Hamburg. Tennis: Der Mitfavorit muss zum Auftakt des zweiten Grand-Slam-Turniers in Paris gegen den 14-maligen Champion Rafael Nadal antreten.
Man soll ja mit Superlativen eher vorsichtig sein. Aber dieses Mal muss man wirklich eines benutzen. Die Auslosung zu den French Open, die am Sonnabend in Paris beginnen, brachte – Achtung: ein Hammerlos.
Tatsächlich. Der Hamburger TennisprofiAlexander Zverev (27), der gerade in Rom sein sechstes Mastersturnier gewonnen hat, trifft auf den 14-maligen Paris-Champion Rafael Nadal (37). Die Legende, den Sandplatzkönig, den Mann, der in seiner gesamten Laufbahn in Roland Garros 112 Matches gewann, aber nur zwei verlor (gegen Novak Djokovic) und einmal verletzt nicht antreten konnte.
Tennis: Nadal lange nicht mehr in Bestform
Der Mallorquiner will ein letztes Mal bei seinem Lieblingsturnier spielen, die Atmosphäre aufnehmen und sich schließlich von den Fans verabschieden, die ihm seit 2005 immer die Treue gehalten haben. Er weiß schon lange, dass sein Körper die Belastungen auf der Tennistour nicht mehr aushält. Erst vier Turniere konnte er in diesem Jahr spielen, mit mäßigem Erfolg.
In Rom war der Pole Hubert Hurkacz in der zweiten Runde die Endstation. „Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten für mich“, sagte Nadal danach: „Ich kann sagen, ich bin nicht bereit für Paris, bin nicht gut genug. Dann muss ich entscheiden, nicht anzutreten. Die Alternative ist zu versuchen, rechtzeitig in Form zu kommen.“
Zverev nach Sieg in Rom ein Mitfavorit in Paris
Mittlerweile ist es nur noch ein Tag bis zum Hauptfeldstart des mit rund 53,5 Millionen Euro dotierten zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Und die Tatsache, dass der Spanier am Donnerstag im virtuellen Lostopf lag, deutet darauf hin, dass er sich zutraut, anständig im Court Philippe-Chatrier zu performen. Dass er den aktuell wohl formstärksten Sandplatzspieler in der ersten Runde bekommen würde, konnte ja niemand ahnen.
Zverevs Leistung in Rom katapultierte ihn jedenfalls in die Rolle eines Mitfavoriten. „Ich bin jetzt auf dem Niveau, auf dem ich immer sein wollte“, sagte der 27-Jährige, „ich habe bewiesen, dass ich wieder große Turniere gewinnen kann.“
Hamburger fühlt sich wieder auf Weltklasse-Niveau
Tatsächlich war Rom Zverevs erster Sieg bei einem der neun Tausender-Turniere, der Kategorie hinter den Grand Slams, seit dem schicksalhaften letzten Aufeinandertreffen der beiden Spieler in Paris vor zwei Jahren. Damals knickte Zverev im Halbfinale in einem Match auf Augenhöhe beim Stand von 6:7, 6:6 um und erlitt seinen komplizierten Bänderriss im Sprunggelenk.
Erst jetzt fühlt er sich wieder auf dem Weltklasse-Niveau wie vor der Verletzung. Als Nummer vier der Weltrangliste ist er auch erstmals wieder so hoch notiert wie damals.
Zverev geht als Favorit in das Match
„Wenn ich gut spiele, kann ich wieder jeden schlagen“, sagte Zverev: „Ich kann wieder meine Träume verfolgen.“ Denn noch fehlt ihm ein Grand-Slam-Sieg. Mit der Auslosung kann er nun jedoch keinesfalls zufrieden sein, obwohl er von der Papierform her der Favorit gegen den angeschlagenen Nadal ist, der aktuell in der Weltrangliste nur auf Platz 276 steht.
„Ich habe körperliche Probleme“, sagte Nadal, „aber wenn ich mich bereit fühle, dann werde ich rausgehen und für die gleichen Dinge kämpfen wie in den vergangenen Jahren – auch wenn das im Augenblick unmöglich erscheint.“
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In Wimbledon übrigens hätte es dieses Match frühestens in der dritten Runde gegeben. Die Engländer setzten große Spieler nach ihren bisherigen Erfolgen auch dann, wenn deren Weltranglistenposition das eigentlich nicht zulässt.
In Paris aber kann nun niemand glücklich mit diesem Los sein. Nadal muss mit einem sehr frühen Aus rechnen – und Zverev kann nichts gewinnen. Wenn er tatsächlich verliert, wäre das sportlich extrem frustrierend, und wenn er gewinnt, ist er der Buhmann, der einen Helden besiegt hat.