Hamburg. Quarterback Jadrian Clark startet an diesem Sonntag mit den Sea Devils in die Saison der neuen American-Football-Europaliga ELF.

Vor vier Jahren war für Jadrian Clark eigentlich schon alles vorbei. „Alles“ – das ist für den Quarterback der Hamburg Sea Devils seine Profikarriere im American Football. Der Traum von einem Vertrag in der nordamerikanischen Eliteliga NFL platzte für den damals 23-Jährigen bei einem sogenannten „Minicamp“, einem wenige Tage kurzen Probetrainingslager bei den Seattle Seahawks. Clark, der zuvor drei Jahre lang in der höchsten US-College-Liga einen Stammplatz als „Starting Quarterback“ innehatte, schaffte es nicht in den vorläufigen 95-Mann-Kader der Seahawks. „Ich dachte, dass meine Karriere vorbei ist“, erinnert er sich.

Für seinen Traum von der NFL hatte Clark rund 40 Autostunden von seiner Heimat Florida entfernt an der Weber State University in Ogden (Utah) gespielt. Bis heute steht er im internen Quarterback-Ranking der Weber State auf Rang zwei in den Kategorien Raumgewinne und Touchdowns. Sich jedoch einen Platz in einem der 32 NFL-Teams zu sichern, ist als Quarterback wegen der wenigen Kaderplätze so schwer wie auf keiner anderen Position.

Seinen Profitraum wollte er nicht begraben

Seinen Profitraum wollte er aber noch nicht begraben. „Ich wusste erst nicht, dass Football in Europa existiert. Als ich gehört habe, dass man in Europa als Profi spielen kann, war ich geschockt“, erzählt der heute 27-Jährige. Über die Kirchdorf Wildcats kam er 2018 zu den Braunschweig Lions in die German Football League (GFL).

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„Das Wichtigste für mich ist, dass ich in Europa weiter den Sport betreiben kann, den ich liebe. Außerdem hilft es mir, als Mensch zu wachsen. Man ist weit von seiner Heimat entfernt, lernt eine neue Kultur kennen“, sagt Clark. Mit Braunschweig gewann er den Euro Bowl, 2019 folgte der Wechsel zu den Schwäbisch Hall Unicorns, wo er deutscher Vizemeister wurde.

Kurzes Intermezzo bei den Vienna Vikings

Nach einem kurzen Intermezzo bei den Vienna Vikings klopften die Sea Devils an, mit denen er am Sonntag (15 Uhr/ProSieben Maxx) gegen Frankfurt Galaxy im Stadion Hoheluft in die neue ELF-Europaliga startet. „Ich wollte eigentlich nur für ein Jahr herkommen. Jetzt sind es schon vier“, sagt Clark und lacht.

Der Schritt nach Europa – weit entfernt von der Familie in Florida – habe ihn schnell reifen lassen. „Im College war ich eigentlich kein Jugendlicher mehr. Trotzdem werden einem dort so viele Sachen abgenommen, dass man teilweise wie ein Kind lebt. Nach Europa zu kommen, hieß für mich auch erwachsen zu werden“, sagt Clark, der mit drei weiteren US-Profis der Sea Devils in einer WG an der Außenalster wohnt.

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Jeden Montagabend gibt Clark Onlinekurse für junge Spieler

Auch abseits des Platzes gilt seine Leidenschaft dem Football. „In den letzten Jahren sind immer mehr Quarterbacks auf mich zugekommen und haben mich um Ratschläge gebeten“, erzählt Clark, der mit „QB Apex“ kurzerhand ein Online-Coaching-Programm für europäische Nachwuchs-Quarterbacks entwickelte. Jeden Montagabend gibt Clark Onlinekurse für rund 20 Talente, manche buchen auch persönliche Trainings.

„Als Quarterback geht es nicht nur darum, den Ball zu werfen. Man muss das Spiel komplett verstehen und mental richtig fit sein. Das versuche ich, den Spielern zu vermitteln“, sagt Clark. „Mir geht es dabei nicht um das Geld, sondern darum, dass der Sport wächst.“ Nach seiner aktiven Karriere werde er vielleicht komplett als Trainer arbeiten, erzählt er. Jetzt zählen aber erst mal die Sea Devils, die ELF. Clark lebt in Hamburg seinen Profitraum – ganz ohne die NFL und die Seattle Seahawks.