Hamburg. Die Hockeyherren verlieren das Finale um die Feldmeisterschaft gegen Köln, starten aber wie der HTHC im Europapokal.
Von einem, der deutscher Rekordnationalspieler war, ist nicht zu erwarten, dass er eine Niederlage in einem Endspiel um die deutsche Feldmeisterschaft schnell abhakt. Und so gab Matthias Witthaus nach der 0:1-Pleite der von ihm trainierten Hockeyherren des Hamburger Polo Clubs gegen Titelverteidiger Rot-Weiß Köln unumwunden zu, dass die Enttäuschung natürlich überwiege. Doch schon in seinem kurzen Saisonfazit ließ der 39-Jährige den Stolz durchklingen, den er und sein Verein vollkommen zu Recht ausstrahlen dürfen.
„Uns ist es gelungen, in den letzten drei Saisonspielen gegen die drei Schwergewichte der Liga nur ein Gegentor hinzunehmen. Das ist eine unfassbare Defensivleistung, die das gesamte Team gezeigt hat“, sagte der frühere Torjäger mit Blick auf das 1:0 im letzten Spiel der Viertelfinalserie Ende Mai gegen Uhlenhorst Mülheim sowie das 3:0 im Halbfinale zum Auftakt des Final-Four-Turniers in Bonn am Sonnabend gegen den Mannheimer HC. Dass Florian Adrians im Endspiel einen an eine vergebene Polo-Strafecke anschließenden Konter sechs Minuten vor Spielende zum zehnten Feldmeistertitel für die Kölner verwertete, war angesichts des Spielverlaufs zwar verdient, „dennoch ist es natürlich schade, dass wir uns in unserem ersten Endspiel nicht auch offensiv auf die Anzeigetafel bringen konnten“, sagte Witthaus.
Hockey: Hamburger Polo Club stolz auf das Erreichte
Man muss allerdings die Gesamtentwicklung kennen, um die Leistung der Hamburger einschätzen zu können. Im Frühjahr 2018 kämpfte Polo noch um den Aufstieg in die Bundesliga. Der gelang, ebenso wie der souveräne Klassenerhalt im ersten Bundesligajahr. Es folgte in der wegen Corona bis ins Jahr 2021 ausgedehnten zweiten Saison das Aus im Viertelfinale, im dritten Jahr nun wurde der deutsche Meistertitel knapp verpasst. „Es ist wirklich grandios, was die Mannschaft über die vergangenen Jahre geleistet hat“, sagte Witthaus. „Es ist ein sensationeller Teamspirit entstanden, der uns zu einer verschworenen Einheit macht. Dazu kommt die Stimmung im gesamten Verein, in dem wir eine unglaubliche Unterstützung erfahren, für die wir alle sehr dankbar sind.“
Auch wenn Polos Hockeyvorstand Frank Schmidt es nicht gern hört: Natürlich spielt die finanzielle Unterstützung, die der Verein erfährt, eine entscheidende Rolle bei der rasanten Entwicklung vom Aufsteiger zum besten Hamburger Herrenteam. Wichtiger aber ist zweifelsohne, dass der stets bescheiden und zurückhaltend agierende Witthaus es geschafft hat, von außen geholte Leistungsträger wie die Neuseeländer Kane Russell, Blair Tarrant und Hugo Inglis sowie die deutschen Nationalspieler Constantin Staib und Mathias Müller (erlitt im Finale einen Daumenbruch) zu einem Team zu formen. Dazu kommt, dass unter Führung von Jan Peters eine Fanszene rund um den Verein aufgebaut wurde, die zur Gesamtatmosphäre entscheidend beiträgt.
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Nach der Rückkehr aus Bonn wurde deshalb im Clubhaus die erstmalige Qualifikation für den Europapokal bis in den frühen Pfingstmontagmorgen gefeiert. Matthias Witthaus hatte da längst wieder in den Angriffsmodus geschaltet. „Wenn man es positiv sehen will, dann haben wir uns den letzten Schritt für kommende Saison aufgehoben. Wir werden alles geben, um uns diesen Titel zu holen“, sagte er.
HTHC konnte sich Platz drei sichern
Versöhnliche Stimmung herrschte am Sonntagmittag auch bei den Herren des Harvestehuder THC. Im Halbfinale am Sonnabend hatte die Mannschaft von Cheftrainer Christoph Bechmann trotz einer starken ersten Hälfte ein 1:3 gegen Köln verkraften müssen. Am Sonntag sicherten sich die Schwarz-Gelben im erstmals ausgespielten Spiel um Platz drei mit einem 4:2 gegen Mannheim den dritten deutschen Startplatz in der Euro Hockey League. „Ich bin sehr froh darüber, dass sich die Jungs mit dem Sieg die Belohnung für eine starke Saison abgeholt haben. Wir haben wirklich alles abgerufen und gezeigt, dass wir mit den Topteams der Liga mithalten können“, sagte Bechmann.
Eine Säule der Mannschaft droht allerdings für die kommende Saison wegzubrechen. Rekordnationalspieler Tobias Hauke (34), der seine internationale Laufbahn nach Olympia 2021 beendet hatte, erwägt aus beruflichen und privaten Gründen das Karriereende. Wer allerdings sah, dass der Spiellenker in Bonn zu Recht als bester Spieler der Endrunde ausgezeichnet wurde, der kann sich einen Mann wie ihn in dieser Form nicht wegdenken.