Stuttgart. Die Verkaufszahlen des EM-Auswärtstrikots übertreffen alle Erwartungen. Deutschland hat am Mittwoch gegen Ungarn (2:0) erstmals in pink gespielt.
Auch am Dienstag ist im Adidas-Shop in Herzogenaurach wieder eine Menge los. Eine Mitarbeiterin hievt ein weiteres Dutzend lila-pinke Trikots von einer Kleiderstange auf die andere. Männer und Frauen, Jungen und Mädchen werden von der hinteren Ecke des Ladens, wo die Shirts hängen, förmlich angezogen. Ein Mann um die 30 kommt gerade aus dem Geschäft, aus seiner braunen Papiertüte schimmert es pink. „Das Trikot trifft den Zeitgeist“, sagt er. Es stehe zudem für Diversität und sei modern. Heute spielt Deutschland gegen Ungarn erstmals im pinken Trikot und gewann das Spiel mit 2:0.
Viel wird gesprochen und geschrieben über das Trikot, an dem sich die Fußballgeister scheiden. Die einen finden es hip, Traditionalisten können mit der Farbgebung nicht viel anfangen. Sie präferieren die grünen, schwarzen oder roten Vorgänger. Rund um die offizielle Präsentation im März war der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit seinem Ausrüster der Debatte mit einer Marketingkampagne entgegengetreten.
DFB-Team in pink: Bestseller ist das Trikot von Toni Kroos
Für Hersteller Adidas ist das Trikot schon jetzt ein großer Erfolg. Es „ist das am besten verkaufte Auswärtstrikot in der Geschichte aller DFB-Trikots“, sagte Sprecher Oliver Brüggen. Konkrete Produktionszahlen allerdings nennt der Konzern nicht. „Besonders häufig geordert“ werde das Dress mit der Nummer 8 von Toni Kroos. Und der Hype darum wird vermutlich nicht abflachen. An diesem Mittwochabend trägt es die Mannschaft in der zweiten EM-Gruppenpartie gegen Ungarn (18 Uhr/ARD) erstmals in einem Pflichtspiel. Ausgerechnet gegen das Land, in dem die queere Gemeinschaft großem Druck ausgesetzt ist.
Zwischenzeitlich war das Trikot ausverkauft. Mittlerweile aber befürchtet man in Herzogenaurach keinen Engpass mehr. Die ersten Spieler-Flocks aber sind in den beiden Shops an der Firmenzentrale ausgegangen und müssen nachgeordert worden.
Hamburger SV hatte schon in 1970er-Jahren pinke Trikots
Neu sind Trikots in knalligen und außergewöhnlichen Farben wie pink, lila oder rosa nicht. In Deutschland machte der Hamburger SV in den 1970er-Jahren den Anfang. Präsident Peter Krohn, ein Revolutionär, nervte das immer selbe Design in blau und rot. Rosa ist tradtionell auch die Trikot-Farbe des italienischen Zweitligisten US Palermo. Spätestens Lionel Messi machte pink mit Inter Miami in der US-Serire MLS bei der Jugend zum angesagten Design. Kein Wunder: Der Klub gehört schließlich David Beckham, dem Inbegriff des modernen Mannes.
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