Hamburg. So soll der Wiedereinstieg in drei Öffnungsschritten gelingen. Probleme für Vereine bei der Umsetzung.

Unverständnis. Und ein bisschen Hoffnung. So kann man die Reaktion im Hamburger Sport auf die aktuellen Beschlüsse von Bund und Ländern über (mögliche) Öffnungen in der Corona-Krise wohl beschreiben. Freude darüber, dass der Sport überhaupt wieder „eine wichtige Perspektive für die Rückkehr zum Sportbetrieb aufgezeigt bekommt“, wie Ralph Lehnert, der Präsident des Hamburger Sportbundes, sagt.

 Doch dann kommt das große Aber: Wäre da nicht vielleicht etwas mehr gegangen? Nein. „Wir machen nichts über diese Beschlüsse hinaus“, stellte Bürgermeister Peter Tschentscher nach der Senatssitzung unmissverständlich fest.

Der Senat geht dabei davon aus, dass Hamburg weiterhin zur Gruppe der Länder mit einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gehört. So, wie es sich in den vergangenen Wochen stabil gezeigt hat. Damit sind die Lockerungen nur langsamer möglich als in Ländern mit einer Inzidenz unter 50.

Seit Monaten hatte der Lockdown Sportler im Hobby- und Leistungsbereich gebremst. Seit Anfang November darf nicht mehr gespielt, nicht einmal mehr trainiert werden. Ab Montag aber wird es in einem ersten Schritt in der Hansestadt wieder möglich sein, an der frischen Luft Individualsport mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten zu betreiben. Egal ob auf einer öffentlichen Anlage oder einem Sportgelände.

Besonderes Anliegen von Sportsenator Andy Grote

Kinder bis 14 Jahren dürfen sich auf Außenanlagen sogar in Gruppen bis zu 20 sportlich bewegen. Das war auch ein besonderes Anliegen von Sportsenator Andy Grote: „Es ist gut, dass wir gerade für den Kinder- und Jugendsport erste Erleichterungen möglich machen. Das ist ein wichtiger Schritt, für den sich Hamburg vergangene Woche bereits im Rahmen der Sportministerkonferenz stark gemacht hat.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

„Es ist sehr wichtig, dass Sport überhaupt wieder möglich wird“, freut sich Lehnert. Ihm gehen die Lockerungen aber nicht weit genug: „Warum jetzt zum Beispiel nur fünf Personen gleichzeitig auf einen großen Sportplatz dürfen, das ist schwer nachvollziehbar.“ Abstände seien dort schließlich problemlos einzuhalten.

Sport- und Schwimmhallen bleiben noch mindestens bis zum 22. März zu

Und auch Boris Schmidt, Vorsitzender der TSG Bergedorf, sieht noch Verbesserungspotenzial: „Es geht mit Stufenplan und Differenzierung in die richtige Richtung. Für den Sport ist es trotzdem zu langsam. Wir sollten mehr differenzieren und schauen, wo sind Schutzkonzepte – wir haben Sportgruppen mit Mitgliedern, die alle 80 Jahre und älter sind. Und alle geimpft. Warum dürfen die in ihrer Gruppe noch keinen Sport treiben?“

Sport- und Schwimmhallen bleiben noch mindestens bis zum 22. März (zweiter Öffnungsschritt) zu. Erst dann ist ausschließlich kontaktfreier Sport unter dem Dach erlaubt. Immerhin eine Perspektive für Hallenbetreiber. Tennishallen blieben in Hamburg praktisch den gesamten Winter über leer, die entgangenen Mieteinnahmen sind gigantisch. Das Gleiche gilt für Schwimmkurse in Lehrschwimmbecken der Vereine.

Tagesaktuelle Schnelltests sind ein Problem

Auch die Mannschaftssportler müssen noch bis zum 22. März warten. Erst dann wird wieder Kontaktsport draußen erlaubt sein. Also Sportarten mit Zweikämpfen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Sportler einen tagesaktuellen, natürlich negativen Schnelltest vorlegen können.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

„Wie sollen wir das denn kontrollieren?“, fragt sich Hartmut Wirl, der Geschäftsführer von TuS Harburg, einem Verein mit 1000 Mitgliedern, der gegenüber dem Vorjahr 300 Sportler verloren hat. Wie eine komplette Fußballmannschaft zum Training mit negativen Tests erscheinen soll, erscheint tatsächlich eher kompliziert.

Brief an Tschentscher

„Wir werden uns in regem Kontakt mit dem Landessportamt dafür einsetzen, dass für eine schnelle Umsetzung praktikable Wege gefunden werden. Das Thema ,Testung in Sportvereinen‘ wird weiterentwickelt und diskutiert werden müssen“, sagte Lehnert. Denkbar sei, dass Vereine mit vorhandener Infrastruktur als „Testzentren“ fungieren könnten.

Corona-Gipfel: Das bedeuten die Beschlüsse für Hamburg

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Dirk Fischer, der Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes, hatte in einem Brief an Tschentscher „auf die geringe Infektionsgefahr des Fußballs als Freiluftsport“ hingewiesen und sich eine Zulassung mindestens des Trainingsbetriebes ab 7. März gewünscht. Vergebens. Auch der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Fritz Keller, hatte sich „mehr Mut“ von der Politik erhofft.

Testpflicht soll 14 Tage bis zum möglichen dritten Öffnungsschritt am 5. April gelten

Die Testpflicht soll 14 Tage bis zum möglichen dritten Öffnungsschritt am 5. April gelten. Aber auch danach dürften in Hamburg Kampfsportler wie Boxer oder Judoka noch immer nicht wieder in der Halle aktiv werden, wenn die Inzidenz nicht unter 50 sinkt. Ihnen bleibt nur Geduld, Sandsacktraining, oder ein Boxtraining im Freien.

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Alle Öffnungsschritte können jedoch nur umgesetzt werden, sollte der Inzidenzwert nicht über 100 steigen. Dann würden alle Freigaben einkassiert. Auch das ist ein Szenario, das den Vereinen die Wiedereröffnung erschwert.