Hamburg. Miles Tardieu (19) ist jüngster Teilnehmer beim German Throwdown. Was ihn dort erwartet, weiß er noch nicht. Die Hintergründe.
Der größte Wettkampf der bisherigen Karriere, rund 4000 Zuschauer in der Mainzer „Halle 45“, der Lohn für acht Jahre hartes Training. Wenn Miles Tardieu an diesem Wochenende beim „German Throwdown“, dem größten deutschen Fitnesswettkampf, an den Start geht, erfüllt sich für den Hamburger ein Kindheitstraum.
Umso skurriler erscheint, dass Tardieu noch gar nicht weiß, welche Crossfit-Übungen er an diesem Sonnabend und Sonntag überhaupt bewältigen muss. „Ich fahre dahin und habe keine Vorstellung, was ich genau machen werde“, sagt der 19-Jährige und lacht. „Das ist das Coole bei solchen Crossfit-Wettkämpfen – niemand weiß, was genau drankommt.“
Crossfit: Teilnehmer müssen sechs Workouts machen
Lediglich die drei Grundbestandteile der neuen US-Sportart stehen fest. Aus den Bereichen Ausdauer, Gewichtheben und Turnen müssen die Teilnehmer an zwei Tagen mindestens sechs Workouts machen. Ob es beim Bereich Ausdauer beispielsweise am Ende auf das Laufband, auf ein Fahrrad oder in ein Schwimmbecken geht, weiß niemand. „Ich bekomme die Informationen am Freitagabend, lege dann am Sonnabend los und hoffe, dass es das ist, was ich trainiert habe. Es wird aber nichts vollkommen Abstraktes sein“, sagt er.
Dass Tardieu, der sich nebenbei als Schiedsrichter im Hamburger Fußballverband engagiert, überhaupt dabei ist, sich in der Qualifikation als Neunter von 150 internationalen Bewerbern einen Platz unter zehn Startern sicherte, ist bereits eine Überraschung. Kein anderer Teilnehmer ist so jung wie der in Santa Monica (Kalifornien) geborene Sohn eines amerikanischen Vaters und einer britischen Mutter.
Crossfit-Studio eröffnete 2011 in Barmbek
Als er im Alter von fünf Jahren nach Hamburg zog, existierte Crossfit in der Stadt noch nicht. 2011 eröffnete ein erstes Studio in Barmbek, bei dem Trainer kleine Gruppen durch die Übungen führen. „Mein Vater wollte eine Sportart machen, bei der englisch gesprochen wird“, erzählt Tardieu. Irgendwann sei er einfach mitgekommen.
„Miles war gerade mal elf Jahre alt, durfte nur mittrainieren, wenn sein Vater ihn mitgenommen hat. Jeder kannte die beiden, er war in dem jungen Alter ein Unikat. Im Jugendbereich existierte der Sport damals nicht“, erinnert sich Momme Jürgensen, der Tardieu bei seinen ersten Trainings als Coach kennenlernte. Bis heute schreibt er seine Trainingspläne, begleitet ihn auch nach Mainz zum German Throwdown.
Fokus bleibt erstmal auf Fitness
„Wenn die Workouts am Freitagabend rauskommen, überlegen wir uns die Taktik. Miles hat seine Stärken in den Bereichen Ausdauer und Turnen, deshalb sollten wir beispielsweise nicht alle Energie ins Gewichtheben legen“, erklärt Jürgensen, der lange auch als Physiotherapeut beim FC St. Pauli gearbeitet hat und mittlerweile als selbstständiger Crossfit-Coach Klienten in ganz Deutschland betreut.
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Tardieu studiert aktuell Stadtplanung an der HafenCity Universität, macht zudem zehn Einheiten pro Woche im Fitnessstudio. „Die nächsten zehn Jahre möchte ich den vollen Fokus auf Fitness legen. Durch das Studium möchte ich mir aber auch andere Wege offenhalten“, sagt Tardieu, der sich das Studium seit vergangenem Jahr als Trainer selbst finanziert.
„Als Athlet hat man nie ausgelernt"
Seinen eigenen Trainingsplan könne er so mittlerweile auch ohne Anleitung durchziehen, sagt Tardieu. Dennoch: „Als Athlet hat man nie ausgelernt, man hat immer Bereiche, in denen man sich entwickeln kann. Das Faszinierende ist, dass man sehen kann, wie man sich immer weiter verbessert.“
Konkrete Ziele für den wichtigsten Wettkampf seines Lebens hat sich Tardieu nicht gesetzt. Wie sollte er auch – ohne zu wissen, welche genauen Übungen ihn erwarten?