Kassel. Die Fans feiern die Leichtathletik-Stars bei der DM in Kassel. Doch die Weltspitze ist für viele weit weg. Mihambo bricht Wettkampf ab.

Malaika Mihambo kühlte ihren linken Oberschenkel mit einem Beutel Eis. Die Weitsprung-Olympiasiegerin hatte bei der Deutschen Meisterschaft in Kassel im vierten Durchgang ihren Anlauf mit schmerzverzerrtem Gesicht abgebrochen, die letzten beiden Versuche absolvierte die 29-Jährige von der LG Kurpfalz nicht mehr. Mit einer Saisonbestleistung von 6,93 Metern holte die Weltmeisterin am Sonntagabend zwar ihren sechsten DM-Titel in Serie, Freude über den Sieg kam bei ihr jedoch nicht auf.

Leichte Entwarnung gab es allerdings später. Denn erste Ultraschall-Bilder zeigten eine Muskelverhärtung im Oberschenkel und keinen Riss. Weitere Untersuchungen sollen heute erfolgen.

Joshua Hartmann mit überragender Leistung über 200 Meter

Nach dem Mihambo-Schock herrschte zwischenzeitlich Stille im Auestadion. Für bessere Stimmung sorgte wenig später Joshua Hartmann mit seinem deutschen Rekord über 200 Meter. Der Kölner stürmte in 20,02 Sekunden zum Titel und wäre wohl sogar der erste deutsche Sprinter mit einer Zeit unter 20 Sekunden gewesen, hätte er nicht frühzeitig gejubelt. „Hätte ich das gewusst, hätte ich den Arm nicht rausgetan. Ich weiß noch nicht, wie ich feiern werde, aber bestimmt ein bisschen“, sagte Hartmann. Der 24-Jährige war deutlich schneller als der bisherige Rekordhalter Tobias Unger, der 2005 20,20 Sekunden gesprintet war.

Auch Gina Lückenkemper jubelte wieder. Nur war sie diesmal nicht allein, sondern Teil eines schwarz-weißen Kreischknäuls. Nach ihrem dominanten Triumph über die 100 Meter (11,03 Sekunden) am Samstag legte die 26-Jährige einen Tag später mit der Staffel ihres Vereins SCC Berlin nach (43,91 Sekunden). Als Schlussläuferin brachte sie ihren zweiten Titel bei diesen Deutschen Meisterschaften ins Ziel. Jubelnd lagen sich anschließend Lückenkemper, Leonie Kluwig (24), Michelle Janiak (25) und Nadine Reetz (19) in den Armen. „Mein Plan war es, hier voll durchzuziehen“, sagte Lückenkemper: „Wenn schon, denn schon.“ Sie war zufrieden: „Ich kenne meinen Job, die Mädels kennen ihren Job – das war eine geile Team-Arbeit.“

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So begeistert die rund 13.000 Zuschauer im schwülheißen Kassel ihre Stars auch feierten – die Weltspitze ist für die allermeisten deutschen Athletinnen und Athleten derzeit außer Reichweite. Der Schwung aus der Deutschen Meisterschaft soll zwar mit zur WM nach Budapest (19. bis 27. August) genommen werden – doch Hoffnungen auf Medaillen dort machen zurzeit nur wenige.

Neben der deutschen Diskus-Meisterin und Olympia-Zweiten Kristin Pudenz und ihren Kolleginnen gelten nur Mihambo, die das WM-Triple anpeilt, Speerwerfer Julian Weber, die Zehnkämpfer Niklas Kaul und Leo Neugebauer sowie die deutschen Sprintstaffeln als Podiumsanwärter.