Hamburg. American-Football-Spieler Jeremy Sarfo arbeitet nebenbei als Polizist, Rettungssanitäter und Feuerwehrmann.
Natürlich, sagt Jeremy Sarfo, gebe es auch Tage, an denen er keine Lust hat. Regelmäßig sogar. Zum Beispiel, wenn er um 5.20 Uhr aufgestanden ist, um pünktlich um 7 Uhr beim Unterrichtsbeginn der Bundespolizeischule in Walsrode zu sein. „Wenn ich dann um 16.30 Uhr Schulschluss habe, um 18.30 Uhr in Hamburg bin, bis 21.30 Uhr trainiere und dann wieder zurück nach Walsrode fahre, ist das sehr anstrengend“, sagt der 27 Jahre alte Linebacker der Hamburg Sea Devils.
Als der Barmbeker nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zum Lagerlogistiker machte, wurde er nicht glücklich. „Das war zu eintönig für mich. Da hieß es jeden Tag: Palette rein, Palette raus“, erinnert sich Sarfo, der von 2016 an eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolvierte. „Ich hatte immer schon den Antrieb, anderen Menschen zu helfen“, sagt er. Vier Jahre lang fuhr Sarfo im öffentlichen Dienst im Rettungswagen, versorgte Hilfsbedürftige unter anderem beim G-20-Gipfel in Hamburg 2017.
Jeremy Sarfo wollte schon als Kind Polizist werden
Da er aber schon als Kind Polizist werden wollte („Ich war immer der Gute“), bewarb er sich erfolgreich bei der Bundespolizei, befindet sich mittlerweile im zweiten Ausbildungsjahr. Später könne er sich vorstellen, in eine Spezialeinheit zu wechseln, erzählt er. Im Rettungswagen ist er immer noch unterwegs – allerdings nur noch nebenberuflich auf 450-Euro-Basis. „Ich wollte trotz der Polizeiausbildung nicht mit dem Rettungsdienst aufhören. Ich fahre immer, wenn ich Zeit habe“, sagt er.
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Als Kind schickte ihn sein aus Ghana stammender Vater bereits zur Jugendfeuerwehr, noch heute engagiert sich Sarfo als freiwilliger Feuerwehrmann in Barmbek. Für ihn ist das Ehrensache – auch wenn Freizeit für ihn ein Fremdwort ist. „Es passiert, dass ich in einer Woche mal nicht zum Training kommen kann. Dann versuche ich aber, über Zoom-Meetings dabei zu sein oder Extraeinheiten mit den Coaches zu machen. Es gibt kein Training, das ich verpassen möchte“, erklärt er.
Während seiner Zeit in der Polizeischule nahm Sarfo 38 Kilo ab
Dass ihm seine Ausbildung bei der Bundespolizei auch für die American-Football-Karriere half, sei ein angenehmer Nebeneffekt gewesen. Vor drei Jahren wog Sarfo noch 130 Kilogramm, bei den Kiel Baltic Hurricanes spielte er deshalb zwischenzeitlich als Defensive Tackle. Während seiner Zeit in der Polizeischule trainierte der 1,81-Meter-Mann hart, ging laufen, nahm 38 Kilo ab. „Morgens ohne Rückenschmerzen aufzustehen, ist ein gutes Gefühl“, sagt Sarfo und lacht. Bei den Sea Devils hat er in der Europaliga ELF mit nun 92 Kilo ein für Linebacker optimales Gewicht erreicht.
„Die Liga motiviert mich. Früher musste man um 11 Uhr morgens den Platz aufbauen, heute ist schon alles vorbereitet. Das will man einfach mitnehmen und genießen“, sagt Sarfo. Wenn die Sea Devils an diesem Sonntag (15 Uhr/ProSieben Maxx) bei der Frankfurt Galaxy gastieren, ist Sarfo weder Polizist noch Sanitäter, noch Feuerwehrmann. Dann ist er auf der Jagd nach Gegenspielern. „Ich will den Titel“, sagt er. „Frankfurt ist gut – aber wir sind besser.“