Hamburg. Thore Hammer-Hansen gewinnt beim Familienrenntag in Horn die Hamburger Stuten Meile. Besuch durch den Regen geringer als erwartet.
Ob sich da jemand bei der Standplanung auf der Galopprennbahn in Horn ins Fäustchen gelacht hat? Ausgerechnet neben den Jockeystuben mit angeschlossener Sauna zum Abschwitzen eines womöglich winzigen Übergewichts offeriert eine Bude süße Sünden: Pfannkuchen mit Pudding und Kirschen für sechs Euro zum Beispiel.
Verführung pur, mit einer Prise Puderzucker garniert. Ob einer der Berufsrennreiter, die in der anstehenden Derbywoche in Hamburg aktiv sind, auf dem kurzen Fußweg zum Führring schon einmal schwach wurde, ist nicht bekannt.
Derbywoche: Trainer loben Geläuf
Finanziell zumindest wäre es für den Dänen Thore Hammer-Hansen am Tag nach dem Aus seiner Fußball-Nationalmannschaft überhaupt kein Problem gewesen. Im Sattel der dreijährigen Mitfavoritin Three Havanas dirigierte er zum Auftakt der Rennwoche die Schimmelstute im Sparkasse Holstein Cup (Hamburger Stuten Meile) souverän zum Triumph.
Von 32.000 Euro Sieggeld erhält der Jockey neben dem festen Reitgeld fünf Prozent, mithin 1.600 Euro. Auf elastischem Geläuf liefen in diesem Grupperennen III (55.000 Euro, 1600 Meter) die ein Jahr älteren Vollblüter auf die Plätze: Amira mit Bauyrzhan Murzabajev im Sattel vor der Totofavoritin Sea The Lady. Die Französin kam unter Adrie de Vries schwer und mit Rückstand aus der Startbox, holte jedoch mächtig auf. „Der Boden war erstaunlich gut“, so die Meinung der Trainer unisono.
Besuchertunnel durch Wassermassen nicht passierbar
Nach den heftigen Regengüssen am frühen Morgen waren widrigere Verhältnisse erwartet worden. Doch entsprach das Horner Moor mal wieder seinem Ruf: Die Wassermassen versickerten zügig. Für den Besuchertunnel unterhalb der Zielgeraden galt dies natürlich nicht: Er war nach Überschwemmungen nicht passierbar und musste von der Feuerwehr ausgepumpt werden.
Da die Regenfälle mit dem ersten Start um 11.20 Uhr abebbten, fiel die Premierenveranstaltung genau eine Woche vor dem 155. Deutschen Derby nicht komplett ins Wasser – auch wenn der Besuch des Familienrenntags hinter den Hoffnungen zurückblieb. Wer kam, hatte dennoch Spaß.
Meeting wird am Mittwoch fortgesetzt
Und wer zu oft aufs falsche Pferd setzte, kann bis zur Fortsetzung des Meetings am Mittwoch auf frische Inspiration setzen. Oder bei Geschmack einen Blick in das Zelt des Hutgeschäfts Willer aus Kiel und Eckernförde werfen. Die Profis für derbywürdige Kopfkreationen sind auf dem Hippodrom seit mehr als zwei Jahrzehnten am Start.
„Manche Kunden sondieren tagelang“, weiß die Chefin, „andere erscheinen eine Stunde vor dem Start und kaufen spontan.“ Zwischen 100 und 400 Euro kosten die unkonventionellen, hin und wieder wagemutigen Hüte.
Hit beim Familientag: Hüte basteln
Dass es fantasievoll und gratis geht, bewiesen Kinder in der überdachten Bastelwerkstatt inmitten der Anlage. Der Partner des Familientags hatte sich eine Menge zur Bespaßung des Turfnachwuchses einfallen lassen: Wasserrutschen ähnelnde Hüpfburgen, Pirateninseln, ein Schminkstand, Bungeehüpfen. Vor allem das Hutbasteln zog an – überwiegend Mädchen.
Früh übt sich, wer später gut behütet zum Wettstreit um das Blaue Band auflaufen will. 40 junge Designerinnen konnten die Papphüte mit Krepppapier, bunten Federn, Kugeln, Muscheln und anderem Schnickschnack gestalten. Die achtjährige Lena aus Altengamme ließ sich stolz mit ihrem eigenen Kunstwerk fotografieren. „Ich liebe Pferde“, sagte sie. An diesem Montag sitzt sie wieder im Sattel: In der Reitschule Putfarcken ihrer Tante in Kirchwerder – ohne Hut.
Besucher beklagen hohe Preise der Gastronomie
Auch wenn der große Andrang ausblieb, genossen unerschrockene Familien mit regensicherer Kleidung raschen Zugang zu den Attraktionen. An einem Glücksrad gab es Wettgutscheine zu gewinnen. Ein Zauberer mit blauem Zylinder unterhielt pfiffig. Ob’s am Totalisator half? Abgesagt wurden die in den Vorjahren beliebten Showrennen der Minitraber. Wegen der Unwetterwarnung waren Ponys wie Joshy, Cherrie und Perfect Timing daheim im Stall geblieben.
Ob die Veranstaltung durch einen Wechsel des Gastronomiepartners an Qualität gewann, ist ungewiss. Besucher klagten über teilweise deftige Preise. Eine Krakauer für sechs Euro oder ein Cheeseburger auf die Hand für 8,50 Euro werden nicht unbedingt besser, wenn man sie als „Streetfood“ feilbietet. Kostenlos war das Vergnügen eines Sponsors mit urig kostümierten Aushilfen, die als Vierbeiner daherkamen: Pferdolin und Pferderike.
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Erheblich mehr Speed hatte die fünfjährige Stute Maralena im Hamburger Wochenblatt-Rennen. In einem aufregenden Finish zeigte sie den Wallachen Dozdan und Sacher die Hufe. Da einige der Prüfungen in 13.000 angeschlossene Wettbüros nach Frankreich übertragen wurde, stimmte der für die Etatdeckung wichtige Umsatz unter dem Strich dennoch.
Entscheidend wird ohnehin der erste Julisonntag mit dem Derby. Dort werden Wettinvestitionen von gut einer Million Euro erwartet. Für Zocker bedeutet das harte Arbeit. Und die Kinder dürfen ihre Hutkreationen präsentieren.