Hamburg. Der Superstar startet mit den Hamburg Sea Devils am Sonntag in die neue American-Football-Europaliga ELF.

Wo sie enden soll, die Reise, das zumindest steht fest. „Im American Football ist es undenkbar, dass man etwas anderes als Ziel ausgibt als den Titel. Darum geht es, das ist der Grund, warum die Teams antreten“, sagt Patrick Esume. Der 47 Jahre alte Hamburger ist Commissioner der neu gegründeten Football-Europaliga ELF, an diesem Sonnabend (18 Uhr) ist er in Polen dabei, wenn die Wroclaw Panthers die Premierensaison gegen die Cologne Centurions eröffnen.

Angekündigt haben Ligachef Esume und seine Mitstreiter ihr neues Projekt aus dem Stand als „Sport auf höchstem europäischen Niveau“. So taktisch kompliziert der Nationalsport der US-Amerikaner auch daherkommen mag: Wenn es um die Frage nach dem Saisonziel geht, sind alle Visiere offen.

Reise ins Ungewisse

Ted Daisher macht da keine Ausnahme. Der 66-Jährige ist Cheftrainer der Hamburg Sea Devils, einem von acht Franchisenehmern, mit denen die ELF ihren Betrieb aufnimmt. 2007, im letzten Jahr des Bestehens des Europa-Ablegers der US-Eliteliga NFL, gewannen die Sea Devils den Titel. Nun sind sie wieder zurück auf der großen Footballbühne, und der Mann, der an die großen Erfolge anknüpfen soll, glaubt – so wie die Verantwortlichen der anderen sieben Teams auch – fest daran, dass er beim Endspiel am 26. September im Fußballstadion von Fortuna Düsseldorf an der Seitenlinie stehen anstatt vor dem Fernseher auf der Couch sitzen wird.

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Dennoch gibt der US-Amerikaner, der auf die Erfahrung von mehr als 40 Jahren Coaching bei diversen College- und NFL-Teams, allerdings nur drei davon als Hauptübungsleiter an der Highschool, zurückgreifen kann, vor dem Auftaktspiel an diesem Sonntag (15 Uhr, Stadion Hoheluft/ProSieben Maxx) zu, sich ein Stück weit auf eine Reise ins Ungewisse zu begeben. „Ich glaube fest an mein Team. Die Jungs haben toll mitgezogen, sie sind sehr lernwillig und adaptieren schnell. Körperlich sind wir zu 100 Prozent bereit, die Taktik werden wir am Sonntagmorgen abschließend besprechen“, sagt Ted Daisher.

Einige Neuerungen für Daisher

Was jedoch passiert, wenn seine Mannschaft auf Hürden stößt, auf die sie nicht vorbereitet war, könne er nicht sagen. „Ich habe leider sehr wenige Informationen über die anderen Teams. Zwar höre ich, dass überall viel Talent drinsteckt, aber wie stark die Konkurrenz wirklich ist, weiß ich erst, wenn wir gegen sie gespielt haben oder es umfangreiches Videomaterial gibt“, sagt er. Dieses nicht zur Verfügung gehabt zu haben sei für ihn die größte Herausforderung gewesen. „Es hat meinen Job komplett verändert, die Herangehensweise an die Spielvorbereitung ist eine völlig andere. Wir haben uns deshalb nur auf uns konzentriert“, sagt er.

Nichts über den Auftaktgegner zu wissen ist allerdings nicht die einzige Neuerung im Berufsleben des Neu-Hamburgers. Die größte Umstellung für Dai­sher war, dass er erstmals in seiner Karriere mit Spielern arbeitet, die keine Vollprofis sind. Acht Import-Profis pro Team, darunter vier US-Amerikaner, sind im rund 60 Spieler großen Kader zugelassen. Der Rest rekrutiert sich in erster Linie aus deutschen Spielern, die bislang lediglich auf höchstem nationalen Level in der German Football League aktiv waren.

Kasim Edebali kann den Saisonstart kaum erwarten

 „Die meisten meiner Jungs haben einen Beruf und spielen Football nebenbei. Das war für mich absolut neu, denn in den USA beschäftigen sich die Spieler 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche mit Football. Ich habe aber großen Respekt davor und finde, dass die Jungs einen großartigen Job machen“, sagt Daisher diplomatisch. Tatsächlich hatte es zu Beginn der Vorbereitung im April einiger reinigender Gewitter bedurft, um dem Coach verständlich zu machen, dass er sein Team nicht überfordern dürfe, um nicht Gefahr zu laufen, schon vor dem ersten Kick-off ohne Spieler dazustehen.

Kasim Edebali ist überzeugt davon, dass die Gruppe mittlerweile sehr gut zueinandergefunden hat. Der 31 Jahre alte Defensive End war nach sieben Jahren in der NFL in seine Geburtsstadt zurückgekehrt, um als Gesicht der Sea Devils der neuen Liga Starthilfe zu geben. Der Mann, den alle „Vollmaschine“ nennen, kann den Saisonstart kaum erwarten. „Es wird Zeit, dass wir körperlich durchdrehen können. In diesem Team steckt so viel Leidenschaft und Talent, wir können Großes erreichen“, sagt er.

Düsseldorf das Traumziel

 Natürlich ist auch für ihn Düsseldorf das Traumziel, noch wichtiger aber sei etwas anderes. „Ich möchte dabei helfen, die anderen Jungs besser zu machen. Die Liebe, die mir die Fans geben, will ich dem Spiel zurückgeben“, sagt er. Liebe, Lust und Leidenschaft – nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um aus dem Start-up ein Erfolgsprojekt zu machen.

Die Spiele der Sea Devils (Heimspiele im Stadion Hoheluft): Sonntag, 15 Uhr gegen Frankfurt Galaxy; 3. Juli, 19 Uhr bei Barcelona Dragons; 11. Juli, 15 Uhr gegen Berlin Thunder; 18. Juli, 15 Uhr bei den Leipzig Kings; 24. Juli, 15 Uhr bei den Wroclaw Panthers; 31. Juli, 18 Uhr gegen Barcelona; 8. August, 15 Uhr in Frankfurt; 15. August, 15 Uhr in Berlin; 22. August, 15 Uhr gegen Wroclaw; 29. August, 15 Uhr gegen Leipzig.

Zum Auftakt gegen Frankfurt sind dank einer Sondergenehmigung der Behörde für Inneres und Sport 1586 Fans im Stadion Hoheluft zugelassen. Das entspricht der Zahl an Tickets, die im Vorverkauf abgesetzt worden waren.