Hamburg. Hamburgs Turnierbotschafterin setzt sich im Duell der Tennis-Generationen knapp gegen Jule Niemeier durch und wagt ein Freudentänzchen.

Sogar den berühmten „Petko-Dance“ gab es noch zu sehen am späten Sonnabendnachmittag auf dem Centre-Court am Rothenbaum, aber dass ihr zu einem ausgiebigen Tanz die Kraft fehlte, gab die strahlende Siegerin unumwunden zu. „Ich bin zu müde zum Tanzen und würde jetzt am liebsten bis morgen um 12 Uhr durchschlafen“, sagte Andrea Petkovic, nachdem sie im Halbfinale der Hamburg European Open das deutsche Generationenduell mit Jule Niemeier (21/Dortmund) nach 2:59 Stunden Spielzeit mit 6:7 (4:7), 6:4 und 7:5 für sich entschieden hatte.

Spätestens zur Mittagsstunde am Sonntag sollte die 33 Jahre alte Darmstädterin allerdings wieder hellwach sein. Dann nämlich ist sie gefordert, als Turnierbotschafterin noch den letzten Schritt auf dem Erfolgsweg zu gehen. Im Finale (12 Uhr/tennischannel.com) trifft die Weltranglisten-130. auf die Rumänin Elena-Gabriela Ruse (23/Nr. 198), die sich durch die Qualifikation gekämpft und im ersten Match der Vorschlussrunde die topgesetzte Ukrainerin Dajana Jastremska (21/Nr. 38) mit 2:6, 6:1, 6:4 bezwungen hatte.

Petkovic erreicht in Hamburg erstes WTA-Endspiel seit 2015

Auch wenn beide noch nie auf der WTA-Tour gegeneinander gespielt haben, weiß Petkovic genau, was sie erwartet. „Drei Tage vor Turnierbeginn habe ich mit Elena trainiert und danach meinen Coach gefragt, wer das Mädchen ist. Sie spielt wirklich richtig gut“, sagte sie. Allerdings wirkte die Überraschungsfinalistin, die noch nie in einem WTA-Finale gestanden hat, nach ihrem hart erkämpften Arbeitssieg über die am Rücken verletzte Ukrainerin angeschlagen. „Ich war heute sehr müde. Jetzt muss ich alles tun, um zu regenerieren. Ich bin eine Kämpferin und will diesen Titel, auch wenn ich ihn gegen den Publikumsliebling gewinnen muss“, sagte sie.

Publikumsliebling, das ist Andrea Petkovic schon deshalb, weil sie in den Post-Match-Interviews auf dem roten Sand die Menschen mit ihren Aussagen abzuholen versteht. 2015 stand sie in Antwerpen (Belgien) letztmals in einem WTA-Endspiel und gewann den bislang letzten ihrer sechs Titel. „Dass ich jetzt hier in Hamburg, einer meiner Lieblingsstädte weltweit, wieder in einem Finale stehen darf, ist die Kirsche im Cocktail“, sagte sie – und wurde von den rund 1000 Besuchern dafür frenetisch beklatscht.

Andrea Petkovic sieht erfolgreiche Zukunft für Jule Niemeier

In den drei Stunden zuvor hatte es dagegen nur selten Gelegenheit für ausgelassenen Applaus gegeben. Zu zerfahren war die Partie gegen Jule Niemeier, gegen die Petkovic im ersten Aufeinandertreffen Ende Mai in Straßburg in der Qualifikation in drei Sätzen verloren hatte. Die höfliche Umschreibung für fehlerbehaftete Matches wie dieses lautet, dass es von der Spannung lebte – und das tat es ohne Zweifel.

Im ersten Satz musste der Tiebreak entscheiden, im zweiten Durchgang benötigte Niemeier bei 5:4 und Aufschlag Petkovic drei Satzbälle, ehe im Schlussakkord Petkovic bei 5:4 zum Match servierte – und das Spiel zu null abgab. Nach einem erneuten Break war es dann der dritte Matchball, der die Entscheidung brachte.

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„Es waren heute wenige Bälle, die den Unterschied gemacht haben, und vielleicht auch ein bisschen meine Erfahrung“, sagte die Siegerin, die freimütig eingestand, „dass die nächste Generation bereit ist zu übernehmen, auch wenn heute noch einmal die Alte überlebt hat“. Tatsächlich konnte Jule Niemeier, in der Weltrangliste aktuell an Position 167 geführt, ihren Aufwärtstrend nachweisen und unterstreichen, warum man im Deutschen Tennis-Bund große Stücke auf sie hält. „Wenn sie gesund bleibt, ist sie diejenige, die die Leistungslücke schließen kann“, sagte Andrea Petkovic.

Jule Niemeier wirft ihren Schläger auf das Spielfeld.
Jule Niemeier warf enttäuscht den Schläger weg. Doch laut ihrer Halbfinalbezwingerin Andrea Petkovic gehört ihr die Zukunft. © dpa | Axel Heimken

Am Sonntag allerdings muss sie selbst für die Leistungsexplosion sorgen, um als erste Deutsche seit Steffi Graf 1992 am Rothenbaum zu triumphieren. Außerdem ist da ja noch der kleine Anreiz, es Angelique Kerber gleichzutun. Die 33 Jahre alte Kielerin hatte in der Vorbereitung auf Wimbledon das Rasenturnier in Bad Homburg gewonnen, das sie als Turnierbotschafterin begleitet. „Vielleicht ist das ja ein gutes Omen“, sagte Petkovic.

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