Hamburg. Katrin Niehoff (50) vom ETV übernimmt nach 141 Tagen Führungslosigkeit den Vorsitz des Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball.
Es gibt wieder Hoffnung für den Frauen- und Mädchenfußball in Hamburg. Nach 141 Tagen der Führungslosigkeit hat der Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball (AFM) in Katrin Niehoff (50) eine neue Vorsitzende gefunden. „Ich freue mich auf die Aufgabe und bin überzeugt, dass wir als Team und natürlich mit dem Präsidium des Hamburger Fußball-Verbandes gut zusammenarbeiten werden“, sagt Niehoff, im Mädchenfußball seit fünf Jahren engagiert als Teambetreuerin der Mädchenmannschaft ihrer Tochter beim Eimsbütteler TV.
Eine reibungslose Zusammenarbeit im Verband scheint nun garantiert
Diese zunächst gewöhnlich wirkende Aussage ist für den Präsidenten des Hamburger Fußball-Verbandes, Christian Okun, durchaus wichtig. Niehoffs Vorgängerin Andrea Nuszkowski hatte dem HFV-Boss bei ihrem Rücktritt heftige Vorwürfe gemacht und ihm „ein Problem mit starken Frauen“ vorgehalten. Der HFV hatte sich daraufhin hinter Okun gestellt und Nuszkowskis Kritik unter anderem durch den Verweis auf die hohe Frauenquote im HFV-Präsidium empört zurückgewiesen.
Niehoff wiederum lernte Okun bereits im September im Rahmen des DFB-Amateurkongresses kennen. Beide tauschten dort ihre Vorstellungen über Frauen- und Mädchenfußball aus. Somit dürfte eine so wichtige reibungslose Zusammenarbeit zwischen HFV-Präsidium und AFM zunächst einmal gesichert sein.
Niehoff betont die Notwendigkeit des AFM
Niehoff allerdings macht mit einer anderen Aussage deutlich, eigenständig zu sein. „Frauen und Mädchen im Hamburger Fußball brauchen den AFM immer noch. Wir sind noch nicht an dem Punkt der Gleichberechtigung zwischen Jungen- und Männerfußball sowie Frauen- und Mädchenfußball angekommen. Wir werden uns aber mehr mit den anderen Ausschüssen austauschen, um zu schauen, woran wir gemeinsam arbeiten können“, erklärt sie. Okun hatte den AFM bekanntermaßen als eigenständigen Ausschuss abschaffen wollen, war beim Verbandstag im Juni 2023 aber knapp an der notwendigen Zweidrittelmehrheit der Vereine gescheitert.
Niehoff, verheiratete Mutter einer Tochter und eines Sohnes und beruflich in leitender Position bei einem großen Konsumgüterhersteller beschäftigt, hat sich wiederum in ihr neues Amt gleich gut eingeführt. Sie suchte den Austausch mit den Vereinen bei den für alle Clubs zugänglichen Konferenzen des Mädchenfußballs (ausgetragen beim SC Condor) und des Frauenfußballs (beim SC Victoria).
Sichtbarkeit und Attraktivität sollen erhöht werden
„Wir wollen die Sichtbarkeit und Attraktivität des Frauen- und Mädchenfußballs in Hamburg wieder erhöhen“, sagt sie. Niehoff nennt die Kampagne #Lasstsiespielen des Bayerischen Fußball-Verbandes als Vorbild, die Spielerinnen für den Fußball gewinnen sowie Trainerinnen, Trainer, Betreuerinnen und Betreuer optimal auf die Bedürfnisse des Frauen- und Mädchenfußballs vorbereiten soll. „Ein prominentes Beispiel für solche Bedürfnisse ist die Mutterschutzregelung, durch die Nationalspielerin Almuth Schult zu den HSV-Frauen in die 2. Bundesliga wechseln konnte“, sagt Niehoff.
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Doch auch für die Breite des Frauen- und Mädchenfußballs soll wieder mehr getan werden. „Wir vernetzen uns mit vielen Initiativen, planen Aktionstage, außerdem das erste Frauenfußballfestival für Ende September in Hamburg, möchten zudem gerne einen Holsten-Cup für die Frauen einführen“, so Niehoff. Das Ziel: Die Zahlen der 106 Frauen- und 218 Juniorinnenteams wieder zu erhöhen. „Dafür werden wir weiterhin mit vielen Vereinen sprechen. Und auch bei der Stadt dafür werben, bei Infrastrukturprojekten den Frauen- und Mädchenfußball mitzudenken“, erklärt Niehoff.
Und ihr Führungsstil? Niehoff: „Ich bin eine absolute Teamplayerin. Und ich bin mit Herzblut dabei, damit wir alle gemeinsam etwas für Frauen und Mädchen im Hamburger Fußball erreichen.“