Hamburg. Jens Wulf war 1968 Zuschauer beim ersten Eishockeymatch in Hamburg. Jetzt wurde er 100 Jahre alt. Wer ihn am Freitag ehrt.
Bernd Wehmeyer wird sich an diesem Freitag aufs Glatteis begeben. Und das ist für den Vizepräsidenten des HSV e.V. in diesem Falle nicht im übertragenen und vereinspolitischen Sinne gemeint, sondern im Wortsinne und ganz real. Auf der Kunsteisbahn Stellingen an der Hagenbeckstraße erfüllt der Fußball-Europapokalsieger von 1983 eine ganz besondere und erfreuliche Aufgabe.
So ehrt der HSV seinen ältesten Eishockey-Liebhaber
Bernd Wehmeyer wird im Namen des HSV Jens Wulf zu dessen am Montag gefeierten 100. Geburtstag gratulieren und ihn dabei für seine jahrzehntelange, ehrenamtliche Tätigkeit für die Eishockey-Abteilung des Vereins ehren. Das Ganze wird unmittelbar vor dem Regionalliga-Heimspiel des HSV gegen den alten Rivalen Adendorfer EC geschehen, das um 19.30 Uhr beginnt.
„Jens war bei unserem allerersten Spiel, das wir im Herbst 1968 noch auf der Eisbahn in Planten un Blomen ausgetragen haben, einer der wenigen Zuschauer“, erzählt Nico Pethes, der seinerzeit einer der maßgeblichen Gründer der Eishockey-Abteilung des HSV war. Es war noch ein Freundschaftsspiel gegen Köln, ehe es kurz danach in der sogenannten Gruppenliga eine 1:5-Niederlage gegen den EC Deilinghofen (Iserlohn) gab.
Wulf engagierte sich von Beginn an ehrenamtlich
„Wir durften damals offiziell keinen Eintritt nehmen, und so zahlten Jens Wulf und die anderen Zuschauer nur eine Zutrittsgebühr für den Park von 50 Pfennigen“, berichtet der heute 87 Jahre alte Pethes, der etliche Jahre das Hamburger Eishockey im HSV und später im 1. EHC Hamburg in führenden Positionen prägte. Auch die Spieler selbst mussten übrigens den Parkeintritt bezahlen und die Eishockey-Banden selbst aufbauen.
Jens Wulf war ebenso vom Eishockey-Fieber gepackt, hielt der Sportart fortan die Treue und wirkte ehrenamtlich mit viel Engagement im Hintergrund. „Jens hat mir gleich zu Beginn gesagt, dass er mir helfen will, den Sport in Hamburg zu etablieren“, erzählt Pethes. Von Wulfs Leidenschaft profitierte in der Folge vor allem der Nachwuchsbereich.
Wulf suchte auf der zugefrorenen Alster neue Talente
Immer wieder hielt Jens Wulf auf den Hamburger Eisbahnen Ausschau nach jungen und augenscheinlich talentierten Schlittschuhläufern, sprach sie an und ermunterte sie, zum Eishockeytraining des HSV zu kommen. Noch besser war es, wenn die Alster einmal wieder zugefroren war. Da wurde jeder Spaziergang zu einem Scouting, wie man heute neudeutsch sagen würde.
„Auch mich hat Jens Wulf auf der Alster angesprochen“, berichtet Rainer Kummerfeld. Der heute 62 Jahre alte, frühere Verteidiger war über Jahre beim HSV und EHC eine verlässliche Größe. Natürlich brachte Jens Wulf auch seinen Sohn Thorsten (heute 64) zum Eishockey.
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So gehörten Kummerfeld und Wulf junior auch zum Team des HSV, das 1980 die Deutsche Oberliga-Meisterschaft in den Finalspielen gegen VER Selb gewann und mit dem Hamburger Sport-Oscar ausgezeichnet wurde. Und auch als der HSV Anfang der 1980er-Jahre in der damals eingleisigen 2. Bundesliga spielte und damit zu den 20 besten Teams Deutschland gehörte, waren die beiden und weitere von Jens Wulf zum Eishockey gebrachte Hamburger Jungs dabei.
Größen der Hamburger Eishockey-Geschichte kommen
„Manchmal hatten wir auch den einen oder anderen etwas schwierigeren Charakter im Team. Da hat Jens zu mir gesagt: ,Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um ihn‘“, berichtet Nico Pethes weiter. „Und darauf konnte ich mich verlassen – wie immer, wenn Jens mir etwas zugesagt hat.“
An diesem Freitagabend werden viele ehemalige Spieler und andere Weggefährten auf der Stellinger Eisbahn dabei sein, wenn Jens Wulf anlässlich seines 100. Geburtstags geehrt wird. Und sie werden genau hinschauen, wie Bernd Wehmeyer auf dem glatten Eis die Balance behält.