Frankfurt/Main. Der Außenverteidiger bereitet das Tor von Niclas Füllkrug mit einer perfekten Flanke vor. Julian Nagelsmanns Plan geht auf.

David Raum benötigte am Montagvormittag dringend eine Erfrischung. Die Sonne über Herzogenaurach brutzelte die deutschen Nationalspieler beim Spielersatztraining am Tag nach dem emotionalen 1:1 (0:1) gegen die Schweiz, das der DFB-Elf den ersten Platz in Gruppe A sicherte. Also schnappte sich der Außenverteidiger eine Wasserflasche, doch der Schraubverschluss bereitete dem Leipziger so seine Probleme. Der 26-Jährige schimpfte über das Stück Plastik, das neuerdings ja immer am Flaschenhals hängen bleibt. Erst nach einigen Versuchen konnte Raum das kühle Wasser über seine tätowierten Beine schütten.

Gut für Raum, gut für die Nationalmannschaft, dass er am Vorabend im Frankfurter Waldstadion den Dreh raushatte. Raum erlebte da seinen Turniermoment, der „brutal geil“ gewesen ist. „Das macht Lust auf mehr“, sagte der Linksverteidiger über seine Vorlage zum späten Ausgleich durch Niclas Füllkrug in der Nachspielzeit.

DFB-Team: David Raum flachste mit Niclas Füllkrug schon beim Aufwärmen

Ab der 61. Minute sollte Raum als Einwechselspieler die Flügel beleben und vor allem Flanken in den Strafraum schlagen, wo später der Dortmunder Füllkrug lauerte. „Ich habe zu Fülle schon beim Aufwärmen gesagt: Wenn wir heute beide reinkommen, weißt du Bescheid, wenn ich den Ball kriege“, erzählte der Leipziger nach seinem ersten Turniereinsatz: „Zweimal wurde die Flanke geblockt, die Dritte kam an – und Fülle macht den überragend rein.“ Dafür hatte Raum noch mal seine Herangehensweise geändert und einen Zwischenschritt in die Flanken-Vorbereitung eingebaut, um den Ball sicher am Gegenspieler vorbei zirkeln zu können. Schon im Training haben die beiden ihr Zusammenspiel geprobt.

Raum hat sich ob einer engagierten Leistung für mehr empfohlen und kann auf den bislang gesetzten Maximilian Mittelstädt Druck ausüben, der wiederum gegen Ungarn ein Tor von Ilkay Gündogan vorbereitet hatte. „Ich kannte meine Rolle und habe in den ersten beiden Spielen mit den Hufen geschart“, sagte Raum. „Heute habe ich beim Aufwärmen zu Sandro (Wagner Anm. d. Red) gesagt, dass ich Bock habe – egal, wann und wo ich reinkomme. Das hat man auch gesehen heute. Es zeigt sich, dass sich harte Arbeit, Geduld und die richtige Einstellung auszahlen.“

DFB-Team: Julian Nagelsmann geht am Ende ins Risiko

Julian Nagelsmann wird dies erfreut zu Kenntnis genommen haben. Er hat seinem Kader in den vergangenen Wochen auch hinsichtlich der Breite einen Vertrauensvorschuss ausgestellt, der nun mal wieder belohnt wurde. „Die Spieler von der Bank können die Spiele entscheiden“, sagte der Bundestrainer. Es herrsche „ein besonderer Geist. Den müssen wir uns bewahren, das kann viel auslösen“. Und der hilft auch bei der Risikokalkulation. Nagelsmann hatte nämlich für Jamal Musiala und Florian Wirtz auch durch David Raum mehr Tempo eingewechselt. „Wer nicht wagt, der nicht unentschieden spielt in diesem Fall“, befand Nagelsmann. Im Achtelfinale am kommenden Samstag allerdings zählt nur ein Sieg.

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