Hamburg. Lasse Lührs aus Cadenberge möchte beim World Triathlon in Hamburg am Wochenende seine Form für die Olympischen Spiele testen.
Alle zwei Jahre findet in der kleinen niedersächsischen Gemeinde Wingst ein Schültertriathlon statt, zuletzt Anfang Juni, als rund 2000 Schulkinder um die Wette geschwommen, geradelt und gerannt sind. Wenn alles gut läuft, kann sich der ehrenamtlich organisierte Lauf in diesem Jahr auf die Fahne schreiben, einen Olympioniken ausgebildet zu haben: Lasse Lührs.
„Ich habe in der zweiten Klasse zum ersten Mal dort teilgenommen“, erzählt Lührs, der aus dem benachbarten Ort Cadenberge stammt. „Seitdem bin ich dem Triathlon verfallen.“ Der 28 Jahre alte Triathlet hat sich bereits im vergangen Jahr für die Spiele in Paris qualifiziert und möchte sich an diesem Wochenende beim Rennen der World Triathlon Championship Series (WTCS) in Hamburg den letzten Feinschliff holen.
Triathlet Lührs will sich in Hamburg Selbstbewusstsein holen
Unterstützt wird Lührs dabei von vielen bekannten Gesichtern und ehemaligen Trainingspartnern aus der Heimat. „Es ist schön, wenn mich Freunde und Familie anfeuern“, freut sich Lührs, gesteht aber auch: „Während des Rennens bekomme ich das aber ehrlicherweise gar nicht so mit.“
Im Rennen geht es für ihn vor allem darum, Abläufe zu festigen und seine Form unter Wettkampfbedingungen zu testen. Die hatten seinem Training zuletzt etwas gefehlt: „Ich habe in diesem Jahr nicht viele Rennen gemacht, deswegen ist es gut, sich jetzt auch noch mal Selbstbewusstsein zu holen“, sagt Lührs.
Staffel-WM am Sonntag in Hamburg
Bei seinem einzigen WTCS-Rennen in diesem Jahr im italienischen Cagliari fing er sich vor wenigen Wochen auf dem Rad einen Plattfuß ein, stieg daraufhin aus. Am Sonnabend strebt er im Sprintrennen über 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen (13.50 Uhr/ZDF) eine Top-10-Platzierung an.
Neben dem WTCS-Rennen, bei dem es um Weltranglistenpunkte geht, wird am Sonntag noch der neue Staffel-Weltmeister ermittelt. In dem Rennen bilden jeweils zwei Männer und Frauen pro Nation ein Team, jeder der Athleten muss 300 Meter schwimmen, sieben Kilometer radfahren und am Schluss 1,75 Kilometer laufen. Deutschland ist Titelverteidiger – und Lührs „höchstwahrscheinlich“ im Team. Das wird aber erst am Abend vorher final entschieden.
Über 6000 Teilnehmer in Hamburg am Start
Neben Lührs starten am Wochenende über 6000 Altersklassen-Athletinnen und Athleten auf der Sprintdistanz (1,6 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen). Die Olympischen Spiele hat dabei keiner von ihnen ihm Kopf, vielmehr wird es bei den meisten primär darum gehen, Spaß zu haben und ins Ziel zu kommen.
Über den großen Zuspruch freut sich auch die Stadt Hamburg, die die Veranstaltung mit rund 300.000 Euro bezuschusst. „Die, die morgens um 6 Uhr vor der Alsterschwimmhalle stehen, das sind Triathleten“, sagt Sportsenator Andy Grote. „Die Innenstadt wirkt ja gerade so, als wenn man sie als Triathlon-Arena gebaut hätte.“ Eine Arena, die am Wochenende wieder für zahlreiche Straßensperrungen rund um die Strecke sorgen wird.
DTU-Präsident: „Hamburg ist das wichtigste Rennen“
Auch für die Deutsche Triathlon Union (DTU), die das Rennen in diesem Jahr zum ersten Mal als alleiniger Veranstalter ohne externe Firma ausrichtet, ist Hamburg ein Aushängeschild: „Für den Verband ist das Rennen hier eine Leuchtturmveranstaltung, die wichtigste überhaupt“, sagt DTU-Präsident Martin Engelhardt, der sich wünschen würde, dass Hamburg nicht nur zur Vorbereitung auf Olympia dient – sondern die Spiele gleich selbst ausrichtet, mit dem Triathlonrennen rund um die Alster selbstverständlich.
„Es wäre sehr naheliegend, wenn Triathlon hier stattfinden würde“, schmunzelt Grote. Hamburg möchte sich an einer möglichen deutschen Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele im nächsten Jahrzehnt beteiligen, sofern es dafür eine Mehrheit in der Bevölkerung geben sollte. Daran scheiterte 2015 bekanntlich der letzte Versuch.
Lührs kommt in Hamburg grün aus dem Wasser
Ob Lührs in Paris überhaupt einen Triathlon absolvieren wird, lässt sich noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Die Wasserqualität der Seine bereitete den Veranstaltern lange Kopfzerbrechen. 1,4 Milliarden Euro investierten die Behörden in Kläranlagen und das Abwassersystem, um den Fluss auch nachhaltig sauber zu halten.
Mit Erfolg, zumindest waren die letzten Tests so positiv, dass die Schwimm- und Triathlonwettbewerbe stattfinden sollen. Wenn es aber in den kommenden Wochen stark regnet und dadurch Abwasser in den Fluss gespült wird, könnte sich die Qualität des Wasser wieder verschlechtern. „Ich finde es nicht okay, dass man es bis so kurz vor den Spielen nicht endgültig weiß“, kritisierte DTU-Präsident Engelhardt. Auch Lührs meint: „Es ist ein bisschen schade, dass es so uneindeutig ist und dass es keinen Plan B gibt“
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Über die Wasserqualität der Alster macht er sich unterdessen keine Sorgen: „Es ist von außen betrachtet nicht das sauberste Wasser, aber Probleme hatte ich hier noch nie“, sagt er. „Man ist nur immer ein bisschen grün, wenn man da rauskommt.“ Das störe ihn aber nicht – und ist wiederum auch eine gute Vorbereitung auf das Pariser (Ab-)Wasser.