Hamburg. Hamburger Triathlet Lasse Nygaard Priester startet an diesem Freitag im WM-Vorlauf in Hamburg über die neue Supersprintdistanz.
Den Wecker wird er sich an diesem Freitagmorgen auf 4 Uhr stellen. Eine Stunde später gibt es eine große Portion Reis zum Frühstück, und dann ist alles angerichtet für den Hauptgang, der tatsächlich nur ein Appetithappen sein soll.
Um 8 Uhr springt Lasse Nygaard Priester in die Kleine Alster und kämpft im ersten Vorlauf der Supersprint-WM in der Hamburger Innenstadt mit 29 weiteren Weltklasse-Triathleten darum, sich für die drei Finalläufe am Sonnabend zu qualifizieren.
Morgenstund hat also noch kein Gold im Mund, aber wer es in den beiden Vorläufen nicht unter die besten zehn schafft, muss am Freitagabend um 19 Uhr in die Hoffnungsrunde, in der die letzten zehn der 30 Finalstarter ermittelt werden.
Priesters Motto: sofort Vollgas
„Das will keiner, deshalb heißt es, sofort Vollgas zu geben“, sagt der 27 Jahre alte Dreikämpfer, als er am Donnerstagmittag im Teamhotel Scandic am Dammtorwall das Abendblatt zum Gespräch empfängt. Was genau den gebürtigen Quickborner, der seit eineinhalb Jahren „wegen der optimalen Trainingsmöglichkeiten“ in Freiburg im Breisgau lebt, erwartet, kann er nicht einschätzen.
Schließlich ist das Supersprintformat, in dem 300 Meter geschwommen, 7,5 Kilometer Rad gefahren und 1,6 km gelaufen werden müssen, Neuland für viele Athleten. Erst im vergangenen Jahr wurde es in Montreal (Kanada) erstmals auf WM-Niveau angewandt.
Lasse Nygaard Priester hinterlässt allerdings nicht den Eindruck, als würde ihn das nachhaltig verunsichern. Er kennt die Strecke ja gut, die Distanz ebenfalls, sie kommt bei der Mixedstaffel zur Austragung, bei der er im vergangenen Jahr mit dem deutschen Team Bronze gewann, und die an diesem Sonntag (14.15 Uhr/ARD) die Welttitelkämpfe beschließt.
Hoffnungslauf möglichst vermeiden
„Für die Zuschauer ist das Format richtig cool, weil dauernd Action ist. Für uns Athleten ist es schon hart, weil das Feld voraussichtlich die ganze Zeit sehr eng beieinander sein wird“, sagt er. Vor allem beim Schwimmen bedeute das, Nehmerfähigkeit zu zeigen.
„Wir schwimmen große Teile der 300 Meter im dunklen Tunnel. Da ist es normal, ständig Füße oder Arme ins Gesicht zu bekommen“, sagt er. Eine große Herausforderung wäre, am Abend für den Hoffnungslauf das System noch einmal komplett hochfahren zu müssen.
„Dann muss man nach dem Morgenrennen erst einmal das Laktat aus dem Körper kriegen, danach eine lange Mittagspause zur Regeneration machen und anschließend die gesamte Vorbereitungsprozedur noch einmal durchlaufen“, sagt er.
Deutscher Meistertitel in Düsseldorf
Weil er im Training jedoch mehrere Einheiten täglich gewohnt sei, würde ihn auch ein etwaiger Hoffnungslauf ebenso wenig schocken wie das frühe Aufstehen: „Die erste Einheit absolviere ich meist frühmorgens.“
Viel Erfahrung spricht da aus dem deutschen Meister, der sich seinen Premierentitel am vergangenen Sonnabend in Düsseldorf gesichert hatte. Vor allem in puncto Wettkampfhärte habe er sich weiterentwickelt. „Ich habe mehr Routine gewonnen, was mir hilft, situativ bessere Entscheidungen zu treffen“, sagt er.
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Nachdem sein Frühjahr unter dem Eindruck eines bei der EM in München im August 2022 aufgebrochenen Ödems am linken Fersenknochen, das ihn bis Jahresende beschäftigte, suboptimal gelaufen war, wähnt sich der Weltranglisten-78. nun in der richtigen Spur zum wichtigsten Ziel.
Sein Fernziel ist Olympia in Paris
Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris möchte Lasse Priester für Deutschland um eine Medaille kämpfen. Der Qualifikationsmodus dafür ist kompliziert, in Hamburg kann er Punkte für das Ranking sammeln.
Nachdem er 2022 beim Weltserienrennen im Einzel wegen eines platten Reifens aufgeben musste, hofft er am Sonnabend auf ein glücklicheres Ende – auch, um Familie und Freunden, die er nur an Weihnachten und im Rahmen seines Heimrennens sieht, die beste Version seiner selbst vorführen zu können.
Platz vier für Juniorin Uherek
Das Sprintrennen der Juniorinnen über 0,75 km Schwimmen, 20 km Rad und 5 km Laufen gewann am Donnerstagnachmittag Ilona Hadhoum (18/Frankreich) in 56:47 Minuten vor Jimena Renata De La Pena Schott (17/Mexiko/56:54) und ihrer Landsfrau Manon Laporte (17/57:02).
Beste der drei deutschen Starterinnen war Johanna Uherek (18/Darmstadt) als Vierte, die mit 18 Sekunden Rückstand auf den Bronzerang ins Ziel kam - und damit überglücklich war. „Ich wäre mit einer Top-30-Platzierung zufrieden gewesen, aber heute hat alles zusammengepasst. Es war das Rennen meines bisherigen Lebens, ein Traum ist wahr geworden", sagte sie.
Kjara Reckmann (16/Nienhagen) belegte in 59:19 Minuten Rang 19, Marielle Bouchti (17/Neckarsulm) lag in 59:51 Minuten auf Platz 29.
Bei den Junioren siegte João Nuno Batista (17/Portugal) in 51:11 Minuten. Bester Deutscher war Tim Semmler (17/Nürnberg) in 53:04 Minuten auf Rang 40, Jan Pluta (18/Forchheim) wurde 51. (53:37 Minuten).