdings: In kaum einem anderen Mannschaftswettbewerb liegen Platz eins und Rang sechs so dicht beieinander wie im Hockey. Also bei den Männern. Olympiasieger Deutschland? Vorstellbar, aber die Konkurrenz für den Weltmeister mit den Niederlanden, Belgien, Australien, Großbritannien und Indien ist immens. Anders ist’s bei den Damen: Da kann die Niederlande sich nur selbst besiegen.
Deutschland bei Olympia 2024: Fahnenträgerin Wagner hat gute Chancen
Judo
Kleines Team (neun deutsche Starter), geringe Erfolgsaussichten – die eine dafür aber richtig. Weltmeisterin und Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner ist in der Klasse bis 78 Kilogramm durchaus Gold zuzutrauen.
Kanu
Das Selbstbewusstsein ist ausgeprägt aufgrund der sieben Medaillen von Tokio 2021. Damals waren zwei goldene Plaketten dabei. Die größten Aussichten auf den Triumph bei diesen Spielen hat sicher der Kajakvierer der Männer mit Jacob Schopf, Tom Liebscher, Max Rendschmidt und Max Lemke, der als Weltmeister in die Rennen startet. Aber auch der Canadierzweier der Männer mit Tim Hecker und Peter Kretschmer darf sich als weltbestes Boot der Vorsaison viel ausrechnen in Paris.
Ricarda Funk paddelte 2021 in Tokio sensationell zu Gold im Kanuslalom – nun gehört die Sportlerin aus Bad Kreuznach erneut zu den Titelkandidatinnen. Vor dem Finale am Sonntag muss sie am Nachmittag erst noch das Halbfinale überstehen – das sollte für sie aber Formsache sein, das Finale ist für 17.45 Uhr angesetzt.
Leichtathletik
Wenn es um Titel in der Weitsprunggrube geht, dann führt kein Weg an Malaika Mihambo vorbei. Zumindest, wenn die 30-Jährige gesund ist. Nach Gold in Tokio greift sie nach ihrem zweiten Olympiasieg. Zum Warmwerden sicherte sie sich Anfang Juni in Rom ihren zweiten EM-Titel. Allerdings: Eine Corona-Infektion warf die zweimalige Weltmeisterin von der LG Kurzpfalz in der Paris-Vorbereitung zurück.
Olympia 2024: Die deutschen Hoffnungen ruhen auf Leo Neugebauer
Für einen weiteren Gold-Coup könnte Überflieger Leo Neugebauer sorgen. Das Micky-Maus-Heft hat dem 24-Jährigen schon einen Charakter gewidmet. Ente gut, alles gut? Entertainer-Qualitäten bringt der deutsche Rekordhalter im Zehnkampf auf jeden Fall mit. In Paris will er die Weltbühne erobern – seine größten Erfolge feierte er bislang mit zwei Titeln bei den US-Collegemeisterschaften für die Universität von Austin/Texas. Ob Speerwerfer Julian Weber nach Vierten Plätzen bei Olympia und WM endlich der große Wurf gelingt, dürfte von der Tagesform abhängen. Potenzial hat der Mainzer, der in Berlin lebt und in Potsdam trainiert, reichlich.
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Reiten
Anders als bei den Springreitern, gehört das deutsche Dressurteam zum Favoritenkreis: Vor allem Jessica von Bredow-Werndl – Doppel-Olympiasiegerin von Tokio – ist nach der Geburt ihrer Tochter wieder stark zurück. Konkurrenz bekommen sie und Stute Dalera von der Grande Dame der Dressur: Rekordreiterin Isabell Werth nimmt an ihren siebten Spielen teil und begeisterte beim CHIO mit Wendy. Mit der Mannschaft müssen Dänemark und Großbritannien geschlagen werden. In der Vielseitigkeit ruhen die Gold-Hoffnungen auf Michael Jung, Olympiasieger von London und Rio.
Rhythmische Sportgymnastik
Sie ist erst 17 Jahre alt, aber ihre Fähigkeiten haben in den vergangenen Jahren schon so manchen Kenner fasziniert. Sechs WM-Titel sammelte Darja Varfolomeev 2022 und 2023, zeigte an Reifen, Ball, Keule und Band gleichermaßen herausragende Leistungen. Ihr Fünffach-Triumpf zusammen mit dem Mehrkampf im Vorjahr gelang einer Sportlerin erst zum dritten Mal in der Geschichte. Daher sind nun in Frankreich viele Augen auf die Gymnastin aus Schmiden gerichtet, die erstmals seit 1975 wieder für goldige WM-Erlebnisse für den deutschen Verband sorgte.
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Rudern
Der Deutschlandachter ist eine Institution – nach einem Umbruch und sehr wechselhaften Leistungen in diesem Jahr wäre eine Finalteilnahme schon als Erfolg zu werten. „Das ist es, wofür hier jeder rudert“, sagt Bundestrainerin Sabine Tschäge, „natürlich gibt es auch eine gewisse Anspannung – hier ist ja keiner aus Pappe.“ Das gilt erst recht für Einer-Ass Oliver Zeidler: Der dreimalige Weltmeister ist Deutschlands größte Goldchance im Wassersportstadion Vaires-sur-Marne und will sein Tokio-Fiasko (Aus im Halbfinale) wiedergutmachen.
Schwimmen
Wenn es im Schwimmen zuletzt um große Erwartungen ging, hingen diese stets an Florian Wellbrock. Natürlich gehört der Olympiasieger von 2021 über zehn Kilometer im Freiwasser auch diesmal zu den Favoriten. Bei den Frauen zählt Leonie Beck als dreifache Weltmeisterin zu diesem Kreis. Doch die Bedingungen in der Seine sind schwierig, Vorhersagen damit ebenso. Lukas Märtens hingegen hat schon seine guten Vorleistungen untermauert: Über 400 Meter Freistil ist der Magdeburger der Konkurrenz davon geschwommen und hat sich die Goldmedaille und Deutschland das erste Edelmetall der Spiele gesichert.
Sportschießen
In Tokio hatten die deutschen Schützen allenfalls Ringe um verweinte Augen: nicht eine Medaille, so wie zuletzt 2012 in London. Und diesmal? Dreimal Gold wie 2016 in Rio ist keine Pflicht, ist im Schießzentrum Chateauroux 250 Kilometer südlich von Paris aber möglich: Am ehesten wird Weltmeisterin Doreen Vennekamp mit der Pistole olympisches Gold zugetraut. Gewehrschützin Anna Janssen führt die Weltbestenliste mit dem Luftgewehr an, ist Zweite im Kleinkaliber-Dreistellungskampf und sagt mutig: „Die Saison lief bisher zu gut, als dass ich da reingehen werde und nur eine Finalteilnahme haben möchte.“ Auch Sven Korte (Skeet) und Robin Walter (Luftpistole) zielen es auf Edelmetall ab.
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Tennis
Alexander Zverevs Träume bei Olympia sind auf Sand gebaut. Was für den 27-Jährigen ein explizit positiver Umstand ist. Auf seinem Lieblingsbelag kommt es dem Hamburger Olympiasieger von Tokio 2021 entgegen, dass die Bälle hoch abspringen und er seine Körpergröße von 1,98 Metern exzellent nutzen kann. Im ikonischen Stade Roland-Garros erreichte Zverev erst im Mai das Finale der French Open. In Normalform dürfte den Weltranglistenvierten nur seine mitunter wacklige Gesundheit davon abhalten, die Chance auf die Titelverteidigung frühzeitig in den Sand zu setzen.
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