Hamburg. Turnierbotschafterin hält kombinierte Damen- und Herrenevents für die beste Lösung und wirbt für weitere Angleichung der Preisgelder.
Beim Blick auf die nackten Fakten musste Andrea Petkovic einräumen, dass noch ein weiter Weg vor dem Damentennis liegt. 26.770 Euro erhält die Siegerin der Hamburg European Open am Rothenbaum, die in diesem Jahr erstmals seit 1978 wieder als kombiniertes Damen- und Herrenturnier ausgetragen werden und an diesem Sonnabend (10 Uhr) mit der ersten Qualifikationsrunde beider Geschlechter beginnen.
Bei den Herren kassiert der Sieger 333.125 Euro. Zwar zählt das Männerevent zur 500er-Serie (500 Weltranglistenpunkte für den Sieger, dritthöchste Kategorie nach Grand Slam und Masters) und ist damit ein Level höher angesiedelt als das Damenturnier (250er).
Hamburg European Open: Debatte über Preisgeld
Aber in der Debatte um gleiche Bezahlung, die durch die Einlassungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zur Frauen-EM im Fußball deftige Nahrung erhalten hat, ist ein derlei eklatanter Unterschied im Preisgeld Gesprächsthema. Und so sagte Petkovic, die nach dem Finaleinzug im vergangenen Jahr wieder in Doppelfunktion als spielende Turnierbotschafterin nach Hamburg gekommen ist: „Viele glauben, dass Equal Pay im Tennis Realität ist, weil bei den vier Grand-Slam-Turnieren gleiches Preisgeld bezahlt wird. Aber die Diskrepanz zwischen WTA und ATP ist noch sehr groß. Wir arbeiten hart daran, aber es ist noch sehr viel zu tun.“
Um unter Beweis zu stellen, dass die Damen den Attraktivitätsvergleich mit den Herren mitnichten scheuen müssen, sind kombinierte Turniere das Lieblingsmodell der 34 Jahre alten Darmstädterin. „Ich denke, das ist die beste Werbung für unseren Sport. Ich weiß, dass die meisten Profis diese Turniere wie ein Familientreffen ansehen und schätzen. Hamburg ist zu diesem Zeitpunkt der Saison enorm wichtig für die Turnierlandschaft“, sagte die Weltranglisten-70., die im starken 32er-Damenhauptfeld eine von fünf Deutschen ist.
Schunk darf mit Wildcard aufschlagen
Ebenfalls direkt über ihre Ranglistenposition qualifiziert ist Jule Niemeier (22/Dortmund/Nr. 109), die am Donnerstag beim WTA-Turnier in Lausanne (Schweiz) das deutsche Achtelfinalduell mit Eva Lys (20/Nr. 217) 6:4, 6:2 gewann. Die Hamburgerin darf in ihrer Heimat ebenso per Wildcard aufschlagen wie Toptalent Nastasja Schunk (18/Leimen/Nr. 146). Als Fünfte rutschte die Hamburgerin Tamara Korpatsch (27/Nr. 111) nach der Absage von Wimbledonsiegerin Jelena Rybakina (23/Kasachstan) nach. Die anderen beiden Wildcards werden erst an diesem Freitag vergeben, topgesetzt ist die Weltranglistensiebte Danielle Collins (28/USA).
Bei den Herren hofft Turnierdirektorin Sandra Reichel inständig, dass Carlos Alcaraz (19) sich weiterhin bester Gesundheit erfreut. Das spanische Supertalent, auf Sand heißester Titelkandidat, ist als Weltranglistensechster in Hamburg topgesetzt und als Zuschauermagnet eingeplant. Aber auch Titelverteidiger Pablo Carreno Busta (30/Spanien/Nr. 18), Italiens Spitzenmann Jannik Sinner (20/Nr. 10), der Argentinier Diego Schwartzman (29/Nr. 14) und der Russe Andrej Rubljow (24/Nr. 8) haben berechtigte Hoffnungen, das Finalwochenende zu erreichen. Aus deutscher Sicht sind mit Oscar Otte (28/Köln/Nr. 37) und Wildcard-Starter Nicola Kuhn (22/Ludwigshafen/Nr. 261) bislang zwei Spieler im Hauptfeld vertreten. Eins der drei offenen Freitickets soll an Daviscupspieler Jan-Lennard Struff (32/Warstein/Nr. 126) gehen.
Hamburg European Open: „Es geht nichts über das Live-Erlebnis"
Über die weitere Vergabe entscheidet der Deutsche Tennis-Bund, was die Chance schmälert, dass Tobias Kamke berücksichtigt wird. Der lange in Hamburg lebende Lübecker wird seine Karriere am Rothenbaum beenden und hatte gehofft, wenigstens in der Einzelquali starten zu dürfen. Der 36-Jährige, der 2014 bei seinem Heimturnier das Viertelfinale erreicht hatte, will auf jeden Fall im Doppel antreten und sich so von den Fans verabschieden.
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Wer dabei sein will, kann die Qualifikation am Sonnabend zum Preis von 20 bis 50 Euro verfolgen. Am Sonntag, wenn das Damenhauptfeld beginnt, kosten Tickets 40 bis 95 Euro, am Finalwochenende zwischen 75 und 165 Euro. ServusTV überträgt von Montag bis Freitag zwischen 11 und 18 Uhr, dazu alle Halbfinal- und Finalspiele. „Es geht aber nichts über das Live-Erlebnis, deshalb hoffe ich auf ein ausverkauftes Stadion“, sagte die Turnierbotschafterin. Andrea Petkovic möchte, dass alle auf ihre Kosten kommen.