Hamburg. Bei den deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften tritt sie mit Leonie Körtzinger an. Hinter den Kulissen gab es bereits Ärger.
Wenn vom heutigen Donnerstagnachmittag an zu den deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften am Timmendorfer Strand aufgeschlagen wird, startet die Traditionsveranstaltung in eine neue Ära. Erstmals seit 1992, dem ersten nationalen Titelturnier, wird an der Ostsee auf allen, diesmal 3500 Plätzen der Ahmann-Hager-Arena Eintritt erhoben. „Das ist kein Experiment, sondern neben den Hygienevorgaben und dem behördlichen Gebot der Zuschauer-Nachverfolgung auch der wirtschaftlichen Notwendigkeit geschuldet“, sagt David Klemperer (41), seit August 2020 Geschäftsführer der Vermarktungs- und Dienstleistungsgesellschaft des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV).
Finanzierte sich Beachvolleyball in den vergangenen drei Jahrzehnten weltweit hauptsächlich über Sponsoreneinnahmen, was bis auf ein paar Hundert VIP-Plätze den freien Eintritt ermöglichte, sind diese in Corona-Zeiten dramatisch zurückgegangen. Dazu kamen im vergangenen Jahr Ungeschicklichkeiten des Verbandes, die unter anderem die Techniker Krankenkasse, den langjährigen Hauptsponsor, verprellten. Der Vertrag mit dem Hamburger Unternehmen lief allerdings 2020 ohnehin aus.
Die deutsche Beachvolleyball-Tour fiel dieses Jahr zum zweiten Mal aus, vom DVV mitorganisierte Ersatzveranstaltungen in Düsseldorf und Stuttgart mit 1000 Euro Preisgeld hielten den Spielbetrieb hierzulande rudimentär aufrecht. Zudem wurde das mit 100.000 Euro dotierte internationale Hamburger Turnier „King of the Court“, eine moderne Variante des olympischen Beachvolleyballs, für die Rangliste gewertet, was den Unmut derjenigen erregte, die wegen ihrer Resultate am Rothenbaum aus der Setzliste für Timmendorf fielen. Dort werden bei Frauen und Männern jeweils 30.000 Euro Preisgeld verteilt, Siegerinnen und Sieger kassieren 10.000 Euro.
Laura Ludwig und ihre Fragezeichen
Gespielt wird erstmals auch nach Sonnenuntergang, für Freitag (18.10 bis 21.30 Uhr) und Sonnabend (18.10 bis 23 Uhr) sind Night Sessions angesetzt. Karten kosten zwischen 20 und 39 Euro, bisher wurden rund 50 Prozent der Tickets für die sechs Turnierabschnitte verkauft. Alle Spiele werden auf dem YouTube-Kanal des Volleyball-Verbandes live gezeigt, Sport1 überträgt etwa 14 Stunden aus Timmendorf, darunter die Endspiele der Frauen (Sonnabend, 21 Uhr) und Männer (Sonntag, 15.15 Uhr).
Die Meisterschaften, das ist die erklärte Absicht des DVV, sollen kein Zuschussgeschäft werden wie der „King of the Court“. Die Endabrechnung des Turniers, Kosten rund 1,2 Millionen Euro, liegt noch nicht vor, ein Defizit zeichnet sich aber ab.
Mit den deutschen Meisterschaften endet zugleich der Olympiazyklus 2021. Anfang Oktober will der Verband seine drei Nationalteams bei Frauen und Männern bekannt geben, mit denen er bis Paris 2024 plant. Größte Unbekannte ist dabei Laura Ludwig (35/HSV), die gerade zum elften Mal zu Deutschlands Beachvolleyballerin des Jahres gekürt wurde.
Laura Ludwigs komplizierte Partnersuche
Die Olympiasiegerin von 2016 in Rio mit Kira Walkenhorst (30), Olympiafünfte 2021 in Tokio mit Margareta Kozuch (34), hat noch keine Entscheidung darüber getroffen, ob sie ihre einzigartige Karriere fortsetzt. Bekannt ist ihr Wunsch nach einem zweiten Kind. Nach einer erneuten Babypause könnte sie Ende 2022 das Training wieder aufnehmen, rechtzeitig für Paris. 2024 wäre sie 38, Beachvolleyballerinnen sind in diesem Alter weiter zu Höchstleistungen fähig. Sprungkraftmessungen vor Tokio hatten ergeben, dass Ludwig ihr Niveau gegenüber 2016 um zehn Prozent gesteigert hatte.
- Die Beachvolleyball-Revolution in Hamburg
- Kozuch nimmt sich "schweren Herzens" eine längere Auszeit
- Ludwig und Kozuch wechseln in Hamburg die Partnerinnen
Nicht ganz unproblematisch dürfte bei ihrer möglichen Rückkehr die Partnerinnensuche werden, wobei der DVV laut Sportdirektor Niclas Hildebrand „alle Türen für sie offen hält“. Nach der sportlichen Trennung von Kozuch trat Ludwig zuletzt mit verschiedenen Mitspielerinnen an. In Hamburg wurde sie am 22. August nach einem sportlich dramatischen Finale unter dem Jubel der Zuschauerinnen und Zuschauer mit der Schweizer Olympiadritten Anouk Vergé-Dépré „Queen of the Court“, eine Woche später erreichte sie in Utrecht (Niederlande) mit der lettischen Olympiavierten Anastasija Kravcenoka das Halbfinale. In Timmendorf geht sie mit der Hamburger Blockerin Leonie Körtzinger (24/Eimsbütteler TV) ans Netz.
Ärger um Laura Ludwig hinter den Kulissen
Partnerin Nummer vier hätte Talent Svenja Müller (20/ETV) werden können, mit der Ludwig nach Olympia bei der EM in Wien baggern und blocken wollte. Das neue Paar wies jedoch nicht genug Ranglistenpunkte auf, weshalb Kim Behrens (28/Münster) und Sandra Ittlinger (27/München) als Nachrücker den Platz vom europäischen Verband erhielten. Dass dann Ludwigs Management bei Behrens/Ittlinger nachfragte, ob beide an der EM dann auch teilnehmen wollen, führte in der Szene zur „Aufregung um Laura Ludwig“, wie das „Volleyball-Magazin“ berichtete.
Behrens hatte zuvor ihr Unverständnis mit einem Post bei Instagram öffentlich gemacht. Ihr Ärger schien verständlich, waren Behrens und ihre frühere Partnerin Cinja Tillmann (30/Hildesheim) wiederholt vom DVV nicht für internationale Turniere nominiert worden, weil der Verband seine vier Plätze zuerst an seine Nationalteams vergab. Behrens/Tillmann klagten dagegen vor Gericht, erhielten in erster Instanz recht.
Ludwigs Manager Andreas Scheuerpflug versteht die Aufregung indes nicht: „Die Vorwürfe überraschen mich jetzt, wie hatten ein gutes, stressfreies Gespräch.“ Er meldete Ludwig/Müller sofort nach Behrens' Absage von der EM ab.