Hamburg. Ein Millionenpublikum verfolgte die WM in Frankreich. Hamburgs Vereine verzeichnen vor allem im Nachwuchsbereich einen Zuwachs.
80.000 Menschen strömten am 29. Oktober 2023 ins Pariser Stade de France. Statt eines Fußballspiels bekamen die Besucher allerdings das Finale der Rugby-WM zu sehen. Mit 12:11 (12:6) setzte sich Südafrika gegen Neuseeland durch und sicherte sich damit zum vierten Mal die Webb-Ellis-Trophäe – das 60-Millionen-Einwohner-Land ist damit Rekordweltmeister in der Kontaktsportart.
Rugby: HRC nutzte Interesse durch die WM
Millionen von Zuschauern verfolgten das Endspiel zudem im Fernsehen und im Internet. Auch Toni Höllmann Yebra schaute sich die Partien an. „Ich habe privat viel geguckt und arbeite außerdem in einer Kneipe, wo die Spiele übertragen wurden“, sagt der 21-Jährige, der selbst für den Hamburger Rugby Club in der Bundesliga Nord/Ost aktiv ist. Der Informatikstudent – 1,97 Meter Körpergröße, 115 Kilogramm Gewicht – sitzt im Café Alex am Jungfernstieg, als er sich zum Gespräch mit dem Abendblatt trifft.
Sein Ziel: das Interesse an der WM für den HRC nutzen. Der Club, dessen Öffentlichkeitsarbeit Höllmann Yebra ehrenamtlich verantwortet, schaltete auf seinen Social-Media-Kanälen Anzeigen, um Spieler zu gewinnen. „Wir haben in jeder Sparte rund fünf Neue dazubekommen“, sagt er. Mit rund 350 Mitgliedern ist der HRC nach dem FC St. Pauli (631) der zweitgrößte Verein der Stadt.
Rugby-Verband kooperiert mit Grundschulen
„Der Zulauf ist in Hamburg vor allem im Jugendbereich hoch. Wir arbeiten mit vielen Grundschulen zusammen“, sagt Nils Zurawski, Präsident des Hamburger Rugby-Verbandes. Bis August war er Abteilungsleiter beim FC St. Pauli. „Ob das Interesse wirklich mit der WM zusammenhängt, ist unklar“, beschreibt er. „Beim Basketball etwa war der Ansturm nach dem deutschen WM-Titel enorm.“
Das deutsche Rugby-Team hat hingegen noch nie an einer WM teilgenommen. „Eine Qualifikation würde natürlich viel Aufmerksamkeit erzeugen. Mittelfristig kann aber nur der Klassenerhalt in der Europameisterschaft das Ziel sein“, sagt Höllmann-Yebra, der selbst für die U-20-Nationalmannschaft gespielt hat.
Auch St. Pauli verzeichnet Zuwachs
Im vergangenen Sommer war Hamburg Gastgeber der EM im Siebener-Rugby. Davon profitierte auch der HRC. Höllmann-Yebra: „Es gab viele Besucher, die sich zuvor gar nicht ausgekannt hatten und ihre Kinder dann bei uns angemeldet haben.“
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Erfolge verzeichnet auch der FC St. Pauli, der wie der HRC Jugendteams von der U 6 bis zur U 18 hat. „Vor allem bei den Kleinen ist das Interesse hoch“, sagt Benjamin Bekic, St. Paulis Leiter für sportliche Entwicklung. „Ich denke, dass auch das klare Regelwerk einen großen Reiz hat. Trotz der Härte steht Rugby für viele Tugenden wie Fairness und Respekt.“