Hamburg. Der Spanier und US-Amerikanerin Collins führen Meldelisten der Hamburg European Open an. Wird Agentur Tennium der neue Veranstalter?
Die Sommersonne wärmte noch die Touristen im Hamburger Hafen, als Sandra Reichel am Mittwochabend heiße Nachrichten zu verkünden hatte. An Bord der MS Hammonia konnte die Direktorin des Tennisturniers am Rothenbaum auf Einladung von Hauptsponsor Cunard einen hochkarätigen Premierengast für die Hamburg European Open verkünden, die in diesem Jahr vom 16. bis 24. Juli erstmals seit 1978 als kombiniertes Damen- und Herrenevent ausgetragen werden. Der spanische Shootingstar Carlos Alcaraz (19) hat seine Teilnahme zugesagt und führt als aktueller Weltranglistensiebter die Meldeliste an.
„Ich freue mich sehr auf Hamburg, weil das Turnier eine große Tradition hat. Ich versuche, meine Spuren in der Geschichte des Turniers zu hinterlassen“, ließ sich der Iberer zitieren. Auch wenn Alcaraz’ Mission „erster Grand-Slam-Titel“ Ende Mai im Viertelfinale der French Open in Paris vom aktuell verletzten Hamburger Olympiasieger Alexander Zverev (25) beendet worden war, ist der Spanier auf Sand gleich hinter seinem Landsmann und Idol Rafael Nadal (36) der begehrteste Spieler der Welt.
Tennis: Shootingstar Alcaraz bereits viermaliger Sieger
In dieser Saison gewann er bislang vier Turniere und damit mehr als jeder andere Profi auf der ATP-Tour. Drei Titel holte er auf Sand – beim Masters in Madrid sowie den mit Hamburg gleichrangigen 500er-Events (500 Weltranglistenpunkte für den Sieger) in Barcelona und Rio de Janeiro. Dazu kam auf Hartplatz der Masterstriumph in Miami.
Auch wenn diese Bilanz den kraftstrotzenden Spektakelspieler zum Topfavoriten macht, wird er sich harter Konkurrenz erwehren müssen. Aus den Top Ten der Weltrangliste hat neben ihm noch der Russe Andrej Rubljow (24) gemeldet. Der aktuelle Achte des Rankings konnte im Corona-Jahr 2020 in Hamburg den Titel gewinnen. Große Chancen auf das Erreichen des Finalwochenendes haben aber auch Titelverteidiger Pablo Carreno Busta (30/Spanien), aktuell auf Rang 19 geführt, und Italiens Jungstar Jannik Sinner.
Hamburg als legendärer Sandplatzklassiker
Der 20 Jahre alte Südtiroler, der sich auf Rang 13 der Welt vorgearbeitet hat, gibt wie Alcaraz sein Hamburg-Debüt – und kann es kaum erwarten. „Hamburg ist ein legendärer Sandplatzklassiker, den ich als Kind schon im Fernsehen geschaut habe“, sagte er, „ich hoffe, dass viele Landsleute kommen, um mich anzufeuern.“ Nicht am Start ist dagegen trotz einer vertraglich fixierten Zusage der Österreicher Dominic Thiem (28). Der nach seiner langwierigen Handgelenksverletzung auf Rang 343 der Welt abgestürzte US-Open-Sieger von 2020 fühlt sich weiterhin nicht fit genug, um auf ATP-Toplevel Turniere zu bestreiten.
Einziger direkt qualifizierter deutscher Profi ist der Kölner Oscar Otte (28), der am Rothenbaum noch nie über die Qualifikation hinauskam, aber nach Halbfinalteilnahmen bei den Heimturnieren in München, Stuttgart und Halle (Westfalen) nun auch in Hamburg durchstarten will. „Der Rothenbaum ist das prestigeträchtigste deutsche Turnier und hat einen enorm hohen Stellenwert für mich“, sagte der 37. der Weltrangliste.
Bei den Frauen stehen mit Vorjahresfinalistin und Turnierbotschafterin Andrea Petkovic (34/Darmstadt/Nr. 56) und Jule Niemeier (22/Dortmund/Nr. 97) immerhin zwei Deutsche direkt im 32er-Hauptfeld, das von Danielle Collins (28/USA/Nr. 8) angeführt wird. Dass das „Tennis Magazin“ in seiner aktuellen Ausgabe die vom Abendblatt Ende Mai angestoßene Diskussion um die Zukunft des Turniers weitertrieb und die vom belgischen Geschäftsmann Kristoff Puelinckx gegründete Agentur Tennium als Veranstalter von 2024 an ins Gespräch brachte – der Deutsche Tennis-Bund hat das Ende der bis 2023 fixierten Kooperation mit der Familie Reichel bereits verkündet, nun kommunizieren beide Seiten über Anwälte –, ließ Sandra Reichel am Mittwoch kalt.
„Für unser erstes Combined Event haben wir sensationelle Felder, auf die wir stolz sind. Wir präsentieren die Zukunft des Tennis“, sagte sie. Diese Zukunft wollen ihr Vater Peter-Michael und sie auch weiterhin prägen.