Hamburg. Welches Potenzial es hat, ist allerdings unklar. Worin die Veranstalter den größten Reiz des Formats sehen.
Dort, wo vor einem Monat noch die besten Sandplatz-Tennisasse der Welt ihre Schlagfertigkeit bewiesen, ist nun alles hergerichtet für die Beachvolleyball-Elite. Mehr als 1000 Tonnen Sand aus einem Kieswerk in Tensfeld bieten auf dem Center-Court am Rothenbaum und dem Nebenplatz M 1 die Grundlage für ein Event, das der Hamburger Sportlandschaft in den kommenden vier Tagen den frischen Wind des Neubeginns bringen soll. Gesucht werden die nationalen und internationalen „Kings and Queens of the Court“, und schon vor dem ersten Ballwechsel ist David Klemperer überzeugt, mit dem Format einen Glücksgriff getätigt zu haben.
Der 41-Jährige, einst an der Seite des heutigen Bundestrainers Eric Koreng (40) selbst Weltklasse-Strandspieler, ist Geschäftsführer der Deutschen Volleyball Sport GmbH (DVS), dem Vermarkter des nationalen Verbands DVV, der in Hamburg als Veranstalter fungiert. In Kooperation mit der niederländischen Eventmanagementagentur Sportworx, deren Geschäftsführer Wilco Nijland das Format 2018 in seiner Heimat Utrecht erstmals in den Sand brachte, will Klemperer nun auch die deutschen Fans von der Rasanz der Spielform überzeugen.
Aktive schätzen die Rasanz des einstigen Trainingsformats
Die Regeln klingen kompliziert, vereinfacht gesagt geht es um Folgendes: Fünf Zweierteams stehen sich in einer Art Rundlauf gegenüber, zwei auf dem Court, drei in Wartestellung. Gespielt wird mit musikalischer Daueruntermalung 15 Minuten, zwischen den Ballwechseln bleiben nur acht Sekunden Pause. Das Team, das am wenigsten Punkte sammelt, scheidet aus, bis am Schluss ein Duo ermittelt ist, das die meisten Punkte gewinnen konnte.
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Punkten ist nur auf der Königinnen- oder Königsseite möglich, auf die man gelangt, indem man auf der Herausfordererseite einen Ballwechsel gewinnt. Das Team, das den Ballwechsel verliert oder auf die Königsseite wechselt, wird von einem wartenden Duo ersetzt. Über mehrere Runden werden so die fünf Finalteilnehmer ermittelt, aus deren Reihen die Kings und Queens kommen.
Es gibt 100.000 Euro Preisgeld
Ursprünglich wurde diese Spielform im Training genutzt, ehe Wilco Nijland daraus ein Wettspiel machte, das die Aktiven begeistert. „Es ist ein tolles Format, das vor allem auch für die Zuschauer sehr unterhaltsam ist. Wir waren schon bei der Premiere dabei und freuen uns jedes Jahr darauf“, sagt Julius Thole (24), der mit seinem Partner Clemens Wickler (26) erstmals an die Stätte des 2019 gewonnenen Vizeweltmeistertitels zurückkehrt. Das Duo vom Eimsbütteler TV spielt zunächst im nationalen Turnier, das mit je 20 Frauen- und Männerteams an diesem Donnerstag (14.20 Uhr) startet.
Die Top drei, die im Finale am Sonnabend (16.10 bis 18.35 Uhr) ermittelt werden, qualifizieren sich für die Halbfinals des internationalen Turniers, in dem je 15 Frauen- und Herrenduos aufschlagen. Diese werden am Sonntag (9.35 bis 14.25 Uhr) ausgespielt, die Finals folgen am selben Nachmittag (16.05 bis 18.30 Uhr). 100.000 Euro Preisgeld, 40 Prozent davon national, sind im Topf.
Format ist auch als Mixedwettbewerb durchführbar
Den größten Reiz des Formats sieht David Klemperer in den Zukunftsaussichten. Der Weltverband FIVB hofft, damit ins olympische Programm zu rücken. Schon 2024 in Paris soll es voraussichtlich als Testlauf integriert werden, vier Jahre später in Los Angeles könnte es dann um Medaillen gehen – auch als Zeichen der Wertschätzung gegenüber der USA, die Beachvolleyball 1996 in Atlanta die Strahlkraft der fünf Ringe zuteil werden ließen.
„Entscheidend ist, dass das Format keine zusätzlichen Aktiven verlangt, und dass es auch als Mixedwettbewerb durchführbar ist“, sagt Klemperer. Zudem sei es durch die festgelegte Spielzeit planbarer. Alles Dinge, die auf das Konto eines zeitgemäßen, genderneutralen Sportevents einzahlen.
Klemperer warnt vor überzogenen Erwartungen
Immerhin 500.000 Euro plus einen weiteren fünfstelligen Betrag für zusätzliche Corona-Maßnahmen investiert Hamburg – eine für ein Einladungsturnier, was „King of the Court“ aktuell ist, erstaunliche Summe. Während DVS und DVV in dem Event großes Potenzial sehen, ist man bei der Stadt jedoch nicht vollends überzeugt. Kaum überraschend also, dass Sportsenator Andy Grote davon spricht, mittelfristig wieder ein Turnier der Vier- oder Fünfsternetour an den auch für die große Beachvolleyballwelt mit zehn Millionen Euro grundsanierten Rothenbaum holen zu wollen. Mit der WM 2019, die der Österreicher Hannes Jagerhofer organisierte, hatte die Stadt Maßstäbe gesetzt, die ein Showturnier nicht erfüllen kann.
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David Klemperer kann dieses Ansinnen zwar teilen, er warnt angesichts der finanziellen Schäden, die die Pandemie auch im Beachvolleyball hinterlassen hat, aber vor überzogenen Erwartungen. „Auch wir sind sehr interessiert an großen Turnieren, aber wir müssen erst einmal die deutsche Tour wieder auf die Beine stellen“, sagt er. Man müsse schauen, welches Format für Hamburg und den Verband am besten und wo das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmig sei. „Wir sehen in King of the Court Potenzial für eine zweite deutsche Meisterschaft, die man in das Format ,Die Finals‘ integrieren könnte“, sagt er.
Hamburger Publikum muss erstmals Eintritt zahlen
Zunächst jedoch bleibt abzuwarten, wie das Publikum reagiert. Schließlich muss es, nachdem Beachvolleyball in Hamburg in den vergangenen Jahren kostenfrei zu sehen war, erstmals Eintritt bezahlen, der von 25 Euro für die günstigsten Night-Session-Tickets bis zu 159 Euro für das beste Wochenendticket reicht. 4400 Menschen dürfen pro Tag auf die Anlage, bislang wurde für keinen der drei Zahltage eine vierstellige Anzahl an Karten gebucht. Erhältlich sind diese nur online (german-beach-tour.de). Der Kartenverkauf ist ein wichtiger Teil des 1,2-Millionen-Euro-Etats, aktuell ist die schwarze Null ein gutes Stück entfernt.
Fehlende sportliche Klasse dürfte indes kein Grund für Desinteresse sein. So sind die Olympiasieger Anders Mol/Christian Sörum (Norwegen) ebenso am Start wie die Topteams Cherif/Ahmed (Katar), Piotr Kantor/Bartosz Losiak (Polen) und Alexander Brouwer/Robert Meeuwsen (Niederlande). Die Olympiafünften Laura Ludwig und Margareta Kozuch (HSV) starten zudem mit neuen Partnerinnen, Ludwig mit der Schweizerin Anouk Vergé-Depré, Kozuch mit Angela Lobato aus Spanien. Dieses Gesamtpaket sollte einen Besuch wert sein.