Hamburg. Eine neue Doku zeigt, dass im Amateurfußball Millionen fließen – unter der Hand. Der Schwarzgeldskandal des deutschen Fußballs.
Bei den Amateuren steht das Team über allem und gespielt wird für die Ehre. Dieses romantische Bild vieler Fans wird die Dokumentation „Milliardenspiel“ gehörig ins Wanken bringen, die am Mittwoch um 23.30 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird. Der Beitrag basiert auf einer Recherche des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) in Kooperation mit dem investigativen Journalismus-Netzwerk Correctiv.
Über 10.000 Amateurfußballer bundesweit nahmen an einer anonymen Online-Umfrage zum Thema Geldzahlungen im Amateurfußball teil. Die (nicht repräsentativen) Antworten wurden mithilfe wissenschaftlicher Begleitung der Technischen Universität Dortmund und der Ludwig-Maximilians-Universität München diversen Hochrechnungen unterzogen.
Fußball: Amateure bekommen Millionen – als Schwarzgeld
Das Ergebnis: Rund eine Milliarde Euro verdienen Deutschlands Amateurspieler vermutlich pro Jahr, davon mutmaßlich 500 Millionen Euro als Schwarzgeld. Denn oftmals wird Paragraph 8, Absatz 2 der DFB-Spielordnung nicht beachtet. Dieser schreibt ab einer Vergütung von mehr als 250 Euro den Abschluss eines Amateuranbindungsvertrages vor, auf den auch Steuern und Sozialabgaben fällig werden. Wie der Film eindrucksvoll unter anderem an einem Lockvogel-Beispiel zeigt, umgehen viele Clubs diese Vorschrift – und ziehen verdeckte Barzahlungen vor.
Das mittlere Einkommen (Median) der Spieler liegt laut Befragung in der 8. Liga immerhin schon bei 200 Euro (7. Liga 7/210 Euro, 6. Liga/300 Euro, 5. Liga/500 Euro). Interessant: Manche Spieler verurteilen die durch die Bezahlung hervorgerufenen Konsequenzen, sprechen von „Sauerei“ und „Wettbewerbsverzerrung“. An der Umfrage nahmen auch 1068 Fußballer aus dem Bereich des Hamburger Fußball-Verbandes (im HFV spielen Teams aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen) teil.
Was der Hamburger Fußball-Verband zum Schwarzgeldskandal sagt
„Wenn ein Verein seine Steuern und Sozialabgaben auf einen Amateuranbindungsvertrag nicht bezahlt, wird das dem HFV von der Berufsgenossenschaft gemeldet. Der Club bekommt dann Probleme. Aber bei verdeckten Zahlungen fehlt uns als Verband leider die Kontrollmöglichkeit“, sagte der HFV-Spielausschussvorsitzende Frank Flatau auf Nachfrage dem Abendblatt.
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„Ich habe schon in meiner Zeit als Spieler mitbekommen, dass andere Spieler Geld extra erhalten haben. Beispielsweise der Torjäger 100 Mark vom Sponsor. Das gab es immer schon und wird es immer geben. Wenn das in den strafbaren Bereich geht, ist es ein Problem. Wie das verhindert werden kann, weiß ich aber nicht.“
„Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation von Hamburger Abendblatt mit Correctiv und dem rbb, der für die Recherche federführend verantwortlich war. Die Dokumentation „Milliardenspiel Amateurfußball: Wenn das Geld im Umschlag kommt“ wird am 19. Januar um 23:30 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist ab sofort auf der Themenseite zu sehen: https://www.sportschau.de/milliardenspiel“ |