Hamburg. Nach dem Drama gegen Tschechien bemühte Georgiens französischer Nationaltrainer Willy Sagnol eine HSV-Anekdote.

Georgiens Nationaltrainer Willy Sagnol fühlte sich beim 1:1 (1:0) seiner Mannschaft im EM-Spiel gegen Tschechien an das dramatische Bundesliga-Finale im Jahr 2001 erinnert. Damals gewann der FC Bayern München mit dem Abwehrspieler Sagnol am letzten Spieltag im Hamburger Volksparkstadion durch das legendäre Tor durch Patrik Andersson in der Nachspielzeit zum 1:1 die deutsche Meisterschaft. Der FC Schalke 04 wurde dadurch zum viel zitierten „Meister der Herzen“.

Am Sonnabendnachmittag dagegen erlebte Sagnol mit seinen Georgiern ein echtes Herzschlagfinale im Volkspark. Dort vergab sein Spieler Saba Lobjanidze in der letzten Aktion der Partie die Großchance zum ersten EM-Sieg in der Geschichte des Landes – wie der Hamburger Fußballgott wollte, natürlich nach uneigennütziger Vorarbeit des ehemaligen HSV-Profis Giorgi Chakvetadze (zwölf Pflichtspiele und ein Zweitligator in der Rückrunde 2021/22).

Untröstlich: Willy Sagnol (r.) kümmerte sich nach Spielschluss auf dem Rasen des Volksparkstadions um Georgiens verhinderten Matchwinner Saba Lobjanidze.
Untröstlich: Willy Sagnol (r.) kümmerte sich nach Spielschluss auf dem Rasen des Volksparkstadions um Georgiens verhinderten Matchwinner Saba Lobjanidze. © Imago/Shutterstock

Willy Sagnols HSV-Erinnerungen kommen wieder hoch

„Vor 23 Jahren wurde ich in diesem Stadion zum ersten Mal deutscher Meister mit Bayern München – durch ein Tor in der letzten Minute. Diesmal brachte die letzte Minute eine andere Entscheidung. Ich glaube nicht, dass ich hier noch einmal herkommen möchte. Es ist zu ermüdend, zu nervenaufreibend“, sagte der 47 Jahre alte Franzose mit einem Schmunzeln.

19. Mai 2001: Bayern Münchens Willy Sagnol (M.) blockt den Weg in der HSV-Mauer frei für Patrik Anderssons Meisterschuss.
19. Mai 2001: Bayern Münchens Willy Sagnol (M.) blockt den Weg in der HSV-Mauer frei für Patrik Anderssons Meisterschuss. © Witters

Enttäuscht war Sagnol nach der vergebenen Siegchance dennoch nicht. EM-Debütant Georgien holte immerhin zum ersten Mal einen Punkt bei einem großen Fußball-Turnier. „Mein stärkstes Gefühl ist definitiv Stolz. Wenn du weißt, woher wir kommen, kann man nicht enttäuscht sein“, sagte er.

So schnell zurückkehren in den Volkspark wird Sagnol wohl tatsächlich nicht – im Gegensatz zu den Tschechen. Diese haben am kommenden Mittwoch gegen die Türkei (21 Uhr) ihr nächstes Spiel in Hamburg. Und damit ihrerseits die Aussicht auf ein echtes Herzschlagfinale im Stadion des HSV: Mit einem Sieg könnten die Osteuropäer noch auf Platz zwei der Gruppe F und damit ins Achtelfinale stürmen.