Hamburg. HFV-Präsidium verteidigt Pläne für die Abschaffung des Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball –Zwei-Drittel-Mehrheit beim Verbandstag nötig
Die Einladungen sind raus: Am 1. Juni kommen die Vertreter der 250 im Hamburger Fußball-Verband (HFV) geführten Vereine um 18.30 Uhr im Festsaal des Hotels Grand Elysée zum Verbandstag zusammen. Es dürfte ein langer Abend werden: 16 Tagesordnungspunkte gilt es abzuarbeiten. Und besonders Punkt 9.1 „Antrag S 1 – Änderung der HFV-Struktur“ birgt reichlich Diskussionsstoff.
Aus drei der sieben Ausschüsse (Spielausschuss, Frauen- und Mädchenfußball, Jugendausschuss) sollen zwei werden: Erwachsene sowie Kinder/Jugendliche. Mit dem Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball (AFM) ein geschlechterspezifisches Gremium abzuschaffen, sorgte für Aufsehen. „Bei vielen Vertreterinnen im Frauen- und Mädchenbereich herrscht das Gefühl: Wir werden plattgemacht“, kritisierte DFB-Ehrenmitglied Hannelore Ratzeburg im Abendblatt-Interview.
HFV: Kommunikation zwischen Gremien funktioniert schlecht
Doch das HFV-Präsidium wird für die Umsetzung der Strukturreform werben. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Anwesenden ist dafür erforderlich. „Es geht uns nicht darum, den Frauen- und Mädchenbereich abzuschaffen, sondern um eine Neuordnung“, sagt Kathrin Behn (42), die Vizepräsidenten des Verbands, die selbstständig auf St. Pauli als Rechtsanwältin tätig ist. „Wir möchten geschlechtsneutrale Ausschüsse und damit vor allem Doppelstrukturen auflösen. Es geht uns darum, ein engeres Zusammenarbeiten in den einzelnen Bereichen zu erreichen, schneller und effizienter zu Ergebnissen zu kommen und den Vereinen damit auch eine bessere Bearbeitung ihrer Themen zu ermöglichen. Aktuell funktioniert die Kommunikation zwischen den drei existierenden Ausschüssen einfach nicht. Es gibt viele Beispiele dafür, dass die Abstimmung untereinander nicht klappt.“
Sollten die Vereine dem Antrag folgen, würden sie beim Verbandstag die neuen Vorsitzenden der beiden Ausschüsse direkt wählen. Bei den Erwachsenen stellt sich Andreas Hammer zur Wahl, für den Jugendbereich gibt es mit Sarah Drevs eine Kandidatin. Weitere Kandidaturen sind möglich.
HFV-Präsidium: Zeit ist reif für geschlechtsneutrale Ausschüsse
Die Sorge, dass alleine durch die Tatsache, dass noch immer deutlich mehr Männer Fußball spielen, die Belange der Frauen durch die neue Struktur in den Hintergrund rücken könnten, nimmt Behn sehr ernst, widerspricht aber: „Alle Aufgaben und Bereiche gehen nicht unter, sie werden in den beiden Ausschüssen unter den acht beisitzenden Mitgliedern verteilt. So ist gewährleistet, dass die Interessen aller vertreten werden können. Wir im Präsidium glauben, dass die Zeit reif ist, die Bereiche gleichberechtigt nebeneinander zu stellen. Beispielsweise bedeutet es, dass jemand hier zuständig für den Frauen-Leistungsbereich ist und dort jemand für den Herren-Leistungsbereich. Und die sitzen gemeinsam an einem Tisch.“
Behn betont die Verdienste von Ratzeburg und wie wichtig es vor 50 Jahren gewesen sei, als Frauenfußball quasi noch nicht existent war, diesem mit einem Extra-Ausschuss eine Stimme im Verband zu geben. „Aber wir wollen als Präsidium nicht den Status Quo nur verwalten, sondern eine positive Weiterentwicklung fördern, die Abläufe verbessern und ein zeitgerechteres Miteinander leben.“
Wie schwer es in den aktuellen Strukturen sei, schildert Behn anhand der Initiative „3 Ecken – 1 Elfer“. Zweimal gab es seit 2020 nun bereits den Workshop, um Vorschläge und Themen im HFV zu sammeln, wie der Verband erfolgreich in die Zukunft geführt werden könne. Behn: „Dabei gab es die klare Forderung der Vereine und der Mitarbeitenden im HFV, dass ein Konzept entwickelt werden muss, wie die Anzahl der aktiven Fußballerinnen und Fußballer in allen Bereichen erhöht werden kann. Aber nur zwei der drei Ausschüsse haben ein Konzept erstellt. Umgesetzt hat es noch keiner. Wenn wir aber vorankommen, gestalten wollen, müssen wir auch etwas dafür tun.“
Auch interessant
Unter dem Motto „FairPlay für den Frauen- und Mädchenfußball in Hamburg“ hat sich eine Interessengemeinschaft „AFM bleibt“ gebildet und sammelt in einer Petition im Internet Unterschriften. Die Umsetzung wäre ein „Rückschritt für die Frauen und Mädchen im Hamburger Fußball“, heißt es dort. Klar ist: Das Präsidium wird Überzeugungsarbeit leisten müssen bei der Versammlung.