Hamburg. Hamburgs Proficlubs befürchten durch Geisterspiele Einbußen. Die Crocodiles sehen gar nur eine Möglichkeit, um zu überleben.

Als Basketball-Profi Robin Christen (30) am Dienstag in den Bus stieg, der die Mannschaft der Hamburg Towers zum Helmut-Schmidt-Flughafen in Fuhlsbüttel brachte, war es wieder da. Dieses mulmige Gefühl, in Zeiten von explodierenden Corona-Zahlen durch Europa reisen zu müssen. Der Wilhelmsburger Basketballclub muss am Mittwoch (20 Uhr/MagentaSport) im EuroCup beim italienischen Erstligaclub Dolomoti Energia Trento antreten.

Auf dem rund siebenstündigen Trip ist die Angst allgegenwärtig. „Es ist natürlich beängstigend zu sehen, dass die Corona-Zahlen wieder so hochgehen, dass wir wieder über Lockdowns reden und Geisterspiele haben. Ich hätte nicht gedacht, dass wir das noch mal erleben“, sagt Christen. Das gesamte Team der Towers hat bereits die Auffrischungsimpfung bekommen. „Im Flugzeug tragen wir FFP2-Masken und hoffen, irgendwie gesund wieder nach Hause zu kommen“, erklärt Christen.

Corona Hamburg: Einschränkungen für den Profisport

Ja, wer hätte das gedacht. Und doch waren schon vor dem für Dienstagnachmittag anberaumten Bund-Länder-Treffen die Signale eindeutig: Auf die Welt des Hamburgers Profisports werden Einschränkungen zukommen. Und so wurde es dann auch beschlossen. Mal wieder. Und die Stimmung schwankt – zwischen Resignation, Pragmatismus und offen formulierter Zukunftsangst.

„Wenn es jetzt bis auf Weiteres Geisterspiele geben sollte, dann zieht uns das den Boden unter den Füßen weg“, sagt etwa Sven Gösch, Geschäftsführer des Hamburg Crocodiles. „Für einige Vereine in der Eishockey-Oberliga wird es sehr, sehr eng, auch für uns. Es gibt für uns eigentlich nur eine Chance zu überleben: durch zusätzliche Hilfe von der Stadt und vom Bund.“

Hamburg Towers stehen vor vier Heimspielen

Auch die Hamburg Towers trifft ein Zuschauerausschluss hart, stehen mit Gießen (26. Dezember), Alba Berlin (2. Januar), Bamberg (5. Januar) und Ankara (EuroCup/11. Januar) jetzt vier attraktive Heimspiele an.

Der HSV Hamburg müsste dagegen in der Handball-Bundesliga vor der EM-Pause im Januar nur noch am Montag gegen den Bergischen HC in der Sporthalle Hamburg vor leeren Rängen werfen. Am Dienstag blieb offen, ob die Regelung dann schon in Kraft getreten ist. Immerhin sind die Signale aus Berlin eindeutig: Die Bundeshilfen für entgangene Ticketeinnahmen sollen bis zum Ende dieser Saison verlängert werden (ohne Fußball-Bundesliga, Zweite Liga).

Towers: „Wir sind als Aufsteiger gehandicapt"

In diesem Jahr zahlte das Bundesverwaltungsamt in Köln auf zwölf Vereinsanträge aus Hamburg bereits 1.405.972,97 Euro aus. Die größten Anteile empfingen die Hamburg Towers, die seit 2020 fast 900.000 Euro für zwei Spielzeiten erhielten, und der HSV Hamburg, dem bisher knapp 650.000 Euro erstattet wurden. Beide Bundesligaclubs haben dabei das Pech, dass weiter das Referenzjahr 2019 herangezogen wird.

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Damals spielten beide Teams eine Klasse tiefer, zudem werden nur 90 Prozent kompensiert, andere Einnahmeausfälle durch Catering oder Sponsoren gar nicht. Für die Towers kommen erschwerend die neun zusätzlichen Heimspiele im EuroCup dazu, die es vor zwei Jahren nicht gab. „Gerade im Verhältnis zu den etablierten Bundesligaclubs sind wir als Aufsteiger gehandicapt. Wir haben steigende Kosten in allen Bereichen, müssen bei den Einnahmen aber unter Zweitligabedingungen abrechnen“, sagen die Geschäftsführer Jan Fischer (Basketball) und Sebastian Frecke (Handball).