Düsseldorf. Kylian Mbappé hat sich beim 1:0 gegen Österreich einen Nasenbeinbruch zugezogen. Frankreich befürchtet einen Ausfall des Superstars.

Am Ende waren es zwei Szenen in zwei Minuten, die den Unterschied machten. Zwei Szenen, die dafür sorgten, dass der große Favorit Frankreich sein erstes Spiel der Europameisterschaft gegen Österreich in Düsseldorf 1:0 (1:0) gewann. Zwei Szenen, die weniger durch französische Fußballkunst als durch österreichische Fehlerhaftigkeit bestimmt wurden: Vorne nämlich vergab Christoph Baumgartner in der 36. Minute die gewaltige Chance auf die Führung für die Männer in Rot-Weiß – und eben jene zwei Minuten später köpfte Maximilian Wöber den Ball ins eigene Tor.

Und so erlitten die Österreicher eine Niederlage, die sie eigentlich nicht verdient hatten, denn sie waren den nominell besser besetzten Franzosen über weite Strecken der Partie ebenbürtig, wie meist unter dem Cheftrainer Ralf Rangnick gingen sie höchst organisiert zu Werke, verteidigten aggressiv, pressten hoch und wussten auch mit dem Ball etwas anzufangen.

Frankreich-Star Mbappé gegen Österreich mit der ersten Chance

Aber auf der Gegenseite stand eben Kylian Mbappé, der zweitteuerste Fußballer der Geschichte, der Superstar, das Gesicht dieser Mannschaft, der begabteste unter einer veritablen Ansammlung von Hochbegabten, die sich in der französischen Auswahl tummeln. Natürlich hatte er auch die erste gute Chance: Nach einem Steilpass von Adrien Rabiot brach er über die linke Seite durch, schoss aufs kurze Eck – doch Österreichs Torhüter Patrick Pentz klärte zur Ecke (8.).

Damit war auch klar, wie Frankreich dieses Spiel angehen würde: wie eigentlich immer in den nun schon zwölf Jahren unter Didier Deschamps, der die Mannschaft ja immerhin 2018 zum Triumph bei der Weltmeisterschaft und bei der jüngsten WM 2022 immerhin ins Finale geführt hatte. Es stand zwar eine Menge geballte Offensivpower auf dem Platz, ganz vorne neben Mbappé noch der frühere Dortmunder Ousmane Dembélé, der einstige Gladbacher Marcus Thuram – und auch im Mittelfeld agierte der gelernte Stürmer Antoine Griezmann.

Christoph Baumgartner ließ für Österreich eine große Chance auf die Führung gegen Frankreich liegen.
Christoph Baumgartner ließ für Österreich eine große Chance auf die Führung gegen Frankreich liegen. © AFP | PATRICIA DE MELO MOREIRA

Das sah nach Angriffsfußball aus, das Motto aber lautete: sicher stehen, auf Fehler der Österreicher warten und dann blitzschnell umschalten, am liebsten durch lange Bälle auf die pfeilschnellen Außenspieler. Das österreichische Gegenmittel: aggressives Anlaufen und rustikales Stören, was verbunden mit kleinlichen Pfiffen durch den spanischen Schiedsrichter Jesus Gil Manzano zu vielen Fouls und wenig Spielfluss führte.

Trotz des erwartbaren Ansatzes brauchten die Österreicher rund 20 Minuten, um sich in diese Partie zu arbeiten, dann aber wurden sie Stück für Stück besser – und erspielten sich die dickste Chance der Partie: Michael Gregoritsch flankte, der Dortmunder Marcel Sabitzer leitete artistisch mit einem Kontakt weiter auf Christoph Baumgartner. Der wollte den Ball an Torhüter Mike Maignan vorbeispitzeln, blieb aber an dessen Bein hängen (36.).

Österreichs Wöber unterläuft Eigentor

Man muss gegen diese französische Mannschaft eben die Chancen nutzen, die sich bieten, man darf sich außerdem nicht so dicke Fehler erlauben wie Linksverteidiger Philipp Mwene: Der spielte im eigenen Strafraum einen bösen Fehlpass und ließ sich dann von Mbappé etwas zu leicht überlaufen. Die scharfe Flanke des französischen Superstars lenkte Maximilian Wöber ins eigene Tor (38.).

Und auch die nächste gefährliche Szene gehörte Mbappé: Rabiot schlug einen Ball auf gut Glück lang nach vorne, Kevin Danso verspekulierte sich und auf einmal war Mbappé frei durch – setzte den Ball aber aus elf Metern am Tor vorbei (55.).

Es blieb ein Spiel von hoher Intensität, aber auch mit vielen Fehlern. Die Österreicher mühten sich, Druck aufzubauen, spielten dabei durchaus gefällig, kamen aber selten gefährlich in den Strafraum. Auch weil sich die Franzosen nun erst recht aufs Verteidigen und Kontern konzentrierten und dabei dank der vielen schnellen Angreifer stets Gefahr ausstrahlten.

Aber: Die Chancenverwertung ist wohl die eine Schwäche des Superstars Mbappé und seinen Kollegen erging es an diesem Montagabend in Düsseldorf nicht viel besser, mal flog der Schuss vorbei, mal geriet der letzte Pass zu ungenau. Aber auch die Schlussphase bestimmte Mbappé: Nachdem er mit dem Gesicht auf Dansos Schulter geprallt war, blutete die Nase heftig. Der Topstar schleppte sich noch einmal aufs Feld, nur um gleich wieder zu Boden zu sinken. Das gab zu Recht Gelb, dann folgte die Auswechslung.

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Und so nehmen die Franzosen nun neben drei Punkten aus Düsseldorf auch die bange Frage mit, wie schlimm es ihren prägenden Spieler erwischt hat und was das für das kommende Spiel gegen die Niederlande am Freitag bedeutet. Zumindest die erste Frage ließ sich rund eine Stunde nach dem Abpfiff beantworten: Laut französischen Medienberichten zog sich Mbappé einen Nasenbeinbruch zu. Ob er am Freitag auflaufen kann, etwa mit einer Gesichtsmaske, blieb am späten Montagabend offen.

Die Deutungen und Spekulationen schwirren wild in alle Richtungen. Le Figaro beispielsweise befürchtet eine Zwangspause von 15 Tagen - was eine Rückkehr zum Viertelfinale bedeuten würde. Nein, kontert Le Parisien. Die Zeitung meint zu wissen, Mbappe erwäge, im nächsten Spiel gegen die Niederlande am Freitag wieder aufzulaufen. Verbandspräsident Philippe Diallo versicherte am Dienstag, es sei für eine Prognose schlicht zu früh. „Wir haben keine Federn gelassen“, so fasste es Trainer Didier Deschamps zusammen, „aber eine Nase.“