Hamburg. Trotz des guten Saisonstarts in der ELF muss der US-Amerikaner gehen. Trennungsgrund sollen atmosphärische Störungen sein.
Es war Punkt zehn Uhr am Dienstagmorgen, als eine plötzliche Pressemitteilung der Hamburg Sea Devils die Beobachter der American-Football-Europaliga ELF aufhorchen ließ. „Hamburg Sea Devils trennen sich von Headcoach Tad Daisher“ lautete die Überschrift der Mitteilung. Die Entlassung des US-amerikanischen Trainers der Sea Devils war angesichts von zwei Siegen aus den ersten beiden Saisonspielen für viele überraschend. Die Entscheidung habe man am gestrigen Montag nach dem 32:14-Auswärtssieg bei den Barcelona Dragons getroffen, teilte das Franchise mit.
Daisher hatte zu hohe Erwartungen an seine Spieler
„In den zurückliegenden Wochen hat sich leider gezeigt, dass wir unterschiedliche Ansichten und Erwartungen hinsichtlich der Philosophie und Führung unserer Mannschaft hatten“, ließ sich General Manager Max Paatz etwas nebulös zitieren. Tatsächlich hatte Paatz in den vergangenen Wochen immer wieder vergeblich das Gespräch mit dem 66 Jahre alten Trainer gesucht, um dessen Führungskultur zu beeinflussen.
Nach Abendblatt-Informationen missfiel den Verantwortlichen - angefangen von einer schlechten Kultur der Teammeetings bis hin zu einer mangelhaften Kommunikation mit Ersatzspielern – insbesondere der persönliche Umgang des Headcoaches mit seinen Spielern. „Daher ist es nur konsequent, unabhängig vom Erfolg einen Wechsel an der Spitze zu vollziehen. Manchmal sind solche Schritte notwendig, um wirklich das volle Potential eines Teams zu entfalten“, sagte General Manager Paatz.
Daisher selbst hatte dem Abendblatt vor dem Saisonstart noch gesagt: „Das Wichtigste ist, seinen Leuten zu zeigen, dass man sich für sie interessiert und alles dafür gibt, sie besser zu machen“. Insbesondere dieses Interesse war nun offenbar nicht mehr erkennbar.
Nommensen übernimmt als Interimstrainer
Daisher gilt als extrem erfahren, arbeitete in den USA zuvor 43 Jahre lang als Trainer, darunter mehrere Jahre am College und als Assistenztrainer in der Eliteliga NFL. Auch die hohen Erwartungen Daishers an die überwiegend aus Amateurspielern bestehende Mannschaft soll zu Saisonbeginn ein Problem gewesen sein.
Beim Heimspiel gegen Berlin Thunder an diesem Sonntag (18 Uhr, Stadion Hoheluft) wird Offense-Koordinator Andreas Nommensen die Mannschaft interimsweise führen. Linebacker-Coach Kendral Ellison übernimmt die zuletzt von Daisher geleitete Verteidigung der Seeteufel. „Mit Coach Nommensen und Coach Ellison haben wir zwei erfahrene und im Team bestens verankerte Trainer, die die freigewordenen Aufgaben und Verantwortungen nahtlos übernehmen werden“, erklärte Paatz. Nommensen war zuvor für die Elmshorn Fighting Pirates tätig, Ellison kam von den Hamburg Huskies. Da beide Trainer eine deutlich engere Beziehung zur Mannschaft pflegen, hofft Paatz auf eine verbesserte Stimmung im Team.
Suche nach einem Daisher-Nachfolger läuft
Nach Abendblatt-Informationen sind die Sea Devils bereits mit mehreren potenziellen Nachfolgern im Gespräch. Dieser würde ebenfalls aus den USA kommen. „Ob wir für den weiteren Verlauf der Saison einen neuen Cheftrainer präsentieren werden oder in dieser Konstellation weitermachen, entscheiden wir in Ruhe und mit Bedacht in den kommenden Tagen“, sagte Paatz.