US-Sportgigant Wasserman investiert zweistelligen Millionenbetrag in den Profiboxstall. Kalle Sauerland bekommt eine neue Aufgabe.

Ruhig war es zuletzt geworden um den Profiboxstall Sauerland, der seit Beginn der Pandemie keinen eigenen Kampfabend in Deutschland organisiert hat. Doch nun melden sich die Brüder Kalle (43) und Nisse (41), die das Geschäft von ihrem Vater und Stallgründer Wilfried Sauerland (81) übernommen haben, mit einem echten Knalleffekt zurück.

Am Dienstagmittag gaben sie bekannt, eine umfangreiche Kooperation mit dem US-Sportgiganten Wasserman einzugehen. „Dieser Deal markiert den Beginn einer neuen Ära im Boxen. Unser gemeinsames Ziel ist es, weltweit das führende Boxunternehmen zu werden“, sagt Kalle Sauerland, der als „Global Head of Boxing“ die Geschicke der neuen Firma leiten wird.

Nach Mega-Deal: Sauerland plant Weltklasse-Boxevents

Um dieses Ziel zu erreichen, investiert Wasserman, dessen Geschäftsführer und Chairman Casey Wasserman (46) auf die Sauerland-Brüder zugekommen war, zunächst einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. „Die Erfahrung und Expertise, die Kalle und Nisse einbringen, ist im Boxsport unübertroffen“, sagt Casey Wasserman, „wir glauben, dass wir die Boxwelt auf positive Art und Weise verändern können. Wir werden Weltklasse-Events rund um den Globus veranstalten.“

Wasserman Media Group hat 2000 Sportler unter Vertrag

Das in Los Angeles ansässige Unternehmen Wasserman, das von Casey Wassermans Großvater Lewis zu einem der großen Hollywood-Branchenriesen aufgebaut worden war, repräsentiert mit seiner Sportmanagement-Unit mehr als 2000 Sportlerinnen und Sportler aus 42 Sportarten.

Casey Wasserman (r.) und IOC-Präsident Thomas Bach posieren nach der erfolgreichen Olympia-Bewerbung von Los Angeles
Casey Wasserman (r.) und IOC-Präsident Thomas Bach posieren nach der erfolgreichen Olympia-Bewerbung von Los Angeles © Imago | Unbekannt

Dazu zählen Fußballstars wie US-Nationalspielerin Megan Rapinoe, Liverpool-Legende Steven Gerrard, Basketball-Ikone Russell Westbrook oder Football-Topstar Marshawn Lynch. Im Boxen war das Unternehmen, das maßgeblich an der Akquise der Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles beteiligt war und deren Organisationskomitee von Casey Wasserman geleitet wird, bislang nur punktuell tätig. Durch den Zusammenschluss mit Sauerland erhofft man sich auf einen Schlag den Sprung an die internationale Spitze des Berufsboxens.

Sauerland-Brüder managen das operative Geschäft

Die Kooperation wird unter dem Namen Wasserman Boxing firmieren. Alle bei Sauerland unter Vertrag stehenden Aktiven und Mitarbeitenden werden in das neue Unternehmen übergehen. Kalle und Nisse Sauerland, der als „Director of Boxing“ ebenfalls im operativen Geschäft aktiv sein wird, haben langfristige Arbeitsverträge unterzeichnet. Kalle wird zudem weiterhin als Chief Boxing Officer für die weltweit erfolgreiche Turnierserie World Boxing Super Series (WBSS) um die „Muhammad-Ali-Trophy“ tätig bleiben, die er mit erfunden hat und die unabhängig vom Wasserman-Deal weiterläuft.

Was der Deal für das Boxen in Deutschland bedeutet, bleibt abzuwarten. Sauerland behält seine Deutschland-Dependance in Hamburg, die der ehemalige Hockey-Europameister Freddy Ness weiterhin leiten wird. Sauerlands Plan ist, in Zukunft wieder große internationale Kämpfe auch in Deutschland zu veranstalten. Dies war in den vergangenen Jahren unmöglich gewesen, da zum einen keine großen, solventen TV-Sender wie Sauerlands Ex-Partner ARD, das ZDF oder der frühere Klitschko-Haussender RTL mehr Interesse am Faustkampf zeigten, und zum anderen auch die nationalen Helden fehlten.

Sauerland will Status als erfolgreichster Boxstall ausbauen

„Daran werden wir nun verstärkt arbeiten. Dieser Deal, an dem wir neun Monate lang gearbeitet haben, ermöglicht uns eine Breite und ein Netzwerk, auf denen wir ganz neu aufbauen können. Wir sind von keinem Promoter oder TV-Partner mehr abhängig, weil wir die Power von Wasserman im Rücken haben“, sagt Kalle Sauerland.

Noch immer hat Sauerland die meisten der in den Ranglisten am besten platzierten deutschen Boxer unter Vertrag. Dazu zählen Abass Baraou (26/Superweltergewicht), Vincent Feigenbutz (25/Supermittel), Leon Bunn (28/Halbschwer), Leon Bauer (22/Supermittel), Denis Radovan (28), Patrick Wojcicki (29/beide Mittel) und Sophie Alisch (19/Feder). International sind der Kroate Filip Hrgovic (28/Schwer), IBF-Cruisergewichtschampion Mairis Briedis (36/Lettland) und der Brite Chris Eubank Junior (31/Supermittel) die größten Hoffnungsträger.

Kalle Sauerland sieht in Wasserman den Traumpartner für den 1978 gegründeten Traditionsstall. „Zusammen werden wir das, was wir erreicht haben, nicht nur weiterentwickeln, sondern in ganz neue Sphären führen“, sagt er. „Wenn wir global das nächste Level erreichen wollen, dann ist der Schritt, den wir jetzt gehen, ein Traum.“ Ein Traum, der nun mit der Realität im Ring befeuert werden muss, um wahr zu werden.