Hamburg/Köln. Mit einem Etappensieg in Frankreich könnte der Buchholzer mit John Degenkolb gleichziehen. Doch darf er überhaupt starten?
Nikias Arndt kommt gerade vom Zahnarzt, als er sich am Montagnachmittag am Telefon meldet. Den freien Tag in seinem eng getakteten Kalender nutzte der gebürtig aus Buchholz stammende Radprofi für eine Zahnreinigung. Dass der 30-Jährige mehrere wettkampffreie Tage am Stück in seiner Wahlheimat Köln verbringen kann, ist mitten in der Radsportsaison eher unüblich, erst am Montagvormittag war er von der einwöchigen Tour de Romandie aus der Schweiz zurückgekehrt.
„Die Rundfahrt war nach dem Ende der Klassiker mit Paris–Roubaix eigentlich nicht geplant und ist spontan in meinen Kalender gerutscht“, sagt Arndt, der trotz fehlender Explosivität und Frische als zweitbester Deutscher auf Platz 54 ein positives Fazit zog.
Nikias Arndt hofft auf Etappensieg-Hattrick bei Tour de France
Dass die vergleichsweise wenig prestigeträchtigen Rennen in den Schweizer Westalpen mit den jeweils dreiwöchigen Saisonhöhepunkten Giro d’Italia (6. bis 29. Mai), Tour de France (1. bis 24. Juli) und Vuelta a España (19. August bis 11. September) nicht mithalten können, überrascht nicht. Arndt, der bei der Italien-Rundfahrt nicht am Start sein wird, steht für die Frankreich- und Spanientour auf der Longlist seines Teams DSM.
„Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich gerne bei der Tour und der Vuelta fahren. Insbesondere bei der Tour habe ich noch das Ziel, eine Etappe zu gewinnen. Am Ende nehme ich es aber so, wie das Team entscheidet“, sagt Arndt, dem ein Etappensieg beim wichtigsten Radsportevent der Welt noch fehlt. „Der Etappensieg bei der Tour ist für mich so interessant, weil ich dann in dem kleinen Kreis der deutschen Fahrer wäre, die bei allen drei großen Rundfahrten mindestens eine Etappe gewonnen haben“, sagt der erfahrene Profi.
Von den zurzeit aktiven deutschen Fahrern schaffte nur sein Teamkollege John Degenkolb (33) diesen Hattrick. „Ich habe mir die Streckenprofile der einzelnen Tour-Etappen noch nicht angesehen. Grundsätzlich kommen für mich aber Etappen mit Ausreißergruppen infrage, um einen Sieg zu landen“, sagt Arndt.
Arndt für neue Herausforderung offen
Vieles deutet zurzeit darauf hin, dass Arndt im endgültigen Tour-Aufgebot stehen und auch bei der anschließenden Spanien-Rundfahrt dabei sein wird. Eine Entscheidung soll es aber erst Mitte Juni rund um die Tour de Suisse (12. bis 19. Juni) geben. Sollte Arndt nicht bei der Vuelta dabei sein, stünde mit den Hamburger Cyclassics am 22. August die Option für ein echtes Heimrennen offen.
Der erfahrene Profi bestreitet zurzeit seine zehnte Saison mit dem niederländischen Team DSM (ehemals Sunweb), kein anderer Fahrer in der Mannschaft ist so lange dabei wie er. „Die anderen Fahrer werden immer jünger, sodass meine Rolle als Road Captain auch immer wichtiger wird“, sagt der 30-Jährige, der in den Rennen vor allem als kommunikatives Bindeglied zwischen Teamleitung und Mannschaft dient und so die Rennstrategie weitergibt.
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Ob Arndt, dessen Vertrag am Jahresende ausläuft, auch in der kommenden Saison für DSM auf dem Sattel sitzt, ist zurzeit noch unklar. „Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich offen für alles. Ich kann mir gut vorstellen zu bleiben, bei DSM habe ich meine klare Rolle, und sportlich war es bisher auch erfolgreich“, sagt Arndt, der mindestens noch fünf Jahre Profi bleiben will. „Wenn sich aber noch die eine oder andere Tür bei einem anderen Team öffnen sollte, wäre ich auch nicht abgeneigt, eine neue Herausforderung zu suchen, mich neu behaupten zu müssen.“
Das alles: Zukunftsmusik. Erst mal wartet der Tour-Etappensieg.