Hamburg. Teutonia 05 präsentiert Investoren. Hamburger Sportbund plant Runden Tisch. Warum jetzt Bewegung in das Projekt kommt.

Braucht Hamburg als Ergänzung zum HSV-Volksparkstadion (57.000 Plätze) und dem Millerntor des FC St. Pauli (30.000) auch noch eine mittelgroße Arena mit einer Kapazität für mehr als 5000 Zuschauer? Die Stadt sieht weiterhin weder aktuell noch mittelfristig Bedarf, der Hamburger Fußball-Verband (HFV), der HSV für seine Fußballfrauen und die American Footballer der Hamburg Sea Devils sehen diesen sehr wohl.

FC Teutonia 05 Ottensen präsentiert erstmals Investoren

Die Diskussion hat in diesen Tagen noch einmal Fahrt aufgenommen. Liborio Mazzagatti (49), sportlicher Leiter des ambitionierten Fußball-Regionalligaclubs FC Teutonia 05 Ottensen, hat einen Brief an Finanzsenator Andreas Dressel und Sportstaatsrat Christoph Holstein (beide SPD) geschrieben, in dem er das Interesse einer dem Verein seit Langem nahestehenden Investorengruppe hinterlegt. Die will in der Stadt eine Multifunktionsarena für Sport, Kultur und Events bauen und betreiben. Größe: 15.000 bis 18.000 Plätze. „Dieses Stadion würde die Probleme vieler Leistungssportmannschaften in Hamburg lösen“, sagt Mazzagatti.

Teutonia, zweimal Hamburger Lotto-Pokalsieger, konnte weder im vergangenen noch in diesem Jahr in der ersten DFB-Pokalhauptrunde im eigenen Stadion antreten, weil der DFB Kunststoffrasen in diesem Wettbewerb als Belag verbietet. 2022 musste der Club sein Heimspiel bei RB Leipzig austragen, verlor dort 0:8, gegen Bayer Leverkusen können die Teutonia diesmal in Hamburg bleiben, spielen gegen den Bundesligisten am 12. August (15.30 Uhr) am Millerntor.

Zuletzt hatten zudem die Sea Devils, Mitglied der European League of Football (ELF), laut über einen Umzug, eventuell nach Bremen, nachgedacht, weil Lärmschutzklagen einiger Anwohner die eventgerechte Durchführung ihrer Spiele im Victoria-Stadion am Lokstedter Steindamm behindern. Das Bezirksamt Nord hatte daraufhin unter anderem den Einsatz von Trommeln und Pfeifen vorerst untersagt. Die Sea Devils glauben, mittelfristig auch ein Stadion mit 15.000 Zuschauern füllen zu können.

Hamburger Sportbund plant schon im Sommer Runden Tisch

Unterstützung erhalten die Verfechter eines mittelgroßen Stadions jetzt vom Hamburger Sportbund (HSB). Der plant noch in diesem Sommer einen Runden Tisch zur „Sportinfrastruktur für den Spitzensport “. Normalerweise ist der HSB für den Nachwuchsleistungssport zuständig, „aber wir wollen uns dieser Sachlage nicht verschließen, weil wir von mehreren unserer Mitgliedsorganisationen darum gebeten wurden“, sagte der HSB-Vorstandsvorsitzende Daniel Knoblich dem Abendblatt.

„Wir möchten eine Plattform mit allen Vereinen und Verbänden finden, die sich in Hamburg aufgemacht haben, eine entsprechende Infrastruktur für ihre Sportart zu suchen. Da bieten wir unsere Unterstützung an.“ Ähnlich hatte sich bereits Fußballverbandspräsident Christian Okun geäußert, der einen großen Bedarf für den Sport, aber auch für die Kultur sieht.

Flächen für ein Stadion gäbe es in Bahrenfeld und in Wilhelmsburg

In einem Ballungsraum wie Hamburg sind freie Flächen knapp, Gewerbe, Wohnungsbau und Sport konkurrieren um sie. Dennoch gibt es sie: So beschloss die CDU Altona auf ihrem Kreisparteitag einstimmig, die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) aufzufordern, auf dem Gelände der Trabrennbahn eine Arena mit einer Kapazität für bis zu 8000 Zuschauer nördlich der Luruper Hauptstraße „im noch zu erstellenden Bebauungsplanverfahren planungsrechtlich abzusichern“.

Die Rennbahn muss Ende 2024 ihren Betrieb einstellen und auf eine Doppelrennbahn mit den Galoppern in Horn hoffen. Auf dem 41 Hektar großen Gelände sind bisher Wohnungsbau und Gebäude der Science City vorgesehen.

Ein neues Stadion im Inselpark kollidiert nicht mit dem Wohnungsbau

Eine weitere Option, die der HSB ins Spiel bringen will, wäre der an den öffentlichen Nahverkehr gut angeschlossene Inselpark in Wilhelmsburg. Mit der edel-optics.de Arena, die von den Bundesligabasketballern der Veolia Towers Hamburg genutzt wird, und dem baulich verbundenen Landesleistungszentrum Wasserball hat der Leistungssport hier bereits einen Standort.

Für eine mittelgroße Arena wäre auf dem Areal noch ausreichend Platz. Anwohnerklagen wären nicht zu befürchten, weil es in unmittelbarer Nähe keine Wohnungen gibt.