Hamburg. Der Hamburger Club gewinnt in der Aufstiegsrelegation mit 4:0 gegen Kilia Kiel und steigt damit zum zweiten Mal in Folge auf.
Einige Minuten nach dem Abpfiff war es Zeit für das Ritual des Eimsbütteler TV nach großen Siegen. Spieler, Trainer, Teamverantwortliche und Hunderte der 2650 Zuschauer hakten sich auf dem Kunstrasenplatz am Lokstedter Steindamm Arm in Arm unter. Angeleitet von Abwehrspieler Samuel Olayisoye feierten sie in lauten Wechselgesängen mit ihrem Abwehrchef, endend in einem wilden Tanz, den Erfolg ihres Teams.
Diesmal noch inbrünstiger als nach sonstigen Triumphen. Denn das 4:0 (1:0) gegen den schleswig-holsteinischen Vertreter FC Kilia Kiel bescherte dem Eimsbütteler TV den ersehnten Aufstieg in die Regionalliga Nord.
ETV-Trainer Atamimi im Krankenhaus
Vor dem Spiel war sicher: Ein Remis reicht den Gastgebern. Vor dem Spiel, das hieß in diesem Fall aber auch: Das junge Team musste eine besondere Belastung verkraften. ETV-Trainer Khalid Atamimi war mit Darmproblemen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Das Team erfuhr dies erst fünf Stunden vor dem Anpfiff.
„Der Morgen fing schlecht an. Unser Trainer im Krankenhaus. Da war uns allen klar: Heute spielen wir auch für ihn“, beschrieb Doppeltorschütze Jephtah Asare später die Umwandlung des Schocks in positive Teamenergie.
Asare erzielt frühes Führungstor
Doch ganz so glatt gelang dies nicht. Zwar erzielte Asare nach einer Ecke das frühe 1:0 (17.). Aber die Spielkontrolle überließen die Eimsbütteler in der Folgezeit Kiel. Das Team wirkte merkwürdig passiv.
Kilia hätte durch Marvin Müller (22., ETV-Sechser Blerim Questai rettete auf der Linie) und Benjamin Petrick, der am glänzend reagierenden ETV-Keeper Viktor Weber scheiterte (45.), durchaus zum 1:1 ausgleichen können. „In dieser Phase waren wir nervös“, gab Asare zu.
2:0 sorgt für Erlösung
Alle gedanklichen Fesseln lösten sich erst drei Minuten nach dem Wiederanpfiff. ETV-Mittelstürmer Dominik Akyol stibitzte Kilias Keeper Finn-Niklas Kornath clever den Ball vom Fuß und schob ihn ins leere Tor zum 2:0 ein.
„Dieser Moment“, sagte Eimsbüttels Teammanager Jasper Hölscher später, „war der Brustlöser für uns. Danach waren wir frei in den Köpfen und haben unseren Fußball gespielt. Und alle konnten sehen, wie gut dieser Fußball ist.“
ETV gelingt Durchmarsch aus der Landesliga
Erneut Asare nach schöner Kombination über rechts (53.) sowie Kapitän Robin Janowsky (73.) stellten auf 4:0. Weitere Treffer wären gegen sich aufgebende Gäste durchaus möglich gewesen. Mit dem Abpfiff stand der historische Aufstieg des Eimsbütteler TV schließlich fest.
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Zum ersten Mal seit Einführung der neuen Ligenstruktur im Jahr 2008 ist mit mit dem ETV nun ein Hamburger Club von der Landesliga bis in die Regionalliga Nord durchmarschiert. Nach dem Oberligaaufstieg im Sommer 2022 wurde der ETV bereits vor der Saison von keinem Experten als Abstiegskandidat gesehen.
ETV verliert erstmals am 16. Spieltag
Bestätigt wurden die Vorschusslorbeeren durch einen Blitzstart der Mannschaft. Sofort spielte der ETV in der Oberliga oben mit, schlug den amtierenden Meister TuS Dassendorf im ersten Heimspiel mit 3:0. Die erste Niederlage – ein 1:2 beim späteren Titelträger TSV Sasel – kassierte das Team erst am 16. Spieltag.
„Ich bin vor zwei Jahren von der Landesliga hierhin gewechselt. Da wollten wir mal schauen, ob es vielleicht Richtung Oberliga reicht. Nun haben wir heute das Ding gerockt und spielen nächste Saison in der Regionalliga Nord. Das wollen wir demütig angehen und uns dort mit den nächsten großen Teams messen“, sagte Doppelpacker Asare.
Etat für Regionalliga im mittleren sechsstelligen Bereich
Teammanager Hölscher, der sich im Winter zum ersten Mal mit dem Gedanken an einen Aufstieg in die Regionalliga Nord befasste, warf derweil einen Blick voraus. Bekannt ist, dass der ETV seine Heimspiele im Sportpark Eimsbüttel an der Hagenbeckstraße austragen und mit höchstens mittlerem sechsstelligen Etat in die Saison gehen wird.
„Aber nun geht es auch darum, unsere Strukturen zu verbessern“, sagte Hölscher. „Ich habe als Nachwuchskoordinator den sportlichen Leiter gemacht. In den letzten Wochen waren bei uns vom Trainerteam bis zum Zeugwart alle gefühlt hauptamtlich engagiert, um den Aufwand zu schaffen. Das war ein großartiges Engagement. Trotzdem wollen wir uns strukturell verbessern, um den Aufwand besser stemmen zu können.“
Becker vertritt Atamimi
Zumal der ETV wieder bewiesen hat: Der Club ist mittlerweile ein Zuschauermagnet. 2000 Fans kamen gegen Altona 93, nun waren sogar 2650 Zuschauer zugegen. „Ich kann mich nur bei allen Leuten bedanken, die Bock hatten, uns zu unterstützen“, sagte Hölscher erfreut.
Dies tat auch der gegen Kilia verantwortliche Co-Trainer Tjorben Becker. „Ein schöner Sieg vor vielen Fans. Auch für Khalid. Wir haben ihn alle sehr vermisst“, sagte er.
Sportlich wolle der Club, so Hölscher und Becker unisono, sein Selbstverständnis kultivieren. „Uns liegt die Rolle des Underdogs. Unsere Jungs haben keine Angst, freuen sich auf geile Gegner in der neuen Saison. Jetzt bereiten wir uns auf die Regionalliga Nord vor. Unser Team wird bereit sein.“