Hamburg. Weltergewichtler Edison Zani gilt als Hamburgs größtes Talent. Am Sonnabend bestreitet er seinen achten Profikampf.

Würde man ihn nach gesprochenen Worten bezahlen, dann wäre Edison Zani ein armer Mann; wäre Schweigen wirklich Gold, hätte er es wohl längst zum Millionär gebracht. In einem Geschäft, das gern die Show vor die Leistung stellt, ist der Hamburger Profiboxer fast schon eine Rarität.

Der 24-Jährige beantwortet Fragen mit leiser Stimme und so sparsam, als könne jeder Satz, den er nicht sagt, zur Weltrettung beitragen. Seine Schüchternheit strahlt allerdings nichts Verletzliches aus, vielmehr gewinnt, wer öfter mit dem jungen Albaner spricht, den Eindruck, dass er einfach nur so viel sagt, wie er sagen will.

Hamburger Talent boxt gegen Miroslav Serban

Die Sprache, die Edison Zani am besten beherrscht, ist zweifelsohne die mit den Fäusten. Das will der Weltergewichtler auch an diesem Sonnabend (16 Uhr/Livestream bei fight24.tv) wieder unter Beweis stellen, wenn er auf der dritten Ausgabe der „Giants Professional Boxing“-Serie in der Verbandshalle am Braamkamp gegen den Tschechen Miroslav Serban seinen achten Profikampf bestreitet. Nach den Eindrücken aus dem Sparring ist sich Trainer Christian Morales sicher, dass ein Spektakel erwartet werden darf. „Edi ist sensationell drauf“, sagt er.

Seit 2014, als Edison Zani wegen einer Familienfehde aus Tirana nach Hamburg fliehen musste, ist Morales an der Seite des Edeltechnikers. Er bewahrte ihn vor der Abschiebung, machte ihn zum Star des Bundesligateams Hamburg Giants, für das Zani innerhalb von drei Jahren keinen Kampf verlor.

Edison Zani lebt auf St. Pauli

Seit dem Wechsel ins Profilager im September 2019 arbeitet er kontinuierlich mit dem 179 Zentimeter großen Rechtsausleger, der mittlerweile allein auf St. Pauli lebt und eine drei Jahre gültige Aufenthaltserlaubnis mit Perspektive auf Einbürgerung besitzt, an dessen Weiterentwicklung. „In den vergangenen Monaten haben wir seine Athletik verbessert und auch daran gearbeitet, dass er mehr Körpertreffer anbringt“, sagt der Coach.

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Edison Zani, der vor allem mit seiner Geschmeidigkeit und dem exzellenten Auge für die Lücken in der gegnerischen Deckung zu bestechen weiß, hat das Gefühl, „dass ich jetzt noch mehr Druck in der Vorwärtsbewegung machen kann, weil ich mich stärker fühle.“ Seine Fähigkeit, die Gegner in der ersten Runde eines Kampfes zu analysieren und dann nach allen Regeln der Faustkampfkunst auseinanderzuschrauben, macht ihn zum Ausnahmetalent.

Training auch während Corona-Krise möglich

Die Corona-Krise habe er fast unbeschadet überstanden, weil Training möglich war und er 2020 sogar vier Kämpfe absolvieren konnte. Das ist in seinem frühen Entwicklungsstadium zwar noch immer nicht viel, aber er hat nicht nur im Ring gelernt, dass es Geduld braucht, um die richtigen Schritte zur richtigen Zeit zu gehen.

Deshalb warten Morales und er auch ab, was die Auswahl eines Promoters angeht. Zani steht bei der Managementfirma Pyx unter Vertrag, die den acht Kämpfe umfassenden Kampfabend am Sonnabend trotz der widrigen Corona-Umstände finanziert. Er wird vom ehemaligen Klitschko-Manager Bernd Bönte hoch geschätzt und von der Steiner-Gruppe so großzügig gesponsert, dass er sich komplett auf den Sport konzentrieren kann. Ende des Jahres soll der erste Titelkampf in Angriff genommen werden, zuvor sind zwei Kämpfe in den USA geplant, um ihn im besonders in seiner Gewichtsklasse gelobten Land bekannt zu machen.

Hamburgs Talent Zani will in Las Vegas boxen

Dass sein Weg dereinst dauerhaft in die Vereinigten Staaten führen soll, so viel lässt sich Edison Zani auf die Frage nach seinem größten Traum immerhin entlocken. „In drei Jahren als Hauptkämpfer in Las Vegas zu boxen, das wäre es“, sagt er. Dazu fehlen ihm sicherlich noch einige Kämpfe Erfahrung gegen internationale Klassekonkurrenz.

Der Tscheche Serban, in 17 Kämpfen immerhin zwölfmal Sieger, soll die nächste Stufe auf der Karriereleiter markieren. Ob er ein Prüfstein sein kann, liegt allein an Edison Zani, der sagt: „Ich möchte die sechs Runden nutzen, um all das auszuprobieren, was ich trainiert habe.“ Das Problem dürfte sein, dass es keine sechs Runden geben wird, wenn er all das zeigt, was er kann.

Im zweiten Hauptkampf der Veranstaltung trifft der Hamburger Schwergewichtler Albon Pervizaj (25) auf Collins Omondi Ojal (35/Kenia).