Bergedorf/Oststeinbek. Angesichts der steigenden Inzidenzzahlen agiert der Sport konsequenter als die Politik, etwa Curslacks Fußballer und Oststeinbeks Volleyballer.

Wenn die Regionalliga-Volleyballer des Oststeinbeker SV, die Ostbek Volleys, am Sonnabend (19 Uhr) versuchen, den Kieler TV III mit einem Sieg von der Tabellenspitze zu verdrängen, wird in der Walter-Ruckert-Halle am Meessen eine gespenstische Atmosphäre herrschen. Denn das Duell Zweiter gegen Erster findet ohne Zuschauer statt. Dabei hätte es die Corona-Bekämpfungsverordnung der schleswig-holsteinischen Landesregierung dem OSV durchaus erlaubt, Schaulustigen unter 2G-Bedingungen Einlass zu gewähren. „Das hat die Mannschaft schweren Herzens so für sich entschieden. Und ich finde das auch in Ordnung“, erklärt Oststeinbeks Volleyball-Abteilungsleiter Jan Schneider.

Zwei Corona-Fälle bei den OSV-Volleyballern

Weil sich zwei Spieler der Stormarner jüngst mit dem Coronavirus infiziert hatten und die Zahl der Neuinfektionen landesweit täglich neue Rekordwerte erreicht, kam das Team zu dem Entschluss, vorerst in heimischer Halle ohne Publikum anzutreten. Dabei verfahren die OSV-Volleyballer bereits seit dem vergangenen November freiwillig nach der 2G-plus-Regel. Sprich: Auch die geimpften Spieler unterziehen sich vor jeder Trainingseinheit und jeder Partie einem Test. „Das gibt einem ein besseres und ruhigeres Gefühl“, sagt Schneider, der selbst für die zweite Mannschaft, die Ostbek Cowboys, in der Verbandsliga Hamburg spielt.

Hamburgs Volleyballer denken über Pause nach

Allerdings droht Schneider und seinen Teamkameraden möglicherweise bald eine Zwangspause. Denn am kommenden Mittwoch will der Hamburger Volleyball Verband (HVbV) mit seinen Vereinen darüber beraten, wie die Saison in Anbetracht der sich zuspitzenden Corona-Lage fortgeführt werden kann. Eine Unterbrechung der Spielzeit scheint näher zu rücken, denn auf die Vereine und Sportler in der Hansestadt kommen durch die ab kommenden Montag gültigen neuen Beschlüsse des Senats zur Corona-Eindämmung zusätzliche Herausforderungen zu.

Für Hallensportarten und andere sportliche Indoor-Betätigungen wie den Besuch eines Fitness-Studios gilt dann die 2G-plus-Regel. Ausgenommen davon sind lediglich bereits dreifach geimpfte Personen und Kinder unter 16 Jahren. Zudem gilt in den Hallen eine Obergrenze von 200 Zuschauern, für die Maskenpflicht besteht. „Wir wissen natürlich: 2G plus ist für die Sportvereine eine große Herausforderung. Aber das ist besser als ein Lockdown, den wir befürchtet hatten“, sagt Sportstaatsrat Christoph Holstein. Die neuen Regeln in Hamburg sollen vorerst bis zum 6. Februar gelten.

Handballspiele in Schleswig-Holstein ausgesetzt. Zieht Hamburg nach?

Von der schleswig-holsteinischen Landesregierung gibt es aktuell zwar noch keine Signale, dass im Breitensport verbindlich 2G plus eingeführt werden soll. Dennoch hat der dortige Handballverband beschlossen, den Spielbetrieb bis zum 30. Januar freiwillig auszusetzen. Als Grund dafür nannte der HVSH unter anderem die „rasante Ausbreitung der Omikron-Variante im Kontext der Nähe zu Dänemark“.

Alle ursprünglich für den Januar terminierten Partien auf Landesebene sind bereits offiziell abgesetzt worden. Ein Sonderfall sind jedoch die Oberligen Hamburg/Schleswig-Holstein. Diese Begegnungen sollen offenbar wie geplant ausgetragen werden. „Mir ist jedenfalls nichts anderes bekannt. Stand jetzt würde ich sagen, die Spiele finden statt“, erklärt Jan Sievers, der beim Hamburger Handball-Verband (HHV) unter anderem für den Spielbetrieb verantwortlich ist. Das würde unter anderem die Frauenteams der HSG Bergedorf/VM und vom SV Preußen Reinfeld betreffen, die beide am 16. Januar ihr nächstes Pflichtspiel haben.

Möglicherweise kommt der Spielbetrieb in den Hamburger Ligen wie in Schleswig-Holstein bald zum Erliegen. Am Montagabend wird der HHV über den Fortgang der Saison beraten.

SVCN verzichtet auf Zuschauer, um Ehrenamtliche nicht zu gefährden

Im Gegensatz zu den Hallensportarten kommen auf den Amateurfußball durch die neue Corona-Verordnung keine Änderungen zu. Zwar sind nun „nur“ noch 1000 Zuschauer gestattet. Doch ein solcher Besucherzuspruch ist für nahezu alle Clubs ohnehin utopisch. Einlass gewähren dürfen die Vereine weiterhin Geimpften, Genesenen und Getesteten (3G-Modell). Es sei denn, sie verfahren freiwillig nach der 2G-Regel. Dies tat beispielsweise Oberligist SV Curslack-Neuengamme in seinem Nachholspiel am 18. Dezember gegen Hamm United (0:0). Daran werden die Vierländer wohl auch nach Beendigung der Winterpause festhalten. In der Testpartie am Sonnabend (14 Uhr) gegen den klassentieferen Eimsbütteler TV verfahren die Vierländer nun wie Oststeinbeks Volleyballer: Sie spielen freiwillig vor leeren Rängen.

Gelingt es, einen neuerlichen Lockdown zu vermeiden?

„Bei uns im Eingangsbereich arbeiten ja viele ältere Menschen. Ich möchte unsere Ehrenamtlichen in dieser Phase der Pandemie dort nicht hinstellen und sie unnötiger Weise einer Gefahr aussetzen“, erklärt SVCN-Manager Oliver Schubert. Eine vorbildliche Einstellung. Und eine Einstellung, die vielleicht ein wenig dazu beitragen kann, den Amateursport vor einem weiteren Lockdown zu bewahren.