Hamburg. Neues VIP-Gebäude, Fanzone und spezielle Ticketrabatte: Tennium-Chef Puelinckx erklärt seine Pläne für das Hamburger Tennisturnier.
Kristoff Puelinckx sitzt am Mittwochvormittag in seinem Büro in Barcelona, als er sich in das „Zoom“-Gespräch mit dem Abendblatt einwählt. In wenigen Stunden fliege er bereits nach Paris, wo derzeit die Qualifikation für die French Open läuft, erzählt der 54 Jährige. Die Gedanken des Belgiers drehen sich aber auch schon um das Herren-Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum, das er mit seiner Agentur Tennium vom 13. bis 21. Juli erstmals veranstaltet.
Tennis in Hamburg: So plant der neue Rothenbaum-Veranstalter
Hamburger Abendblatt: Herr Puelinckx, in weniger als zwei Monaten beginnt das Turnier am Rothenbaum. Geht allmählich der Stress bei Ihnen los?
Kristoff Puelinckx: Tatsächlich haben wir bereits vor einem Jahr mit den Planungen begonnen. Anschließend haben wir in Hamburg ein Team zusammengestellt, lokale Mitarbeiter eingestellt und noch einige Kollegen aus unserem Büro in Barcelona hinzugenommen. Ich war bereits regelmäßig in Hamburg und werde nach den French Open auch jede Woche dort sein. Ich hoffe, dass unsere Arbeit von den Zuschauern, Sponsoren und Spielern auch wahrgenommen wird. Wir haben außerdem gerade damit begonnen, insgesamt 83 Tennisvereine in Hamburg und Umgebung zu besuchen, um spezielle Kooperationen anzubieten. Zum Beispiel wird es am ersten Sonntag des Turniers einen Vereinstag geben, an dem die Vereine das Turnier mit einem attraktiven Ticketrabatt besuchen können. Wir machen die Club-Tour aber auch, damit die Leute mal sehen, wer hinter Tennium steckt. Wir wollen auch in den Dialog mit den Vereinen treten.
Was wollen Sie am Turnier verändern?
Unser Ziel ist es, ein Premium-Event der ATP-500er-Serie zu schaffen. Hamburg ist eine großartige Stadt, der Rothenbaum hat viel Tradition und Geschichte. In Barcelona haben wir bereits gezeigt, wie man ein Turnier aufwerten kann. Zunächst einmal wollen wir den Spielern sowohl auf als auch neben dem Platz ein besseres Erlebnis bieten. Das Stadion verfügt bereits über gute Kabinen, Physio-Räume und Co., aber wir werden den Spielern noch einige Annehmlichkeiten darüber hinaus bieten. Außerdem möchten wir das Fan-Erlebnis und die Betreuung der Hospitality-Gäste deutlich verbessern und in Sachen Werbung auch innerhalb der Stadt sichtbarer werden. Wir freuen uns in diesem Zusammenhang, dass der Ticketverkauf schon sehr gut läuft. Einige Turniertage sind bereits nahezu ausverkauft.
Was wollen Sie den Fans Neues bieten?
Natürlich steht das Tennisgucken für alle an erster Stelle. Aber mit unserer komplett neugestalteten Fanzone, die wir auch auf einigen Tennisplätzen links neben dem Haupteingang aufbauen werden, wollen wir erreichen, dass die Menschen auch zwischen den Spielen eine schöne Zeit haben. Die größte Veränderung wird allerdings der neue Hospitality-Bereich sein, den wir „Rothenbaum Club“ nennen. Es handelt sich dabei um ein komplett neues, maßgefertigtes Hospitality-Gebäude, das zeitweise auf dem Hockeyfeld des Clubs errichtet wird. Dort wird es ein Restaurant, verschiedene Bars und eine schöne Terrasse geben, die VIP-Gäste haben direkten Zugang zum Stadion.
Neue Turnier-App soll im kommenden Jahr gelauncht werden
Bis 2028 läuft ihr Lizenz-Pachtvertrag mit dem Deutschen Tennis Bund (DTB). Was sind die Pläne für die kommenden Jahre?
Selbstverständlich kann das Turnier in Hamburg noch wachsen, auch räumlich gibt es noch genug Möglichkeiten. Und wenn es horizontal keinen Platz mehr gibt, können wir vertikal bauen. (schmunzelt) Das Turnier in Barcelona, wo mittlerweile ein zweistöckiger Hospitality-Bereich steht, kann da ein Vorbild sein. Darüber hinaus wollen wir auch in die Digitalisierung investieren. Zum Beispiel ist eine Turnier-App in Planung, die im kommenden Jahr gelauncht wird.
Wie ist ihr Austausch mit dem Club an der Alster? Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Vereinsmitglieder bei Veränderungen auch mal skeptisch sein können …
Das Wichtigste ist für uns, maximal respektvoll mit dem Club umzugehen. Es ist das Gelände des Vereins und der Mitglieder, wir sind mit dem Turnier nur deren Gäste. Ich freue mich, dass wir so herzlich von den Verantwortlichen des Clubs an der Alster begrüßt wurden. Im ersten Schritt haben wir vor allem zugehört, was in den vergangenen Jahren gut lief und was man aus Sicht des Clubs verbessern sollte. Danach ging es darum, gemeinsam einen Konsens zu finden. Natürlich möchten die Mitglieder, dass wir das Clubgelände möglichst wenige Tage vor und nach dem Turnier besetzen. Gleichzeitig muss man aber anerkennen, dass der Aufbau des deutlich größeren Fan- und Hospitality-Bereichs in diesem Jahr mehr Zeit in Anspruch nehmen wird als in der Vergangenheit. Insgesamt läuft die Zusammenarbeit bisher aber sehr gut. Alles geschieht auch in Zusammenarbeit mit dem DTB, der ein wesentlicher Bestandteil dieses Turniers und ein toller Partner ist.
In Alexander Zverev und Holger Rune stehen bereits zwei Topstars für das Turnier fest. Wie optimistisch sind Sie, weitere Top-10-Spieler bekanntzugeben?
Wir führen zurzeit viele Gespräche. Optimistisch macht mich, dass auch die Spieler ein starkes Interesse daran haben, sich auf Sand für die Olympischen Spiele in Paris vorzubereiten. Viele Top-10-Spieler entscheiden sich aber erfahrungsgemäß nur sehr kurzfristig, wo sie spielen werden. In rund einem Monat wird die vorläufige Liste der Spieler vorliegen, auf die wir uns freuen dürfen. Dazu werden nicht nur Stars von heute, sondern auch die von morgen gehören.
Puelinckx bedauert die Probleme des Damenturniers
Vor rund zwei Wochen teilte Ihre Vorgängerin Sandra Reichel mit, dass sie ihr WTA-Damenturnier vom 20. bis 26. Juli nicht wie geplant im Hamburger Stadtpark austragen kann. Derzeit läuft noch intensiv die Suche nach einem alternativen Ort. Gesetzt den Fall, das Turnier müsste ausfallen, wäre das möglicherweise sogar ein Vorteil für Ihr Turnier, dem dann noch mehr Aufmerksamkeit zuteilwird?
Ich weiß nicht, ob das ein Vorteil ist. Grundsätzlich denke ich, dass es dem Tennis hilft, wenn unser Sport insgesamt so viel Aufmerksamkeit wie möglich erhält. Je mehr Turniere stattfinden, desto besser. Auch uns am Rothenbaum hilft es, wenn Damenturniere oder der Daviscup in Hamburg oder Deutschland stattfinden. Es war und ist schwierig für Sandra, das Damenturnier in diesem Jahr auf die Beine zu stellen. Ich hoffe aber, dass das Damenturnier auch im kommenden Jahr in Hamburg stattfindet.
Sponsorenakquise ist ein häufiges Problem von Sportveranstaltungen in Hamburg. Ist das ein Problem, dem sie auch begegnen?
Nein, wir haben glücklicherweise viele große, neue Sponsoren gefunden. Unser Vorteil ist, dass wir in ganz Europa und weiten Teilen der Welt Turniere organisieren und so auf ein großes Partnernetzwerk zurückgreifen können. Wir werden einige Sponsoren von unseren anderen Turnieren mit nach Hamburg bringen, Deutschland ist für die Unternehmen ein interessanter Markt. Unser Ziel für das kommende Jahr ist, noch mehr deutsche Sponsoren für uns zu gewinnen.
Um attraktiv für Sponsoren zu sein, würde es helfen, wenn das Turnier wieder einen ATP-1000er-Status hätte. Ist es realistisch, dass am Rothenbaum in einigen Jahren wieder ein solches Masters-Event stattfinden kann?
Das ist leider nicht so einfach. Bei den bestehenden 1000er-Turnieren wird es aus meiner Sicht in den kommenden Jahren keine Veränderungen geben, wenn man von den Diskussionen um ein neues 1000er-Turnier in Saudi-Arabien absieht. Wenn dieses zusätzliche Turnier kommen sollte, wird es wohl in den Mittleren Osten gehen. Für Hamburg sehe ich leider keine große Chance in absehbarer Zeit.
Puelinckx sieht Saudi-Arabien als Chance für die Tenniswelt
Wie nehmen Sie grundsätzlich den Einstieg von reichen Ländern wie Saudi-Arabien in die Tenniswelt wahr?
Je mehr Aufmerksamkeit und Geld im Tennis vereint wird, desto mehr profitiert auch jeder einzelne davon. Abgesehen davon, arbeiten die ATP und Saudi-Arabiens Sportministerium bisher sehr gut und partnerschaftlich zusammen. Saudi-Arabien trägt bereits die ATP Next Generation Finals aus, zukünftig werden auch die WTA-Finals dort stattfinden. Aus meiner Sicht sind das großartige Nachrichten für die Weiterentwicklung unseres Sports. Nicht hilfreich wäre es, wenn Saudi-Arabien oder ein anderes Land wie im Golf eine eigene Profitour starten und man gegeneinander arbeiten würde. Im Tennis kooperieren alle Seiten gut miteinander.
Besorgt Sie nicht die unzureichende Menschenrechtssituation und fehlende Demokratie vor Ort? Der Vorwurf lautet, dass Länder wie Saudi-Arabien den Profisport nutzen, um ihr Image aufzuwerten.
Bevor ich Tennium gegründet habe, habe ich in Dubai ein Consulting-Unternehmen mit dem Namen Delta Partners aufgebaut. Weil ich dafür fast zehn Jahre im Mittleren Osten gelebt habe, kann ich sagen, dass die Menschen dort die besten Absichten haben, den Sport und die Gesellschaft weiterzuentwickeln. Seitdem ich 2004 das erste Mal in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad war, hat sich das Land extrem weiterentwickelt, obwohl es dort nach wie vor sehr konservativ zugeht. Man kann nicht erwarten, dass sich ein ganzes Land über Nacht verändert. Wir müssen den Ländern Zeit zur Entwicklung geben. Der Sport kann dabei helfen.
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Was kann Hamburg als Tennis-Standort bieten, was Saudi-Arabien nicht kann? Das Geld dürfte es mit Sicherheit nicht sein …
Der größte Unterschied ist mit Sicherheit die große Tradition, die der Rothenbaum bietet. So etwas gibt es in Saudi-Arabien, aber auch in vielen anderen Ländern nicht. Deutschland ist ein Tennisland, Hamburg ist eine Tennisstadt. Im kommenden Jahr wird unser Turnier bekanntermaßen bereits im Mai stattfinden, direkt vor den French Open. All das stimmt mich optimistisch für die Entwicklung unseres Turniers.