Essen. Christoph Kramer liefert mit Ex-Profi Per Mertesacker und Nationalspielerin Laura Freigang bei der EM gelungene Analysen.
„Ich hab den bislang nur bei Transfermarkt.de gesehen und als er dann gespielt hat, habe ich gedacht, was für ein geiler Typ.“ Mehr braucht man über den italienischen Verteidiger Riccardo Calafiori nicht zu wissen. Christoph Kramer formuliert nicht immer so, wie man es aus Zeiten, als das öffentlich-rechtliche Fernsehen ein Monopol hatte, gewohnt ist, aber er lebt und zeigt Fußball-Leidenschaft.
+++ EM 2024: ZDF-Experte Christoph Kramer mit deutlicher Kritik +++
Gerade, weil nicht jede Formulierung sitzt, haben die Auftritte des Gladbacher Fußballprofis und Fußball-Weltmeisters eine ungemein charismatische Anziehungskraft, seinen Analysen und Kommentaren zu den Spielern und Spielen wirken deshalb glaubhaft und – wie man das heute formuliert – authentisch.
Deutliche Worte, emotionale Mimik: Christoph Kramer überzeugt als EM-Experte
Das englische Spiel? „Schwach“. Der angeblich 1,5 Milliarden Euro wertvolle Kader? „Eine gewaltige Enttäuschung“ Da der TV-Experte seine Meinung erstens immer begründet und zweitens ihr mit Worten, Mimik und Gestik die nötige Leichtigkeit verleiht, wirken auch flapsig scharfe Aussagen wie „Wer einen Kader wie England hat, kann nicht wie Union Berlin spielen“ nicht plump und verletzend.
Deutliche Kritik an den Medien
Bei seinen Auftritten zeigt Kramer dabei auch immer wieder Haltung. In der Debatte um eine Dokumentation um Nationalspieler Joshua Kimmich und dessen umstrittenen Verhaltens in der Corona-Krise nimmt der TV-Experte sich die Medien vor: „In Fußball-Medien-Deutschland sucht man sich immer das raus, was später eine Instagram-Kachel wird. Dann ist es möglichst ein Zitat, wo alle schnell draufklicken“, sagte Kramer in einer Spielpause. Ganz grundsätzlich bemängelte der 33-Jährige Kramer, dass medial einzelne Zitate herausgegriffen würden. „Ich finde es ganz furchtbar, weil es kein Journalismus mehr ist. Wir sind irgendwie in Deutschland dahingekommen, dass das unser Journalismus ist. Ich weiß, dass es auch noch verdammt viele gute Journalisten gibt. Die Allgemeinheit ist einfach nur: schnelle Klicks und möglichst hohe Erfolgszahlen bei Instagram.“
Kongenialer Sparringspartner für den telegenen Schlagabtausch ist seit einigen Jahren Per Mertesacker, gerade, weil der immer wieder aussieht, als würde er sich gerade fragen, „was mach ich eigentlich hier.“ Aber auch das ist gelungener Teil des Fußball-Entertainments zwischen Ab- und Anpfiff. Gut in die Runde hat sich auch die Fußball-Nationalspielerin Laura Freigang eingefügt, gerade weil sie mit zurückhaltender Sachlichkeit einen angenehmen Gegenpol bildet. Das Trio liefert jenseits der Spiele beste Fußball-Unterhaltung.
Wer fällt ab? Die Moderatoren und Reporter beim ZDF mit anbiedernden Interviews, sinnfreien Eindrücken von der Straße und voll Superlativen strotzenden Lobeshymnen.
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