Frankfurt. Nach der 0:1-Niederlage gegen die Slowakei haderte Belgiens Team mit einer neuen Technologie - der Chip im Ball verhinderte das 1:1.
Domenico Tedesco zog es vor, nur zwischen den Zeilen zu antworten. „Ich will ein guter, fairer Verlierer sein“, sagte der Nationaltrainer Belgiens nach dem missglückten EM-Auftakt. „Hätten wir das Spiel gewonnen, hätte ich mich ausführlicher zum Schiedsrichter geäußert“, ergänzte er. Mit 0:1 (0:1) verlor Geheimfavorit Belgien gegen die Slowakei - und das lag auch an einem Mikrochip im Spielball - der ist zwar winzig, sorgte aber für riesengroße Diskussionen.
Belgien: VAR greift bei zwei Lukaku-Toren ein
In der 87. Minute hatte Lois Openda den Ball an seinem Gegenspieler vorbeigespitzelt und in die Strafraummitte gespielt - dort erzielte Romelu Lukaku das vermeintliche 1:1. Belgiens Kapitän Kevin De Bruyne holte den Ball aus dem Tor, das Signal: auf Sieg spielen. Doch überraschend meldete sich Videoassistent Bastian Dankert bei Schiedsrichter Umut Meler (Türkei), bat ihn zum Bildschirm. Dort war zu erkennen, dass Openda den Ball mit der Hand berührt hatte - aber so leicht und aus der Bewegung heraus, dass es mit bloßem Auge nicht zu erkennen war. Beweismittel war der Ball, der einen klaren Ausschlag anzeigte, wie bei einem Herz-Untersuchung im Krankenhaus. Meler pfiff ab, Belgien verlor.
Die Fußball-Welt diskutiert diese Entscheidung deutlich lauter als Tedesco - und vor allem die Frage: Ist das noch im Sinne des Spiels? Die englische Fußball-Legende Gary Lineker, gefragter TV-Experte in seiner Heimat, kommentierte Melers Pfiff auf X (früher Twitter) kurz, aber prägnant: „Bullshit-Entscheidung!“ Christoph Kramer, ZDF-Experte, sah das ähnlich: „Ich hätte es nicht gepfiffen.“ Michael Ballack äußerte bei MagentaTV ebenfalls, dass er kein strafbares Handspiel erkannt hatte: „Ich denke, hier ist ein Ermessensspielraum, den der Schiedsrichter leider nicht ausgeübt hat.“ Allein Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe fand die Entscheidung „vertretbar“.
Openda war nach dem Abpfiff der Verzweiflung nahe, wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. „Ja, ich habe den Ball plötzlich an die Hand bekommen - aber nicht absichtlich. Selbst mein Gegenspieler hat das nicht gemerkt. Das Wort Schande werde ich aber nicht verwenden“, sagte der 24-Jährige. Die Slowaken hatten nach dem Ausgleich nicht protestiert, fast alle der 47.000 Zuschauer in Frankfurt waren überrascht, warum sich auf einmal der Video-Assistent eingeschaltet hatte.
Belgien kassiert das Tor des Tages in der siebten Minute
Es war nicht die einzige Video-Entscheidung gegen die Belgier. Ein weiteres Lukaku-Tor war in der 62. Minute aberkannt worden - da hatte er hauchdünn im Abseits gestanden. Doch daran lag es nicht, dass die Roten Teufel den Start vergeigten. Sie hatten nach dem Tor des Tages durch Ivan Schranz (7.) etliche gute Torchancen nicht genutzt. „Normalerweise verlieren wir dieses Spiel nicht“, lautete Tedescos Analyse. „Ich kann nicht viele Dinge nennen, die wir hätten besser machen können. Unsere Chancenauswertung war einfach nicht gut.“
Der einzige, der zum ganzen Spiel einsilbig blieb, war De Bruyne, der Superstar des Teams, Taktgeber von Manchester City. „Der Schiedsrichter folgt den Regeln. So ist das eben“, sagte De Bruyne über das vermeintliche Ausgleichstor. Seine Mitspieler wollte er nach dem Spiel nicht zu sehr kritisieren: „Wir hätten Tore schießen können, haben aber nicht getroffen. Wir hätten den Sieg verdient gehabt.“